<i>Interview: Isabelle Hansen</i><BR /><BR /><b>In den Oberschulen findet der Unterricht derzeit nur online statt. Kommt ihr zurecht?</b><BR /><BR />Ivan Gufler: Also zunächst muss man sagen, dass es im Vergleich zum Lockdown im Frühjahr eindeutig besser geworden ist. Die Plattformen, die die Lehrer nutzen, sind einheitlicher und alle kennen sich besser aus. Zudem sind mittlerweile auch Lösungen gefunden worden, für Schüler, die zu Hause nicht über die notwendigen Geräte verfügt haben. Doch nun funktioniert es eben schon wieder „zu gut“.<BR /><BR /><b><BR />Wie ist das zu verstehen?</b><BR /><BR />Gufler: Im Gegensatz zum Frühjahr wird nun der Stundenplan eingehalten. Das ist ja prinzipiell zu begrüßen. Führt aber dazu, dass man ab 8 Uhr Videokonferenzen-Marathon hat und stundenlang vor dem Laptop sitzt. Das ist viel anstrengender als Präsenzunterricht. Und auch viel abstrakter, es ist viel schwerer, den Stoff zu verstehen und mitzukommen. Und nach dem Mittagessen sitzt man dann wieder vor dem Laptop und arbeitet seine Arbeitsaufträge ab. Und die haben in den meisten Fällen auch zugenommen. Vor 18, 20 Uhr ist man selten fertig – und sitzt dabei die ganze Zeit vor dem Bildschirm.<BR /><BR /><b>Wieso haben die Arbeitsaufträge zugenommen?</b><BR /><BR />Gufler: Das ist eine gute Frage. Ich denke, dass viele Lehrpersonen es besonders gut machen wollen. Es hat im Frühjahr viel Kritik gegeben, dass so viel Unterricht ausgefallen ist und die Lehrer nicht genug gemacht hätten. Und dann geht online eben auch der direkte Kontakt zur Klasse verloren, und man merkt nicht so leicht, wenn es einfach zu viel wird für die Schüler. <BR /><BR /><b>Könnt ihr nicht mit den Lehrkräften reden?</b><BR /><BR />Gufler: Ja, das versuchen wir schon, aber es ist halt auch kein gutes Gefühl, wenn man dauernd wieder sagen muss, dass das jetzt zu viel wird. Zudem ist auch das online schwieriger, man hat ja nicht so die Rückmeldungen von den Klassenkameraden. <BR /><BR /><b>Gestartet ist die Oberschule in Teilpräsenz – 50:50 oder auch 70:30. War es da einfacher?</b><BR /><BR />Gufler: Nein, da war das Problem nur ein anderes. Denn der wertvolle Präsenzunterricht wurde da für die Prüfungen und Tests hergenommen. Das ist verständlich, denn jeder Lehrer prüft sicher lieber in Präsenz als online. Für uns Schüler hieß das aber: eine Woche pauken, eine Woche prüfen. Und wenn jetzt die Schule wieder aufgeht, dann kommt es noch dicker.<BR /><BR /><b>Inwiefern? Was befürchtet ihr?</b><BR /><BR />Gufler: Mit der Rückkehr zur Teilpräsenz droht uns eine Mammut-Prüfungswoche. Mit Ende Dezember ist Semesterende und die Lehrer wollen alle noch Noten sammeln. Das heißt, dass in der Präsenzwoche Tests in fast allen Fächern stattfinden werden. Das ist nicht zu schaffen und wird sich auf die Noten auswirken.<BR /><BR /><b>Das ist vor allen Dingen für die oberen Klassen ein Problem – Stichwort Matura.</b><BR /><BR />Gufler: Ja genau, denn da werden ja auch die Noten ab der 3. Klasse der Oberstufen eingerechnet. Gute Noten wären also wichtig. Aber unter diesen Bedingungen ist es extrem schwer, man schafft das Pensum einfach nicht. <BR /><BR /><b>Also lieber keine Rückkehr?</b><BR /><BR />Gufler: Prinzipiell wollen wir alle lieber wieder zurück in den Präsenzunterricht. Und am besten natürlich ganz. Aber eben nicht ausgerechnet jetzt. Es wäre viel sinnvoller, das Jahr jetzt online ausklingen zu lassen – und dann im neuen Jahr wieder in Teilpräsenz starten. Allerdings muss man die anders umsetzen. So wie es bislang war, geht es nicht. <BR /><BR /><b>Wäre euch mit einem verschobenen Semesterende geholfen?</b><BR /><BR />Gufler: Ja, das wäre sicher auch eine Lösung. Und die ist rechtlich auch machbar. Überhaupt denke ich, dass man nicht so tun kann und alles so handhaben kann, als wäre es ein normales Schuljahr. Das ist keine Normalität, und dieser Tatsache muss man Rechnung tragen. Beispielsweise auch durch ein verschobenes Semesterende. Dann haben alle weniger Stress, Schüler und Lehrer. Aber auch die Reduktion der Notenanzahl würde helfen. <BR /><BR /><b>...also weniger Einzelnoten für die Zeugnisnote?</b><BR /><BR />Gufler: Ja, denn es steht nirgends geschrieben, wie viele Noten es sein müssen. Nur dass es „angemessen“ viele sein müssen. Aber ich denke, mit Corona ist „angemessen“ etwas anderes als in einem normalen Schuljahr. <BR /><BR /><b>Hört man eure Vorschläge und Klagen in der Schule nicht?</b><BR /><BR />Gufler: In der internen Demokratie-Hierarchie in den Schulen sind wir Schüler leider die letzten, die angehört werden. Aber auch auf Landesebene bei den Entscheidungen der Landesregierung werden wir als Schülervertreter nicht einbezogen. Und gegen eine bereits getroffene Entscheidung vorzugehen, ist viel schwerer, als wenn man im Vorfeld miteinbezogen würde. Und noch etwas geht meiner Meing nach gar nicht: Entscheidungen von einem Tag auf den anderen – am besten Sonntag abends. Ich verstehe schon, dass die Politik flexibel auf die Entwicklungen reagieren muss, aber wir müssen damit dann zurecht kommen. Und da wäre ein wenig Vorlauf wünschenswert. <BR /><BR />