Soeben hat der Regionalrat ein weiteres Verfahren zur Änderung von Gemeindegrenzen abgeschlossen. Es ist immerhin das 29. seit dem fernen Jahr 1954. <BR /><BR />Bürgermeister Andreas Schatzer ist ein erfahrener „Grenzverschieber.“ In seiner Amtszeit wurde die Gemeindegrenze zwischen Vahrn und Brixen bereits 2 Mal verschoben. Ein erstes Mal erfolgte im fernen 1973 zwischen Vahrn und Franzensfeste. „Es kommt nicht oft, aber auch nicht so selten vor, dass Gemeindegrenzen berichtigt werden“, sagt der Vorsitzende des Südtiroler Gemeindenverbandes. Zumeist erfolge der Schritt im Einvernehmen mit Zustimmung der jeweiligen Gemeinderäte. Wenn es keine großen Auswirkungen auf die Bevölkerung gibt, sieht das Gesetz auch keine Volksabstimmungen vor.<BR /><BR /> Warum aber verschiebt man heute noch Grenzen? „Um es für die betroffenen Bürger einfacher zu machen“, sagt Schatzer. Im konkreten Fall der Elisabethsiedlung befinden sich Wohnhäuser in Vahrn, dazugehörige Gärten und Garagen lagen aber auf Brixner Gemeindegebiet. <h3> Nachteile für Bau und Brieftasche</h3>Was auf den ersten Blick egal scheint, brachte für die Betroffenen konkrete Nachteile bei Bauen und Brieftasche. Um einen Wintergarten zu errichten, waren Anträge in Brixen und Vahrn nötig. Und für die Garage musste GIS an die Gemeinde Brixen entrichtet werden, weil der Eigentümer seinen Wohnsitz ja in Vahrn hatte. „Für Ansässige in Vahrn ist die Garage hingegen als Zubehör zur Hauptwohnung von der GIS befreit“, erklärt Vahrn. St. Bürokratius lässt grüßen, es ist aber nun einmal so.<BR /><BR />Aber es geht noch besser: Schatzer erinnert sich noch gut an die vorletzte Grenzänderung – immer mit Brixen. „Da verlief die Gemeindegrenze in der Wohnung zwischen Küche und Wohnzimmer. Die eine lag in Brixen, die andere in Vahrn.“ Nur gut, dass das Problem bereits 2013 behoben wurde. In der Corona-Pandemie, wo zeitweilig keiner seinen Wohnsitzgemeinde verlassen durfte, hätte man sich wohl zwischen Kochen und Diwan entscheiden müssen.<h3> Grenzberichtigung vor wenigen Jahren</h3>Eine „alte Ungenauigkeit“ war laut Bürgermeister Walter Baumgartner hingegen Auslöser für eine Grenzberichtigung zwischen Villanders und Klausen. Als 1929 unter dem Faschismus Hauptorte wie Klausen vergrößert wurden, wurde eine kleine Örtlichkeit katastermäßig zu Klausen geschlagen. „Verwaltungsmäßig gehörte sie aber immer zu Villanders“, so Baumgartner. Als eine Gesetzesänderung vor wenigen Jahren die Katastereintragung als Richtwert nannte, erfolgte die Grenzberichtigung. „Um auf die Gemeinde Villanders zu fahren dauert es für diese Höfe wenige Minuten, nach Klausen müssten sie das ganze Tal ausfahren“, so Baumgartner.<BR /><BR />Zuständig für die Änderung von Gemeindegrenzen ist der Regionalrat. Seit 1954 hat er 28 Gesetzen mit diesbezüglichem Inhalt zugestimmt. 15 Verschiebungen erfolgten in Südtirol, 14 im Trentino. Am Start waren es vor allem die Trentiner, die Berichtigungen beantragten. In den letzten 40 Jahren kamen die Anträge hingegen mit deutlicher Mehrheit nur mehr aus Südtirol.<h3> Über die Grenzen Südtirols hinaus</h3>Verschoben wurde aber auch über die Landesgrenzen hinweg: So 1989 zwischen Kaltern und der Trentiner Gemeinde Cavareno und zuvor 1979 zwischen der Trentiner Gemeinde Carzano und ihrem Nachbarort Telve in der Provinz Belluno.