Wie das gelingen soll und welche Dinge nun angepackt werden sollen, erörtert die 24-Jährige im Interview.<BR /><BR /><b>Frau Oberrauch, wie kam es zur Entscheidung, dieses Amt beim SJR überhaupt anstreben zu wollen?</b><BR />Katja Oberrauch: Bereits bei der ersten Wahl, die am 22. Mai auf Schloss Maretsch stattgefunden hatte, hatte ich Interesse mitzumachen – allerdings im Vorstand. Mir gefiel der Gedanke, mich nach meiner Rückkehr nach Südtirol ehrenamtlich für die Kinder- und Jugendarbeit zu engagieren. Als jedoch diese Wahlen an den bekannten Gründen gescheitert waren, trat der Vorsitzende der Südtiroler Hochschülerschaft Alexander von Walther mit dem Vorschlag an mich heran, für den Vorsitz zu kandidieren. Nach etwas Bedenkzeit habe ich zugestimmt. Natürlich ist dieses Amt mit großer Verantwortung verbunden, andererseits reizt mich aber die Herausforderung.<BR /><BR /><b>Wie möchten Sie nun vorgehen, damit im Jugendring wieder Ruhe einkehrt?</b><BR />Oberrauch: In dieser Hinsicht sind mir drei Punkte bzw. Ebenen wichtig, wobei es immer um gute Zusammenarbeit bzw. Kommunikation geht. Erstens die enge Zusammenarbeit mit den Mitgliedsorganisationen, die über ein großes Netzwerk an Ehrenamtlichen verfügen und die genau wissen, was die Kinder und Jugendlichen brauchen. Zum Zweiten möchte ich auf die Ressourcen der zehn hauptamtlichen Mitarbeiter im Büro des Jugendrings im Goethehaus bauen. Viele von ihnen arbeiten schon lange beim Jugendring und sind ausgewiesene Fachleute. Und dann ist natürlich noch die neue Geschäftsführerin zu nennen, die ab August die Arbeit antritt. <BR /><BR /><b>Reden ist sicherlich gut, braucht es nach den Vorfällen aber nicht einen generellen Neuanfang?</b><BR />Oberrauch: Ich komme jetzt erst neu dazu und kann zu den bisherigen Ereignissen nichts sagen. Ich denke, es ist nun wichtig, ins Gespräch zu kommen und aus Fehlern zu lernen. <BR /><BR /><b>Ihr erster Eindruck?</b><BR />Oberrauch: Mir ist aufgefallen, dass die Mitgliedsorganisationen sehr offen für Gespräche sind. Es besteht ein starker Wunsch nach Austausch, das ist allemal positiv. <BR /><BR /><b>Apropos Mitgliedsorganisationen: Der Jugendring bildet den Dachverband von 14 sehr unterschiedlichen Organisationen wie etwa der ASGB-Jugend, den Jungschützen oder der Kolpingjugend. Ist diese Konstellation nicht per se schon ein Drahtseilakt?</b><BR />Oberrauch: Das kann ein Drahtseilakt sein. Aber genau die Vielfalt an Meinungen und Richtungen macht den Jugendring aus und ist letztlich ein Spiegelbild der Jugend in Südtirol, denn auch die ist nicht homogen. Sicher, die Suche nach Kompromissen ist oft schwierig und es kann nicht immer jede Entscheidung von allen geteilt werden. Wichtig ist immer, miteinander ins Gespräch zu kommen. <BR /><BR /><b>Blicken wir nach vorne: Welche Themen liegen Ihnen nun besonders am Herzen?</b><BR />Oberrauch: Grundsätzlich das Leben der jungen Menschen in Südtirol. Diese werden leider oft ein wenig vergessen, weil sie nicht über eine große Lobby verfügen. Eines der dringlichsten Themen ist sicherlich der leistbare Wohnraum. Darüber hinaus wird aber die psychische Gesundheit immer bedeutender, vor allem, weil durch die sozialen Medien all die Krisen dieser Welt und die Sorgen rund um den Klimawandel auf uns einprasseln.<BR /><BR /><b>Die Ergebnisse der vierten COP-S-Erhebung vom Juni haben aufgezeigt, dass knapp 30 Prozent der befragten Jugendlichen in Südtirol unter Angststörungen leidet. Wie sollte man damit umgehen?</b><BR />Oberrauch: Ich glaube, Eltern und Schule sollten damit nicht alleingelassen werden. Es handelt sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Auch in dieser Frage bin ich der Auffassung, dass es das offene und ehrliche Gespräch braucht: Man sollte mit Kindern und Jugendlichen die Ängste und Sorgen thematisieren und sie möglichst ernst nehmen. Wir werden im Vorstand besprechen, welche Initiativen wir diesbezüglich als Jugendring weiterführen bzw. neu starten wollen. <BR /><BR /><b>Ein Schwerpunkt des Jugendrings sind Projekte zur politischen Teilhabe der Jugendlichen. Was verspricht hier den größten Erfolg?</b><BR />Oberrauch: Ein Schlüssel ist sicherlich Kontinuität. Die Jugend sollte ganzheitlich und dauerhaft in den politischen Diskurs eingebunden werden, bei Jugendthemen oder Infrastrukturprojekten für die Jugend sollte stets auch mit den Jugendlichen selbst gesprochen werden. Oft ist es leider so, dass Jugendthemen nur kurz vor den Wahlen zur Sprache kommen. Klar, dass auf diese Weise das Interesse für bzw. das Vertrauen in politische Prozesse nicht unbedingt gefördert wird.