Doch wie sinnvoll ist das? s+ hat nachgefragt.<BR /><BR /><BR />Husten, Schnupfen, Halsweh, Abgeschlagenheit – schlimmstenfalls noch Fieber und weitere unangenehme Symptome. Über die Feiertage und zum Jahreswechsel hat es gefühlt jede Familie im Land erwischt; und wer sich an die gelockerten, aber (noch) geltenden Coronaregeln gewissenhaft hält, macht – zu Hause, in der Apotheke oder beim Hausarzt – einen Antigentest. Entweder aus purer Eigenverantwortung oder um zumindest medizinische Gewissheit zu haben. <BR /><BR />„Und Letzteres ist mittlerweile wohl auch der einzige Grund, weshalb die Leute sich überhaupt noch testen lassen“, befindet Dr. Maximin Liebl. Denn der Präsident der Südtiroler Apothekerkammer ortet parallel zu den aktuell grassierenden Infektionskrankheiten auch „eine verstärkte Testmüdigkeit“ in der Bevölkerung: „Die Leute wollen die Quarantäne vermeiden, und aufgrund der meist kaum noch schweren Verläufe hat das Coronavirus seinen Schrecken verloren“, unterstreicht Maximin Liebl. <BR /><BR />Trotzdem, oder erst recht deshalb, sei das Testen an sich ein probates Mittel, um bestimmte Krankheiten nicht nur zu erkennen, sondern auch besser zu behandeln: „Das wurde bisher viel zu wenig gemacht, dabei ließen sich so die im Umlauf befindlichen Infektionskrankheiten zielgenauer therapieren.“ Den doppelten Selbsttest für Corona und Influenza jedenfalls gebe es – laut Dr. Liebl – auch hierzulande schon von mehreren Anbietern in den Apotheken. Und das Angebot steige, wie er berichtet: „Es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch der in Deutschland propagierte Vierfachtest bei uns erhältlich sein wird. Derartige Testkits gelten laut EU-Richtlinie als sog. „Medizinprodukte„, weshalb eine einfache Anmeldung reicht bzw. kein spezielles Zulassungsverfahren samt Registrierung wie bei Medikamenten oder Impfungen notwendig ist.“<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="850979_image" /></div> <BR /><BR />Und aus der praktischen Erfahrung heraus meint der Bozner Apotheker – trotz allgemein beobachtbarer „Teststuffheit“: „Tatsächlich sind diese Kits sehr zuverlässig und sollten forciert werden, zumal sie den Ärzten und auch den Apothekern bei der Medikation behilflich sind. Außerdem wird den Patienten der psychische Umgang mit einer Infektion zumindest erleichtert.“<h3> Apotheker und Mediziner stehen hier im Widerspruch</h3>Ein Standpunkt, den hingegen Prof. Dr. Christian Wiedermann, wissenschaftlicher Projektkoordinator am Institut für Allgemeinmedizin, nicht teilen kann. Mit zu vielen Unwägbarkeiten sei dieser „Supertest“ für die hausgebräuchliche Unterscheidung von Corona, Influenza und RSV seiner Meinung nach versehen: „Zunächst gilt es festzuhalten, dass dieser Test von einem chinesischen Hersteller stammt, der sich die Vermarktungsberechtigung in der EU nach dem Medizinproduktegesetz über eine polnische Agentur sichern ließ. Wenn deutsche Medien hier von einem “Produkt aus Hamburg„ sprechen, sollte man bedenken, dass dies nur eine Vertriebsfirma ist, die bisher Corona-Tests, ansonsten aber kaum medizinische Produkte angeboten hat. <BR /><BR />Insofern geschieht hier pures Marketing mit ähnlichen Argumenten wie vormals für die isolierten Corona-Selbsttests. Schließlich geht es um ein riesiges Marktsegment, zumal während der Pandemie in Ländern wie Österreich in Milliardenhöhe mehr Geld fürs Testen als fürs Impfen ausgegeben wurde.“ <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="850982_image" /></div> <BR /><BR />Darüber hinaus kritisiert Dr. Wiedermann, dass der medial gehypte „Supertest“ bislang nicht von unabhängigen Institutionen wie dem Robert-Koch-Institut bzw. mittels klinischer Studien evaluiert worden sei: „Wir wissen also nur sehr begrenzt über die Testempfindlichkeit und die Treffergenauigkeit der Abstrich-Ergebnisse zu den einzelnen Viren Bescheid. Noch dazu ist dieser Test ausdrücklich für den Selbstgebrauch beworben, um das eigene Verhalten gegebenenfalls anzupassen. Aber all diese Viren haben verschiedene Ansteckungsverhalten und Inkubationszeiten bei Erkrankung; allein bei Corona brauchten wir zig Studien, um die richtigen Schlüsse aus den Testergebnissen zu ziehen.“<BR /><BR />Weshalb der Arzt zum Schluss kommt: „Wie auch immer ein Ergebnis bei so einem Vierfachtest ausfallen mag, klinisch Sinnvolles lässt sich daraus – vor allem für den Laien – so gut wie nicht ableiten. Und auch für medizinisches Fachpersonal sind die Ergebnisse zu unpräzise, um daraus eine Diagnose zu sichern oder gar eine gezielte Therapie abzuleiten. Dies geht nur mit den aktuell gebräuchlichen und um vieles komplizierteren Testverfahren.“<BR /><BR />Eine Problematik, die laut Dr. Wiedermann bereits mit den gebräuchlichen und besser untersuchten Antigen-Selbsttests gegen Corona einhergehe: „Diese haben geholfen, eigenverantwortlich zu handeln und niemand anderen anzustecken bzw. die Risikogruppen zu schützen.“ Mit dem neuen Mehrfachtest drohe aber eine gewisse Bagatellisierung, weil mit diesem vier unterschiedliche Infektionskrankheiten in einen (Test-)Topf geworfen würden: „Dann wird ein negatives Testergebnis zum Freibrief, sämtliche Vorsichtsmaßnahmen zu ignorieren. Das allerdings ist eine Pseudosicherheit, auf die man sich weder im klinischen Alltag noch privat verlassen sollte.“<BR />