Wie geht Südtirol mit Penicillin und Co. um und wie stehen wir bei Antibiotika-Resistenzen da? Dr. Leonardo Pagani, Antibiotika-Experte am Krankenhaus Bozen klärt auf.<BR /><BR />Südtirol ist Spitze – in Sachen Antibiotika-Verbrauch und Antibiotika-Resistenzen. Und das im positivsten aller Sinne. Nicht nur werden hierzulande so wenig Antibiotika verschrieben, wie sonst nirgends in Italien. In Südtirol gibt es auch die wenigsten resistenten Keime. „Wir sind auf einem Niveau, wie sonst nur die skandinavischen Länder in Europa“, freut sich Dr. Leonardo Pagani, Antibiotika-Experte am Krankenhaus Bozen. <BR /><BR /> Zu lange wurde mit diesen Lebensrettern regelrecht fahrlässig umgegangen. Die Folge: Immer mehr Keime sind gegen Antibiotika resistent. Nun denkt man langsam um. <BR /><BR />In Südtirol hat man damit schon lange begonnen: „Wir haben in den vergangenen Jahren spektakuläre Ergebnisse erzielt“, berichtet Dr. Leonardo Pagani stolz. Zusammen mit dem Mikrobiologen Richard Aschbacher ist Dr. Pagani maßgeblich am Erfolg beteiligt. Sein Credo: Bei einer bakteriellen Infektion muss das erste verabreichte Antibiotikum sitzen.<BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="834770_image" /></div> <BR /><BR />Das klingt einleuchtend, war aber lange Zeit nicht der Maßstab, nachdem die für die Weltgesundheit so wertwollen Medikamente eingesetzt wurden. Jetzt wird in Südtirol – ausgehend vom Krankenhaus Bozen – bei jedem Patienten zuvor eine genaue und individuelle Analyse gemacht. So kann der Mikrobiologe Aschbacher zum einen bereits bestehende Resistenzen der Keime, die einen Patienten befallen haben, ermitteln – und diese Antibiotika damit für die Behandlung ausschließen. <BR /><BR />„Aber damit allein ist es noch nicht getan, man muss sehr genaue Kenntnisse habe, welches Antibiotikum welche Organe im Körper tatsächlich erreicht. Beispielsweise gibt es Antibiotika, die nicht in die Lunge gelangen. Behandle ich damit eine Lungenentzündung, schlägt die Therapie nicht an“, erklärt Dr. Pagani. Aus der Kombination der Erkenntnisse aus dem Labor und der profunden Kenntnisse Dr. Paganis zu den Antibiotika, erhält der Patient dann „sein“ Medikament. Der Keim wird eliminiert – und kann sich damit auch nicht mehr weiter verbreiten, einschließlich seiner Resistenzen. „Auf diese Weise haben wir es geschafft, die Zahl der resistenten Keime drastisch zu reduzieren, denn das ist die gute Botschaft, Resistenzen können verschwinden“, so Dr. Pagani. <BR /><BR />Der dafür auch gleich ein paar Beispiele nennt: Das Staphylococcus aureus ist verantwortlich für eine ganze Reihe an Infektionen, von Haut- bis zu Lungeninfektion. Ein Problem gerade in Krankenhäusern ist der Methicillinresistente Staphylococcus aureus (MRSA), der gleich gegen eine ganze Reihe vor allen Dingen Penicillinen resistent ist. Während in Italien 33,5 Prozent und in Europa im Durchschnitt 16,7 Prozent dieser Keime resistent sind, sind es in Südtirol nur 8,6 Prozent (Daten 2021). Beim Acinetobacter baumannii sind in Italien über 80 Prozent gegen sog. Carbapeneme-Antibiotika resistent, in Südtirol liegt der Wert bei unter einem Prozent. <BR /><BR />Gesenkt wurde auf diese Weise auch die Menge der eingesetzten Antibiotika, die nirgends in Italien so gering ist wie in Südtirol (siehe Grafik unten). Allein von 2019 auf 2020 konnte der eh schon gute Wert noch einmal um fast ein Viertel gesenkt werden.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="834773_image" /></div> <BR />