Warum eine Infektion nicht immer harmlos ist? „Es gibt mittlerweile genügend Fälle von Personen, die nach mehrmaligem Infekt, selbst wenn sie ursprünglich geimpft waren, nun mit Long Covid dastehen“, sagt Falk.<BR /><BR /><b>Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist in Südtirol in der Woche von 7. bis 13. September auf 135 gestiegen – in der Woche davor waren es 85 Fälle. Müssen wir uns Sorgen machen?</b><BR />Markus Falk: Südtirol ist im Vergleich zu Italien noch gut davongekommen. In Italien steigt diese Zahl noch viel schneller. Der Anstieg der Fälle geht auf die höhere Kontaktzahl zurück. Über die Reiserückkehrer kamen neue Fälle herein – diese hatten dann auch ihre Kontakte. Es fehlen derzeit die registrierten Fälle bei den Kindergartenkindern und Grundschülern. Den Anstieg sieht man derzeit hauptsächlich bei den Erwachsenen. Eine ähnliche Entwicklung wie in Italien sieht man auch in einzelnen europäischen Staaten.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="941275_image" /></div> <BR /><BR /><b>Wie hoch ist die Inzidenz derzeit in Südtirol?</b><BR />Falk: Diese liegt bei etwa 30 Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner pro Woche. Das ist noch nicht alarmierend. Damit meine ich, dass noch keine Gefahr für das Gesundheitssystem besteht. Was den Herbst und Winter betrifft, wird dennoch eine bestimmte Belastung für das Gesundheitssystem entstehen, die man, sofern nicht etwas anderes dazukommt, noch gut bewältigen kann. <BR />Aber wenn es wieder zu parallel auftretenden Infektionskrankheiten kommt wie im vergangenen Jahr, wo die Influenza und die RSV-Infekte hinzukamen, dann kann es für alle problematischer werden. Im vergangenen Herbst und Winter gab es in Südtirol eine sehr hohe Sterblichkeit, die teilweise vergleichbar war mit dem Anfang der Pandemie. Diese Sterblichkeit ging nur zu einem kleinen Teil auf Covid zurück – der Rest war bedingt durch RSV und Influenza.<BR /><BR /><b>Mit welchen Coronazahlen rechnen Sie für den Winter?</b><BR />Falk: Man muss über den Winter mit Inzidenzen von bis zu 400 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner rechnen. Eine solche Inzidenz gab es im Sommer in Südkorea. Das ist immer noch keine Gefahr für das Gesundheitssystem. Unklar ist jetzt, wie es Ende Oktober und Anfang November weitergeht. Das wäre der typische Zeitraum, in dem die Fälle steigen müssten. Spätestens wenn geheizt wird, ändert sich das Infektionsgeschehen, weil man sich viel mehr in Innenräumen aufhält und nicht mehr so gut lüftet.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="941278_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Wozu raten Sie, um das individuelle Infektionsrisiko zu minimieren?</b><BR />Falk: Wenn ich Schnupfen-Symptome habe, sollte ich eine Maske tragen, um das Verteilen von Virusmaterial zu unterbinden. Eine verschnupfte Lehrkraft sollte eine Maske verwenden – das gilt für alle, die mit vielen Menschen zu tun haben. Zudem sollte jemand, der besonders gefährdet oder über 60 Jahre alt ist, im Herbst an die Corona-Impfung denken, die in Kombination mit der Influenza-Impfung angeboten wird. Dieses Angebot sollte man auf jeden Fall annehmen. <BR />Es gibt mittlerweile genügend Fälle von Personen, die nach mehrmaligem Infekt, selbst wenn sie ursprünglich geimpft waren, nun mit Long Covid dastehen. Dies ist glücklicherweise selten. Diese Menschen, und hier betrifft es auch Jüngere, berichten, dass sie bisher mit Covid eigentlich kein Problem hatten, sich nun aber mit Long-Covid-Symptomen herumschlagen. Das kann jemanden für längere Zeit außer Gefecht setzen. Wir wissen inzwischen aber auch, dass die Impfung, wie auch eine Infektion, relativ lange Schutz gewähren. Wäre dies nämlich nicht der Fall, dann hätten wir jetzt schon wieder die nächste ganz große Welle gesehen – bei diesen vielen Kontakten und dem Wegfallen der Schutzmaßnahmen.<BR /><BR /><b>Was empfehlen Sie Schulen?</b><BR />Falk: Sollte sich die Zahl der Corona-Fälle in einer Klasse mehren, dann sollte in dieser eine Maskenpflicht für Symptomatische gelten.<BR /><BR />