Beim Betreten des „Café al volo“ ist eine besondere Atmosphäre spürbar: Überaus freundliche Kellner bemühen sich darum, den Gästen einen angenehmen Aufenthalt zu bieten. Es sind vorwiegend junge Erwachsene mit Down-Syndrom, die in diesem Gastbetrieb in Bozen Süd arbeiten.<BR /><BR /><BR />Einer der freiwilligen Mitarbeiter ist Samuel (18), Sohn des Initiators und Vorsitzenden der „Sorriso Academy“, Simone Pantano. Vor Eröffnung des Cafés im Thuniversum in Bozen absolvierte Samuel – neben der Schule – gemeinsam mit einigen seiner Arbeitskollegen eine Ausbildung im Bereich der Gastwirtschaft, die eigens für junge Erwachsene mit Down-Syndrom angeboten worden war. Heute sagt der 18-Jährige stolz: „Ich erfülle eine wichtige Funktion hier, und das verschafft mir Glück. Die Gäste machen mich glücklich, genauso wie meine Arbeitskollegen!“ <BR /><BR /><b>Inklusion in das gesellschaftliche Leben</b><BR /><BR />Auch junge Menschen mit Down-Syndrom werden erwachsen. Und damit ändert sich ihr Bedürfnis von Betreut-Sein hin zu mehr Selbstständigkeit. „So wie es eben bei Menschen ohne Down-Syndrom auch ist“, betont Simone Pantano. Es gelte, Räume zu schaffen, in denen diese Menschen zusammenkommen und erste Arbeitserfahrungen sammeln können. Denn: Für Menschen mit Down-Syndrom sei es besonders wichtig, ständig kognitive Förderung zu erfahren. <BR /><BR /> Und diese müsse mitten in der Gesellschaft geschehen, wie Pantano bekräftigt: „Es gäbe so viele Möglichkeiten, die jungen Erwachsenen einzugliedern, speziell in der Arbeitswelt. Personen mit Down-Syndrom könnten etwa in einer Bar oder in einem Geschäft aushelfen – oder in einem Friseursalon, wo sie den Kunden die Tür aufhalten oder den Green Pass kontrollieren.“ Dabei würden ihre kognitiven Fähigkeiten gefördert, und ihr Bedürfnis, von anderen zu lernen, werde gestillt: „Down-Menschen prägen sich viel durch Nachahmung ein. <BR /><BR />Deshalb ist es ungemein wichtig, sie mit Menschen ohne Down-Syndrom zusammenzuführen“, so der engagierte Vater weiter. Auch seine Ehefrau Renate Schwienbacher setzt sich seit über 20 Jahren bereits als Mitbegründerin des Vereins „Il Sorriso – das Lächeln“ dafür ein, weitreichend über Trisomie 21 und die Vorzüge einer frühkindlichen kognitiven Förderung aufzuklären. „Früher wurden Down-Kinder zu Hause nicht wirklich gefördert – und sie standen auch nicht in der Öffentlichkeit. Wir möchten, dass unsere Kinder das erreichen können, was jeder junge Mensch will: Beziehung, Arbeit, Urlaub, Freizeit und Spaß“, so Schwienbacher.<BR /><BR /><b>Genossenschaft und Bar werden gegründet</b><BR /><BR />Im Oktober 2021 gründeten die beiden dann in Zusammenarbeit mit Alessandra Marcucci die „Sorriso Academy“. Mit dieser wollen sie jungen Erwachsenen mit Down-Syndrom kulturelle und freizeitliche Aktivitäten, genauso wie Arbeitsmöglichkeiten bieten – idealerweise in Zusammenarbeit mit Menschen ohne Down-Syndrom. Denn genau das sei für die Jugendlichen wichtig: „Es erfüllt mich mit Freude, mit Menschen in Kontakt zu treten“, strahlt Samuel, bevor er sich umdreht und voller Tatendrang wieder seiner Freiwilligenarbeit im Café nachgeht.<BR /><BR /><embed id="dtext86-53057861_quote" /><BR /><BR />Gemeinsam mit der „Lenet-Group“, einem unternehmerischen Projekt der Unternehmerfamilie Thun, eröffnete die Akademie am 3. Jänner diesen Jahres das „Café al volo“: „Ein Zeitungsartikel, der im Oktober 2021 veröffentlicht wurde, machte uns auf die ‚Sorriso Academy‘ aufmerksam. Durch Zufall lief damals der Vertrag mit dem alten Leiter des Cafés hier im Firmengebäude aus, und so boten wir der ‚Sorriso Academy‘ die Übernahme des Cafés an. Gemeinsam möchten wir ein inklusives und nachhaltiges Projekt des Austauschs und der Gegenseitigkeit schaffen, das der gesamten Gemeinschaft einen Mehrwert bringen wird“, unterstreicht Claudio Mazzoli, Kommunikationsverantwortlicher der „Lenet-Group“. <BR /><BR /><b>Café, Bistro und „aperitivi“</b><BR /><BR />In der Mittagszeit verwandelt sich das „Café al volo“ in ein Bistro, das täglich bis zu 90 Mahlzeiten serviert. Am Nachmittag ist dann wieder Kaffeezeit angesagt. Geöffnet hat das Café und Bistro von Montag bis Freitag von 7.30 bis 19 Uhr sowie Samstags von 8 bis 15 Uhr. <BR />Sofern es die aktuelle Corona-Situation zulässt, sind für die kommenden Monate auch ganz besondere Events geplant, wie etwa ein Musikabend mit Fingerfood sowie diverse Cateringangebote für Firmen und Privatveranstaltungen. All diese Initiativen würden laut Simone Pantano zur Förderung sozialer Inklusion beitragen und unterschiedliche Realitäten zusammenführen, wie er im Gespräch mit der „Zett“ erläutert.<BR /><BR />Mit seinem breiten Lächeln auf den Lippen räumt Samuel Tische ab, bereitet Kaffee zu, kellnert und hilft überall dort, wo im Café Hilfe benötigt wird. Sein Ziel ist es, nach der Matura in der Gastronomie Fuß zu fassen und in diesem Berufsfeld weiter aufzusteigen. Den Grundstein dafür legt seine Freiwilligenarbeit im „Café al volo.“<BR /><BR />Neben gastronomischen Tätigkeiten bietet die „Sorriso Academy“ jungen Menschen mit Down-Syndrom aber auch Tanzkurse, Musik- und Kunsttherapien, Theaterkurse, diverse Sportangebote und kulturelle Weiterbildungskurse an. Das Unternehmen „Lenet-Thun“ stellt auch hierfür der Akademie sämtliche Räumlichkeiten in ihrem Hauptsitz zur Verfügung (u.a. eine Sport- und Tanzhalle, einen Kunstraum sowie grüne Flächen außerhalb des Unternehmens, die zukünftig Gemüsegärten werden sollen ). <BR /><BR />Die „Sorriso Academy“ sucht übrigens noch freiwillige Mitarbeiter. Bei Interesse möge man die „Sorriso Academy“ über ihre E-Mail-Adresse kontaktieren: sorriso.academy@pec.it <BR /><BR />Auch über freiwillige Spenden freut sich die „Sorriso Academy“. Weitere Informationen hierzu unter: <a href="https://www.sorrisoacademy.it/" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">www.sorrisoacademy.it</a>.