Die „Ärztliche Akademie für Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen EV“ mit Sitz in München hält derzeit ihre Weiterbildung in der Cusanus Akademie in Brixen ab. Am Dienstag wurde die COPSY-Studie vorgestellt, die die psychische Belastungen von Kindern und Jugendlichen in der ersten Covid-Welle beleuchtet. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="783677_image" /></div> <BR /><BR /><b>Was hat die Pandemie mit den jungen Menschen gemacht?</b><BR />Dr. Manfred Endres: Kinder und Jugendliche sind durch die Pandemie besonders belastet. Ein Teil der Jugend wird ihnen gestohlen. Treffen mit Gleichaltrigen wurden drastisch eingeschränkt. Auch für kleinere Kinder war es schwierig. Sie waren sozusagen in Familienhaft, haben familiäre Konflikte in beengten häuslichen Verhältnissen hautnah miterlebt und das schulische Miteinander vermisst.<BR /><BR /><b>Wie wird sich das auf die Jugendlichen auswirken?</b><BR />Dr. Endres: Ich bin optimistisch, dass die jungen Leute das wieder aufholen. Medizinisch allerdings müssen wir beobachten, was Long Covid mit den jungen Leuten tut. Bei Erwachsenen ist das Erschöpfungssyndrom und dessen Auswirkungen bekannt und problematisch. Bei den jungen Menschen beobachten wir auch Erschöpfungssymptome, wissen aber noch nicht, ob es sich nicht um versteckte Depressionen handelt. Wir erleben immer wieder, dass junge Menschen sehr flexibel sind und vieles wegstecken können. Bei psychisch vorgeschädigten Kindern allerdings kann es zu zusätzlichen Schwierigkeiten kommen. <BR /><BR /><b>Wie können junge Menschen gestärkt werden?</b><BR />Dr. Endres: Kinder brauchen sichere Bindungen, um Resilienz zu entwickeln – vor allem in den ersten beiden Lebensjahren. Sie benötigen ein sicheres Leben ohne Gewalt und ohne Misshandlungen. Das schützt vor langfristigen psychischen Erkrankungen, vor allem auch in der Zeit der Adoleszenz und Pubertät. In dieser Zeit verändert sich nicht nur der Körper, sondern wird auch das Gehirn umstrukturiert. Das erfordert von jungen Menschen eine große Anstrengung. <BR /><BR /><embed id="dtext86-54948698_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Was kann die Gesellschaft unterstützend tun?</b><BR />Dr. Endres: Der Ausbau der Frühen Hilfen und der aufsuchenden Sozialarbeit ist von großer Bedeutung. In der westlichen Gesellschaft sind diese Angebote inzwischen glücklicherweise zunehmend etabliert.<BR /><BR /><b>Sorgen Sie sich um die jungen Menschen?</b><BR />Dr. Endres: Es erstaunt mich immer wieder, wie anpassungsfähig junge Menschen sind. Wir Menschen sind biologisch so ausgestattet, das wir uns Veränderungen anpassen und mit Veränderungen auseinandersetzen können. Als Gesellschaft finden wir einen Ausweg. Dennoch müssen wir achtgeben. Familien stehen unter enormem ökonomischem und gesellschaftlichem Druck. Für junge Menschen ist es wichtig, sich in Peers zu vernetzen. Die gleichaltrige Gruppe ist notwendig, um sich gegenseitig aufzufangen.<BR /><BR /><b>Wie zeigen sich psychische Probleme?</b><BR />Dr. Endres: Sie zeigen sich durch sozialen Rückzug, durch Angst, Depression, psychosomatische Beschwerden, durch Anorexie. Essstörungen werden oft lange nicht erkannt. Um betroffene junge Menschen müssen wir uns kümmern. Sie sprechen auf psychologische Unterstützung in einem geschützten und vertrauensvollen Setting gut an. 42 Prozent aller erwachsenen Menschen hatten im Laufe ihres Lebens einmal eine schwere psychische Krise zu bewältigen. Zum Glück nimmt die gesellschaftliche Akzeptanz von psychischen Problemen zu. Wir brauchen entsprechende Sensibilisierung, Unterstützung und Einrichtungen. <BR /><BR /><b>Worum geht es beim Symposion von Freitag bis Sonntag?</b><BR />Dr. Endres: Wir beleuchten, wie seelische Prozesse körperliche Prozesse beeinflussen und der Körper Einfluss auf die Seele nimmt. Wir können körperliche Erkrankungen nicht allein auf körperlicher Ebene betrachten. Es braucht eine ganzheitliche Sicht auf Krankheitsphänomene. Auf Kopfschmerzen kann man zwar umgehend mit Medikamenten reagieren, für eine ganzheitliche Sicht reicht das nicht. <BR />Interview: Maria Lobis<BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />