Die Daten, die in Ambulatorien und stationären Einrichtungen zur Analyse von Essstörungen gesammelt wurden, sind alarmierend: 652 Patienten mit einer Essstörung wurden 2024 in Südtirol behandelt – ein Anstieg von 14 Prozent im Vergleich zum Jahr zuvor. Besonders häufig betroffen ist mit 241 registrierten Patienten die Altersgruppe zwischen 18 und 25 Jahren. Gemeinsam mit den 167 minderjährigen Patienten bildet dies fast zwei Drittel aller behandelten Fälle.<h3>Durchschnittsalter bei Jugendlichen 13,9 Jahre</h3>Anorexie bleibt die häufigste Diagnose, die in 34 Prozent aller Fälle festgestellt wird. Bei Minderjährigen steigt der Anteil sogar auf 46 Prozent. Besonders besorgniserregend ist der Zuwachs bei Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren. Das Durchschnittsalter der hospitalisierten Jugendlichen sank im Vorjahr mit 13,9 Jahren auf einen historischen Tiefstand. Laut Dr. Zöbl ist frühzeitige Präventionsarbeit daher entscheidend. Die Fachstelle Essstörungen des Forum Prävention (INFES) führt daher verschiedene Projekte durch.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71088167_quote" /><BR /><BR />Den Hauptgrund für die steigenden Zahlen und das immer frühere Erkrankungsalter sieht Dr. Zöbl in den sozialen Medien: „Schönheitsideale verbreiten sich dort besonders schnell und Algorithmen können extreme Inhalte verstärken.“ Daneben dürften allerdings auch persönliche Faktoren eine Rolle spielen, etwa negative Kommentare zum eigenen Gewicht oder traumatische Erfahrungen. Den Anstieg der Erkrankungen im Zuge der Pandemie erklärt sich der Experte weniger durch das Virus selbst, sondern durch Begleitumstände wie Isolation und erhöhte Mediennutzung.<h3> Auch Männer betroffen</h3>Gleichzeitig zeigen die aktuellen Daten, dass Essstörungen längst nicht mehr nur Frauen betreffen. Auch bei Männern konnte in den vergangenen Jahren ein, wenn auch nur leichter, Zuwachs verzeichnet werden. So waren 2022 sechs Prozent der Betroffenen männlich, 2023 sieben und im Jahr 2024 acht Prozent. Wie Dr. Zöbl erklärt, gehe es bei Männern jedoch weniger darum, möglichst schlank zu sein, sondern eher um ein muskulöses Körperbild. Da Präventionsarbeit bei Männern oft schwieriger sei, müsse man auch einen geringen Anstieg ernst nehmen.<BR />Die Erfolgsquote der Behandlung liegt derzeit bei etwa 50 Prozent. „Je kürzer die Erkrankungsdauer, desto höher die Heilungschancen“, erklärt Dr. Zöbl. 25 Prozent der Betroffenen schwanken zwischen Besserung und Rückfällen, die restlichen 25 Prozent bleiben chronisch krank. Kinder und Jugendliche erhalten dank ihrer Eltern oft früher Zugang zu Therapieangeboten, während die durchschnittliche Erkrankungsdauer bei Erwachsenen vier bis fünf Jahre beträgt.<h3> „Im Land gibt es sehr gute Strukturen“</h3> Trotz steigender Zahlen bleibt der Direktor der pädiatrischen Abteilung zuversichtlich, dass die vorhandenen Kapazitäten dem steigenden Bedarf gerecht werden können: „Es ist wichtig, zu erwähnen, dass es sehr gute Strukturen im Land gibt. Dazu zählen neben der wichtigen Arbeit der INFES unter anderem das post- akute Reha-Zentrum Bad Bachgart für Langzeittherapien ab 15 Jahren sowie das Tageszentrum Villa Eèa.“ In der Abteilung für Pädiatrie am Krankenhaus Brixen werden derzeit nur minderjährige Patienten aufgenommen – eine Ausweitung auf Erwachsene sei jedoch in Zukunft geplant.