Es handelt sich dabei um Gianmaria Favaretto – bis vor kurzem Schüler des naturwissenschaftlichen Gymnasiums Enrico Fermi in Padua.<h3> Ein Abschied mit klarer Botschaft</h3>Vor der Prüfungskommission unterschrieb Gianmaria das Formular, wandte sich dann an die Lehrkräfte und sagte nur wenige, aber deutliche Worte: „Meine Damen und Herren, danke für alles, aber dieses mündliche Examen lege ich nicht ab. Auf Wiedersehen.“<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1187544_image" /></div> <BR /><BR />Dieser Schritt war alles andere als eine spontane Laune. Wie er in einem Interview mit „Il Mattino di Padova“ erklärte, war seine Entscheidung das Ergebnis monatelanger Überlegungen – aus tiefem Unbehagen gegenüber einem Schulsystem, das aus seiner Sicht eher Konkurrenz und Leistungsdruck fördert als die echte persönliche Entwicklung.<h3> Gianmaria hatte bereits genug Punkte</h3>Mit 62 Punkten aus Schulnoten und schriftlichen Prüfungen hatte Gianmaria bereits genug gesammelt, um seine Matura auch ohne das mündliche Examen zu bestehen. Doch für ihn ging es um mehr als nur um die Punkterechnerei. „Die Matura macht für mich keinen Sinn. Sie bewertet nichts von dem, was wirklich zählt“, betonte er.<BR /><BR />Das mündliche Gespräch sei aus seiner Sicht kein Maßstab für echte Fähigkeiten oder emotionale und intellektuelle Reife – genau das aber müsste Bildung eigentlich leisten. „Eine Schule, die stresst und spaltet, anstatt zu bilden“, so sein Urteil. Seine Kritik richtete sich nicht nur gegen die Abschlussprüfung selbst, sondern gegen das gesamte System. <BR /><BR />„Ich habe erlebt, wie Konkurrenz Beziehungen zerstört. Menschen wurden gemein – nur wegen einer Note.“ Statt Raum für Fehler, Entwicklung und kritisches Denken zu schaffen, produziere die Schule vor allem Angst und ständigen Vergleich.<h3> Überraschung für die Kommission – und ein Kompromiss</h3>Sein Auftritt brachte die Prüfungskommission zunächst in Aufruhr. Die Vorsitzende warf ihm mangelnden Respekt gegenüber der Arbeit der Lehrkräfte vor. Doch nach einem kurzen Gespräch mit den schulinternen Lehrern, die Gianmaria gut kannten, wurde ein Kompromiss gefunden: Er beantwortete einige Fragen zum Lehrstoff und bekam dafür drei Zusatzpunkte. Am Ende verließ er die Schule mit einem Abschlusszeugnis: 65 von 100 Punkten.<h3> Die Lehre aus einer „Niederlage“</h3>Gianmarias Weg war nie geradlinig. Bereits in der neunten Klasse war er einmal sitzen geblieben – eine Erfahrung, die er heute als entscheidend für seine persönliche Entwicklung sieht. „Ich habe mehr aus Fehlern gelernt als aus Erfolgen. Die Schule sollte uns lehren, Fehler machen zu dürfen und daran zu wachsen – nicht, Noten hinterherzujagen“, sagt er.<BR /><BR />Die Weigerung, die mündliche Prüfung abzulegen, war für ihn vor allem ein Akt der Eigenständigkeit: Er wollte nicht etwas tun, nur weil es alle machen. „Ich habe getan, was sich für mich richtig angefühlt hat.“