<a href="https://www.stol.it/artikel/preview/preview-dtext86-67758800/8660b63749c1ac887078e594f31ad911" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Wie bereits für die Kfz-Branche berichtet</a>, gibt es massive preisliche Unterschiede im Bereich der handwerklichen Berufe zwischen Süd- und Nordtirol.<BR /><BR />Auch bei Hydraulikern sieht die Lage ähnlich aus. In Österreich kostet eine Handwerkerstunde von Hydraulikern im Durchschnitt 95 Euro und für eine Partiestunde (Facharbeiter + Gehilfe) 150 Euro.<BR /><BR />In Südtirol verlangen viele Installateure zwischen 37-45 Euro pro Stunde. <h3> Preisliche Differenz von 137,5 %</h3>Wir haben bei einem Hydraulikerbetrieb in Südtirol nachgefragt, warum das so ist. Christian hat mit uns über die Probleme seines Unternehmens geredet, er will aber nicht namentlich genannt werden.<BR /><BR /><b>Wie ist die aktuelle wirtschaftliche Lage in ihrem Betrieb?</b><BR />Christian: Ich kann und will mich nicht beschweren, da die Auftragslage sehr gut ist. Aber einfach ist es als kleiner Betrieb nicht, auch das muss an dieser Stelle gesagt werden. Ich weiß, dass ich viel zu billig bin, mit einem Stundensatz von 37 Euro bleibt unterm Strich nicht viel übrig.<BR /><BR /><BR /><b>Warum ist der Stundensatz aber so niedrig? Warum wird er nicht erhöht bzw. an die steigenden Kosten angepasst?</b><BR />Christian: Das Hauptproblem ist, dass es keinen vorgegebenen Grundpreis für den Hydraulikerberuf gibt. Jeder macht seine Preise selbst. Und da muss ich natürlich konkurrenzfähig bleiben. Wenn ich morgen meinen Stundensatz auf 50 Euro erhöhe und mein Konkurrent bei den branchenüblichen 40 Euro bleibt, habe ich übermorgen keine Aufträge mehr.<BR /><BR /><BR /><b>Wie machen Sie dann Gewinn? Zudem auch eine zusätzliche Person bei Ihnen beschäftig ist?</b><BR />Christian: Gewinn machen wir nicht mit unserer verrichteten Arbeitsstunde sondern mit den Materialien. Ich schlage rund 30 Prozent auf die eingebauten Materialien drauf. Aber auch das macht jeder Betrieb anders,, auch dafür gibt es keine einheitliche Regelung.<BR /><BR /><b>Geht es sich aber am Ende des Jahres noch aus?</b><BR />Christian: Nein, ich muss im neuen Jahr mit den Stundenpreisen rauf gehen. Ich habe mir gerade die Jahreskalkulation angeschaut und auch wir sind gezwungen auf die steigenden Kosten zu reagieren. <h3>Prekäre Preisdifferenzen im Handwerk: Warum Südtirol hinterherhinkt</h3>Eine Analyse von Experten aus Wirtschaft und Forschung beleuchtet die Faktoren, die zu den problematischen Preisstrukturen beitragen.<BR /><BR /><b><BR />1. Ein ungleicher Wettbewerb</b><BR />Ein Hauptproblem ist die „Kultur der Stundensätze“. Betriebe in Südtirol scheuen sich, ihre Preise zu erhöhen, wenn die Konkurrenz das nicht tut. Ein Anstieg der Preise könnte dazu führen, dass Kunden Aufträge an andere Anbieter vergeben, was ihre Marktposition schwächt.<BR /><BR /><b>2. Moderne Herausforderungen im Handwerk</b><BR />Die Tätigkeiten vieler Handwerker haben sich verändert. Handwerker wie Hydrauliker oder Elektriker über einen zum Teil ingenieursähnlichen Beruf aus , da sie komplexe technische Aufgaben übernehmen. In Nordtirol scheint man diesen Wandel früher erkannt und entsprechend reagiert zu haben – etwa durch höhere Stundensätze, die auch bessere Löhne ermöglichen.<BR /><BR /><b>3. Zusammenschlüsse als Lösung?</b><BR />Einige Betriebe haben begonnen, Genossenschaften oder Netzwerke zu gründen, um ihre Marktposition zu stärken. Ein Beispiel sind Werkstätten, die sich als „Premium“-Betriebe zertifizieren lassen, um höhere Preise verlangen zu können. Fachleute aus dem Bereich Wirtschaft und Forschung sind skeptisch, ob dies der richtige Ansatz ist, sehen jedoch eine Notwendigkeit für strukturelle Veränderungen.<BR /><BR /><b>4. Einkommensungleichheit und soziale Herausforderungen</b><BR />Neben niedrigen Preisen leiden Südtiroler Familien unter einem hohen Kostendruck. Etwa 25 % der Haushalte in Südtirol haben ernsthafte finanzielle Probleme. Ursachen sind unter anderem niedrigere Löhne und hohe Lebenshaltungskosten. Besonders betroffen sind Alleinerziehende und kinderreiche Familien.<BR /><BR /><b>5. Der richtige Zeitpunkt für Preissteigerungen<BR /></b>Laut Wirtschaftsexperten wäre die Zeit, die Stundensätze anzuheben vor zwei Jahren ideal gewesen. Heute, in einer Phase abnehmender Nachfrage und steigender Preise, sei dies deutlich schwieriger. Dennoch sei eine moderate Erhöhung der Preise notwendig, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.<BR /><BR /><b>6. Der Wert körperlicher Arbeit</b><BR />Ein weiteres Problem entsteht in der Ungleichheit zwischen körperlicher Arbeit und Büroarbeit. Handwerker verdienen oft weniger als Angestellte mit vergleichbarer Qualifikation, obwohl die Arbeit ebenso anspruchsvoll ist.<BR /><h3> <b>Fazit: Ein System im Wandel</b></h3>Die Situation zeigt, dass strukturelle Veränderungen im Südtiroler Handwerk dringend notwendig sind. Höhere Stundensätze und eine fairere Bezahlung könnten helfen, die wirtschaftliche Lage vieler Betriebe zu verbessern und den Beruf attraktiver zu machen. Die Experten mahnen jedoch, dass dies mit Bedacht und langfristiger Planung geschehen müsse.