Die hochsommerlichen Temperaturen bringen Südtirols Gletscher so richtig ins Schwitzen. Zweimal das gesamte Fassungsvermögen des Stausees von Franzensfeste – so viel verlieren die Eisriesen derzeit pro Tag an Masse. <BR /><BR />Neben den hohen Temperaturen macht den Gletschern vor allem eines zu schaffen: die heuer so gut wie fehlende Schneedecke. „Dieses Jahr ist die massive Schmelze auf den Gletschern einen Monat zu früh dran. Normalerweise haben wir erst Ende Juli, Anfang August eine solche Situation“, weiß Glaziologe Roberto Dinale, Direktor im Amt für Hydrologie und Stauanlagen. <BR /><BR />Der Grund dafür ist, dass es nach dem äußerst schneearmen Winter außergewöhnlich früh im Jahr der Sommer begonnen hat. Dadurch ist die Schneedecke, die den Gletschern normalerweise Schutz vor dem Abschmelzen bietet, je nach Exposition bis auf eine Höhe von 2900 Metern bereits vollends verschwunden. Das Eis ist dadurch voll der Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Verteilt auf die gesamten Gletscherfelder verlieren die weißen Riesen derzeit im Schnitt 4 Zentimeter von ihrem Eispanzer.<BR /><BR /><embed id="dtext86-54935836_quote" /><BR /><BR />Dasselbe Bild bietet sich heuer überall in den Alpen. Schweizer Glaziologen um Matthias Huss von der ETH Zürich haben errechnet, dass die Hitzewelle in der vergangenen Woche die Schweizer Gletscher 300 Millionen Tonnen Schnee und Eis gekostet hat. Alle 5 Sekunden hätte man damit ein olympisches Schwimmbecken volllaufen lassen können.<BR /><BR />Und noch ein Punkt macht den Gletschern heuer besonders zu schaffen: Saharastaub. „Während die weiße Schneeoberfläche 90 Prozent der Energie reflektiert, ist es bei einer dunklen Oberfläche genau umgekehrt“, so Dinale. Durch die Sand- und Staubschicht, die sich auf Eis und Schnee abgelagert hat, dringen rund 90 Prozent der Energie ins Eis ein, bringen dieses noch mehr zum Schmelzen. <BR /><BR />Täglich 3,2 Millionen Liter Wasser, 2 Mal das Fassungsvermögen des Stausees von Franzensfeste, rinnen derzeit täglich zu Tal. „Wie 2003 erwartet die Gletscher also wohl auch heuer wieder ein harter Sommer“, so Dinale.<BR /><BR /><BR />