Man habe versucht, die zuständigen Landesbeamten und auch Landesrat Arnold Schuler davon zu überzeugen, dass das Verhängen von Strafen der falsche Weg sei, unterstreicht auch Landesjägermeister Günther Rabensteiner.<BR /><BR />„Der Forst- und Landwirtschaft schießen wir zu wenig Schalenwild – und für die Tierschützer ist jedes Stück eines zu viel“, gab Bezirksjägermeister Siegfried Pircher am Sonntag beim Festakt anlässlich der Bezirkshegeschau in Algund zu bedenken. Enttäuscht über das Land, schnitt er die Strafen für 4 Reviere an, weil zu wenig Wild erlegt wurde. Im Burggrafenamt betrifft es das Revier Ulten.<BR /><BR />„Es geht um Geldbußen, die jenseits von Gut und Böse sind“, sagte Siegfried Pircher im Peter-Thalguter-Haus. „Wir haben Reviere, die Strafgeldbescheide von über 18.000 Euro bekommen haben.“ Solche Strafen seien alles andere als förderlich. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="879830_image" /></div> <BR /><BR />„Wir werden sicherlich kein Stück Wild <i>mehr</i> schießen, nur weil Strafen ausgestellt werden“, sagte er in Richtung Direktor Florian Blaas vom Amt für Forstverwaltung, der Landesrat Arnold Schuler vertrat und mit gespitzten Ohren Siegfried Pirchers Ausführungen verfolgte. <BR /><BR />„Wir Revierleiter sind Ehrenamtliche und bekommen als Privatpersonen eine Strafe“, wetterte Jägermeister Pircher. „Wenn so etwas Schule macht, dann wird es morgen keine Leute mehr geben, die sich dazu bereit erklären werden, das Amt des Revierleiters zu übernehmen.“ Sollte es dazu kommen, „dass die Strafen gezahlt werden müssen, wird eine Lawine losgetreten, die nicht mehr aufhaltbar sein wird“. Er befürchtet Rücktritte – verbunden mit dem Problem, die Revierleiterposten nachzubesetzen. <h3> Fall geht vor Gericht</h3>Landesjägermeister Günther Rabensteiner schlug in dieselbe Kerbe: Die Basis der Südtiroler Jagd sei das Ehrenamt. „Dass ein Revierleiter für die ungenügende Erfüllung des Abschussplans in seinem Revier von der Forstbehörde zur Verantwortung gezogen wird, kann es nicht sein.“ Man habe versucht, die zuständigen Landesbeamten und auch Landesrat Arnold Schuler davon zu überzeugen, dass das Verhängen von Strafen der falsche Weg sei. Nun befasse sich die Gerichtsbarkeit mit den Strafen. <BR /><BR /> Amtsdirektor Blaas hob die Wichtigkeit der Jagd hervor und betonte, dass der Schalenwildbestand weiter wachsen werde, wenn die Jägerschaft nicht den Abschussplänen nachkomme. In diesem Zusammenhang sagte er auch, dass der Wolf nicht imstande sei, den Bestand im Zaum zu halten. Steigende Schalenwildbestände würden eine Waldverjüngung verhindern. <h3> Revierleiter soll 18.600 Euro zahlen</h3> Damit das nicht passiere, habe man nach einer Warnung an mehrere Reviere aufgrund von zu niedrigen Abschussquoten im Jahr 2021 die Möglichkeit genutzt, Strafen zu verhängen. „Man wollte ein Zeichen setzen“, meinte der Amtsdirektor. Hinter vorgehaltener Hand sagten einige verärgerte Jäger, dass es für einen Beamten einfach sei, Strafen zu verhängen, ohne die Realität des Waidwerks zu kennen. <BR /><BR />Ein konkreter Fall: Weil das Revier Ulten 2021 nicht 85 Prozent des Schalenwild-Abschussplans (Rot-, Reh- und Gamswild) erfüllt hat, wurde Revierleiter Andreas Breitenberger vom Land zu einer Strafe von 18.600 Euro verdonnert. Laut Jagdverband-Geschäftsführer Benedikt Terzer liegt die Mindeststrafe bei 140 Euro, die Höchststrafe beträgt 18.600 Euro. Nach einem Einspruch sei die Strafe dann halbiert worden. Kürzlich sei die verbliebene Strafe vor Gericht angefochten worden. Solche Strafen gebe es im Staatsgebiet nur in Südtirol, gab Jurist Terzer zu bedenken.<BR />