Damals – es war 1966 – hieß es, es wäre nur für ein paar Monate, bis das eigene Bozner Studio sendefähig wäre. Aus den paar Monaten wurden 30 Jahre. Danach verließ Parmeggiani die RAI und ging zu Radio Vatikan, wo er weiter als Journalist tätig war. Seit 1996 war er auch als Vatikan-Korrespondent für das Tagblatt „Dolomiten“ tätig. <BR /><BR />Parmeggiani bekam viele Auszeichnungen und Ehrungen: Das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und 2012 verlieh ihm Papst Benedikt XVI den Gregoriusorden. <BR /><BR />Aus gesundheitlichen Gründen musste er das ehrenamtliche Engagement des „Camerlengo“ der Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Muttergottes der Deutschen und Flamen abgeben. Seit einiger Zeit ist er „Ehren-Camerlengo“ derselbigen (ein „Camerlengo“ ist ein Verwalter von Besitztümern einer katholischen Einrichtung.) Im Gespräch machte Aldo Parmeggiani deutlich, dass er viel lieber Camerlengo geblieben wäre als Ehren-Camerlengo, aber die Umstände zwangen ihn dazu. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="874265_image" /></div> <BR /><BR />Der Campo Santo Teutonico, sein Arbeitsplatz als Camerlengo, liegt Parmeggiani sehr am Herzen. Und er erzählt darüber: „Die älteste deutschsprachige Kultureinrichtung Roms, der Campo Santo Teutonico, liegt heute genau dort, wo sich vor 2000 Jahren der unter Kaiser Nero errichtete sogenannte Zirkus Neronis befand: Ein Schauplatz, auf dem spannende Kampfspiele, aufregende Pferderennen, aber auch grausamste Christenverbrennungen durchgeführt wurden. 800 Jahre später hat Karl der Große die Einrichtung Campo Teutonico gegründet.“ <h3> Erde aus dem Heiligen Land</h3>„Carolus Magnus me fundavit“ heißt eine stolze Inschrift auf dem von Mauern umgebenen Eingang zu den monumentalen Grabstätten, der letzten Ruhestätte von gekrönten Häuptern bis hinzu einfachen Pilgern, Dichtern, Malern, Künstlern, Wissenschaftler und Bettlern.<BR /><BR />Parmeggiani fährt fort: „Wegen seiner historischen Wurzeln schließt der Begriff Teutonico nicht nur die heutigen Deutschen ein, sondern alle, die im deutschen Kulturraum leben, also auch Südtiroler, Elsässer, Österreicher, Liechtensteiner, Luxemburger, Deutschschweizer und deutschsprachige Belgier.“ Zur Geschichte des Campo Santo gehört auch, dass per Schiff Erde aus dem Heiligen Land herangeschafft wurde. Daher auch der Name „Campo Santo“: Heiliges Feld. Der Legende nach stammt die Erde vom „Hakeldama“, dem Blutacker, auf dem das Kreuz Christi stand. Die Heilige Helena soll diese Erde von Jerusalem nach Rom gebracht haben. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="874268_image" /></div> <BR /><BR />Wie kam Parmeggiani zur Erzbruderschaft? Er erläutert (auch ein bisschen mit Stolz): „Um Mitglied der Bruderschaft zu werden, braucht es eine Empfehlung, einen Leumund. Man muss gläubig sein und unter 60 Jahre alt, dann kann man ordentliches Mitglied werden, kann an den Versammlungen teilnehmen und ist wahlberechtigt. Die höchste Institution ist der Camerlengo. Er trägt die Verantwortung für die Verwaltung und für die Finanzen. Der Erzbruderschaft gehören die Kirche, der Friedhof, das Gebäude daneben und verschiedene Besitzungen, die im Laufe der Jahrhunderte durch Schenkungen dazu kamen. Meine Frau Liesl, die ebenfalls Mitglied der Bruderschaft ist, und ich wurden von Johannes Schauff empfohlen. Schauff war ein deutscher Politiker, der 1938 nach Brasilien auswanderte. Er gründete dort die Siedlung Rolàndia für deutsche Emigranten. Bevor er nach Brasilien auswanderte, hatte er mit seiner Familie einige Zeit in Rom gelebt. Schauff kehrte 1947 aus Brasilien zurück; er war inzwischen ein erfolgreicher Unternehmer geworden. Er lebte abwechselnd in München, in Sterzing, in Bozen und in Rom. Seine beiden Kinder schickte er auf das Franziskanergymnasium in Bozen zur Schule.“ <h3> Arme-Seelen-Bruderschaft</h3>„Die Bruderschaft wurde 1454 als Arme-Seelen-Bruderschaft gegründet und hat als zentrales Anliegen, Pilgern und Fremden eine würdige letzte Ruhestätte zu geben“, schildert Parmeggiani, und fährt fort: „Das christliche Totengedenken, die Pflege der Gottesdienste, die Betreuung von Pilgern und die Sorge um bedürftige und kranke Landleute sind ebenfalls Aufgaben der Bruderschaft.“<BR /> Papst Benedikt XVI. war ihr prominentestes Mitglied. Sie brachte ihre Verbundenheit mit dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation auch dadurch zur Geltung, dass sie den kaiserlichen Doppeladler ins Wappen der Bruderschaft aufnahm. Seit 1761 ziert das Eisenkreuz mit dem Doppeladler das Dach des Oratoriums, das heute die höchste Stelle des Campo Santo einnimmt. 1579 erhob Papst Gregor XIII. die Bruderschaft zur Erzbruderschaft.<h3> Der Papst und die Bettler</h3>Parmeggiani berichtet, dass die soziale Hilfe nicht immer ganz einfach sei. „Die Leute von der Straße zu holen und zu hospitieren ist im Vatikan der Sicherheit wegen nicht immer gerne gesehen. Der Campo Santo Teutonico grenzt unmittelbar an Sankt Peter an und ab und zu muss sich sogar die Schweizer Garde einschalten. Sie bemängelt die Unüberschaubarkeit und die Gefahr für den jeweiligen Papst durch die Aufnahme von Bettlern und Obdachlosen. <BR /><BR />Papst Franziskus allerdings schert sich nicht allzu sehr um diese Problematiken: Kürzlich ist ein deutscher Bettler gestorben und Papst Franziskus hat sich dafür eingesetzt, dass er im Friedhof des Campo Teutonico begraben wurde.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="874271_image" /></div> <BR /><BR />Der Friedhof ist ein begehrter Begräbnisplatz, Anrecht auf Beisetzung haben Mitglieder der Erzbruderschaft und ihre Ehepartner, Mitglieder geistlicher Institutionen deutschen oder flämischen Ursprungs mit Sitz in Rom und Umgebung, Mitglieder der beiden anderen deutschen Priesterkollegien „Anima“ und „Germanicum“, auf einer offiziellen Rom-Pilgerfahrt verstorbene Katholiken und Mitglieder der Päpstlichen Schweizergarde. <BR /><BR />Berühmtheiten auf dem Campo Santo sind unter anderem das Grab von Hermine Speier, einer Frankfurter Jüdin, die Archäologin war und als erste Frau im Vatikan Arbeit fand, der Schriftsteller Stefan Andres, der Maler Franz Rösler und Schwester Pasqualina Lehnert, die Haushälterin von Eugenio Pacelli, dem späteren Papst Pius XII.<h3> Papst schenkt seine Bibliothek</h3>Mit besonderer Freude erzählt Aldo Parmeggiani vom überraschenden Entschluss von Papst Benedikt XVI., dem Haus seine römische Bibliothek zu überlassen. Eine große Geste, eine Bekundung der Wertschätzung für den Campo, ein bedeutendes Geschenk, das die Zeiten überleben wird. <BR /><BR />Im Laufe des Gesprächs mit Aldo und Liesl Parmeggiani wird klar, wie viel die beiden in Rom erlebt haben, wie viele bedeutende Persönlichkeiten sie kennen gelernt haben, dass sie mit dem jeweiligen Papst in engem Kontakt standen. Und trotzdem sind die beiden bescheiden geblieben, freundlich und lustig und bodenständig. Das Älterwerden hat Aldo Parmeggiani einiges abverlangt. Aber seine Liesl, mit der er seit über 60 Jahren verheiratet ist, umsorgt ihn gut, und gemeinsam träumen sie auch noch von einer Rückkehr nach Meran – irgendwann. Alles Gute, lieber Aldo!<BR /><BR />Mehr im Internet unter <a href="http://www.camposanto.va/content/camposantoteutonico/de.html" target="_blank" class="external-link-new-window" title=""> www.camposanto.va</a><BR />