Ein besonders drastisches Beispiel für Exklusion statt Inklusion erlebt er regelmäßig am Bahnhof Brixen. Dort ist Gleis 1 barrierefrei gestaltet, mit einer modernen Hebebühne ausgestattet und für Rollstuhlfahrer problemlos nutzbar. Trotzdem fahren die meisten Züge auf Gleis 2 oder 3 ein – Bahnsteige, auf denen Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zwingend Hilfe benötigen.<BR /><BR />„Wie kann es sein, dass ein barrierefreies Gleis vorhanden ist, aber kaum genutzt wird?“, fragt Ellemund. Die Antwort von Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider machte ihn sprachlos: Man spare damit einige Sekunden. „Ich war sehr aufgebracht, konnte nicht glauben, dass das der Grund sein soll“, kommentiert Ellemund diese Tatsache. „Vor allem nicht, wenn man weiß, dass man vor dem Bahnhof Bozen oft bis zu 10 Minuten steht, weil der Zug auf die Freigabe für Einfahrt in den Bahnhof warten muss.“<BR /><BR />Besonders empört ihn, dass der Bahnhof Brixen 2022 von den „Freunden der Eisenbahn“ als „Bahnhof des Jahres“ ausgezeichnet wurde. „Dabei ist die Situation für Menschen mit Behinderung alles andere als hinnehmbar. Der Aufzug war über Wochen defekt, was den Zugang zu den Bahnsteigen praktisch unmöglich machte. Und das extra barrierefrei umgebaute Gleis 1 wird von den Zügen schlichtweg nicht angefahren.“<BR /><BR />Für Ellemund war das Maß voll. „Ich habe mich zu einem drastischen, aber notwendigen Schritt entschieden und Strafanzeige bei der Bahnpolizei sowie bei der Staatsanwaltschaft gegen die RFI, den italienischen Schienenbetreiber, erstattet. Hier wird klar gegen Gesetze verstoßen.“<BR /><BR />Seine Kritik endet aber nicht bei den Bahnsteigen. Auch die sanitären Anlagen am Bahnhof bezeichnet er als untragbar: „Verschmutzte Toiletten, unangenehme Gerüche und fehlende Hygieneartikel machen den Aufenthalt unzumutbar – besonders für Reisende, die auf gepflegte Infrastruktur angewiesen sind.“ <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1200264_image" /></div> <BR />Unter diesen Umständen sei die Auszeichnung „Bahnhof des Jahres“ reiner Hohn. „Wir fordern die Aberkennung dieser Ehrung. Der Bahnhof Brixen ist derzeit ein Ort der Ausgrenzung, nicht der Offenheit.“<BR /><BR />Ellemund berichtet zudem von einem weiteren diskriminierenden Vorfall während einer Zugfahrt von Brixen nach Bozen. Seine Reisegruppe, bestehend aus mehreren Rollstuhlfahrern, erhielt kurz vor der Ankunft die Durchsage, dass der Aufzug am Einfahrtsgleis 4 außer Betrieb sei. Technische Defekte könnten immer passieren – was jedoch nicht passieren dürfe, sei, dass trotz der vorgeschriebenen Voranmeldung von Rollstuhlfahrern kein Hilfspersonal am Bahnsteig wartete. Abgesehen vom Begleiter im Zug waren die drei Rollstuhlfahrer und weitere gehbehinderte Mitreisende völlig auf sich gestellt. „Ohne die Hilfe anderer Passagiere hätten wir wohl auch die Feuerwehr rufen müssen“, sagt Ellemund.<BR /><BR />„Wir fühlen uns von der Politik im Stich gelassen und ehrlich gesagt veräppelt. Es muss endlich etwas geschehen, damit diese skandalösen Zustände ein Ende haben. Es braucht nur ein bisschen Hausverstand und soviel Courage muss man haben, die Situation in Brixen zu regeln. Keiner wird sich wegen der paar Sekunden Verzögerung aufregen und nicht nur uns, sondern auch älteren Menschen, Eltern mit Kinderwagen und Fahrradfahrern könnte man endlich ein barrierefreies Einsteigen ermöglichen.<BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/politik/wie-barrierefrei-sind-suedtirols-bahnhoefe-situation-ist-ein-armutszeugnis-fuer-unser-land" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Auch der Landtagsabgeordnete Alex Ploner (Team K) zeichnet ein düsteres Bild, was Barrierefreiheit an Südtirols Bahnhöfen betrifft und sagt: „Die Situation ist ein Armutszeugnis für unser Land!“</a><h3>Vormerkung für Assistenz</h3>Für die Bahn- und Ersatzdienste können Sie Hilfeleistungen von Sale Blu für die gesamte Reisekette erhalten und den Dienst vormerken.<BR />Fahrgäste werden gebeten, den Bedarf an benötigten Hilfeleistungen mindestens 24 Stunden vor Reiseantritt anzumelden und sich rechtzeitig vor der Abfahrt am Bahnhof bzw. Bussteig einzufinden.<BR /><BR />Reservierung: Montag bis Sonntag von 6:45 bis 21:30 Uhr<BR />E-Mail <a href="mailto:salablu.verona@rfi.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">salablu.verona@rfi.it</a>, telefonisch beim Betreiber RFI 800 90 60 60 (von Festnetz) oder 02 32 32 32 (von mobil). Reservierung in italienischer, englischer oder deutscher Sprache nur E-Mail möglich. Alternativ kann auch über die App SalaBlu+ gebucht werden.<BR /><BR />Nur für den Abschnitt Brixen-Bruneck besteht alternativ die Möglichkeit, die Assistenzleistung direkt beim durchführenden Verkehrsunternehmen zu beantragen, mindestens 24 Stunden vor Reiseantritt:<BR /><BR />E-Mail info@pizzinini.it<BR />Tel. +39 0472 977250<BR /><BR />Im Normalfall werden für den Ersatzverkehr sog. Low-Entry-Busse mit einem Niederflureinstieg und einer Rampe eingesetzt. Ein gesonderter Transportdienst wird nur im Bedarfsfall organisiert.