<BR /><BR /><b>Wie erkenne ich, ob ich ein Hörgerät brauche und zu einer Untersuchung kommen sollte?</b><BR />Markus Thaler: Meistens weiß der Betroffene sehr genau, dass sein Gehör nicht mehr zu 100 Prozent in Ordnung ist. Es fängt oft damit an, dass es einem in lauter Umgebung schwerfällt, alles zu verstehen oder dass der Fernseher etwas zu laut eingestellt ist und man von anderen darauf hingewiesen wird. Generell sollte man bei den ersten Hinweisen einen Hörtest machen und sich beraten lassen. Hörakustiker in Südtirol machen hier eine wertvolle Präventionsarbeit, da man auf Termin sehr zeitnah einen kostenlosen Hörtest vereinbaren kann. Die Hörakustiker empfehlen bei Bedarf auch, sich einer HNO-Visite beim Arzt zu unterziehen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-68582137_quote" /><BR /><BR /><b>Warum weigern sich viele, sich ein Hörgerät anzuschaffen?</b><BR />Thaler: Zum Glück und dank einer wertvollen Aufklärungsarbeit nicht zuletzt durch die Hörakustiker sind die Menschen mehr als früher für das Thema Hören sensibilisiert. Gutes Hören ist essenziell für die Kommunikation. Weiters wird oft über den Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und Demenz gesprochen. Ohne gutes Gehör leidet das soziale Verhalten, Kontakte werden auf das Nötigste beschränkt, und das Gehirn ist ständig unterfordert. Mehrere Studien weisen auf diese Problematik schon seit Jahren hin. <BR /><BR /><BR /><b>Wie läuft das Prozedere ab, wenn ich ein Hörgerät brauche? Wie funktioniert der Hörgerätemarkt in Südtirol?</b><BR />Thaler: Am besten unterzieht man sich einer HNO-Visite im Krankenhaus oder bei einem privaten HNO-Arzt. Nach einem sehr genauen Hörtest und einem Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin wird das Gehör erklärt und bei einem Hörverlust werden Hörgeräte angeraten. Man begibt sich anschließend zur Hörakustikerin oder zum Hörakustiker, der wiederum anhand des Gehörs, der Beschaffenheit des Ohres und den Bedürfnissen jedes einzelnen Patienten das richtige Hörgerät empfiehlt. Nach einer präzisen Anpassung steht einem fleißigen Tragen und folglich einem guten Gehör nichts mehr im Wege. Es gibt mehrere Hörgeräte-Anbieter in Südtirol – ich empfehle eindeutig, in Südtirol zu bleiben. Erstens sind die Preise nicht höher als im benachbarten Ausland und zweitens ist es sehr wichtig, in der Nähe einen kompetenten Ansprechpartner zu haben. Dieser kann bei Bedarf schnell und zuverlässig kostenlos Reinigungen oder kleine Reparaturen durchführen.<BR /><BR /><b>Welche Hörgeräte gibt es und wie funktionieren sie? Was ist die neuste Technik?</b><BR />Thaler: Hörgeräte einer guten Qualität können seit Längerem das, was allgemein unter „künstlicher Intelligenz“ bekannt ist. Sie trennen Hintergrundlärm von Sprache und helfen dabei, in jeder Situation besser verstehen zu können. Natürlich unterstützen sie hierbei vor allem das Sprachverstehen jedes einzelnen Hörgeräte-Trägers, je nach seinen individuellen Fähigkeiten. Das passiert bei allen Hörgeräten, unabhängig davon, ob es sich um In-Ohr-Geräte oder Hinter-Ohr- Geräte handelt. Generell gilt, je früher man mit Hörgeräten anfängt, desto länger erhält man die Fähigkeit aufrecht, Sprache zu verstehen, was keine Selbstverständlichkeit ist. Hörgeräte unterstützen dies je nach Qualität sehr zuverlässig. Das Wichtigste bei allen Hörgeräten, unabhängig der Qualität, ist das fleißige und ständige Tragen. Die besten Hörgeräte sind nichts Wert, wenn sie in der Schublade verstauben. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1129824_image" /></div> <BR /><b>Können Sie etwas zu den Kosten sagen?</b><BR />Thaler: Sollte man Anrecht auf einen Beitrag der Krankenkasse haben, dann kann man auch um sogenannte tarifliche Geräte ansuchen, die zur Gänze von der Krankenkasse übernommen werden. Wenn man sich für Hörgeräte entscheidet, die von einer höheren technologischen Qualitätsstufe sind, dann gibt die Krankenkasse den Betrag der Basisgeräte als Beitrag dazu. Dafür müssen die richtigen Schritte eingehalten werden, die Hörakustiker helfen bei diesen Gesuchen und stehen den Kunden mit Rat und Tat zur Seite. Hörgeräte gibt es in jeder Preiskategorie. Wie so oft bestimmt die technische Leistung auch den Preis der Geräte. Die Preisgestaltung obliegt jeder Firma selbst, wichtig ist, Hörgeräte auszusuchen, die mindestens die empfohlenen Anforderungen erfüllen. <BR /><BR /><b>Ein Blick in die Zukunft – wo wird der Hörgerätemarkt hingehen?</b><BR />Thaler: Das ist natürlich eine interessante Frage. Da die meisten Schwerhörigkeiten vom Innenohr ausgehen und dort mikroskopisch kleine Haarsinneszellen über ein gutes und schlechtes Gehör entscheiden, werden wir, so glaube ich, nicht so schnell erleben, dass diese künstlich ersetzt oder mit einem Verfahren wieder „gesund“ gemacht werden können. Daher glaube ich, dass wir noch länger mit Hörgeräten arbeiten werden, um sogenannte Innenohrschwerhörigkeiten zu behandeln. Die Hörgeräte haben in den letzten 15 Jahren eine beeindruckende Entwicklung hingelegt, die spontane Akzeptanz ist sehr hoch und der Klang sehr weich und natürlich. Bauformen können sich noch etwas ändern, jedoch sind durch die Energieversorgung, also den Akku bei aufladbaren Geräten oder die Batterie, Grenzen in der Miniaturisierung gesetzt. Wenn nicht eine alternative Energiequelle gefunden wird, werden Hörgeräte nicht mehr recht viel kleiner als jetzt werden können. Menschen sind immer mehr sensibilisiert für das Gehör, langsam kommt eine Generation, die mit Lärm aufgewachsen ist. Und da meine ich unsere, meine Generation. Im Unterschied zu unseren Großeltern, die als Kinder noch nicht mal ein Auto auf der Straße gesehen haben, sind wir seit jeher Lärm ausgesetzt, sei es Umgebungslärm, aber auch laute Musik, Handy und Industrie. Ich bin sicher, dass sich das auf unser Gehör nicht positiv auswirken wird, und ich bin gespannt, wie viele von uns im Alter Hörgeräte brauchen!