Als wir uns vergangenes Silvester feuchtfröhlich und hoffnungsfroh ein „Frohes Neues Jahr“ zuprosteten, konnte noch niemand ahnen, was uns wenige Wochen später bevorstehen würde, auch wenn es bereits erste Berichte von einem mysteriösen Virus im chinesischen Wuhan gab. Als sich dieses Virus dann schleichend seinen Weg gen Westen ebnete und schließlich in der Lombardei explodierte, verstand man auch in Südtirol: Wir bleiben nicht verschont. <BR /><BR />Es dauerte nicht lange, bis sich auch hierzulande die ersten Infektionsherde bildeten, also beschlossen die Landesregierung und die Wirtschaft Anfang März die Schließung der Skigebiete, Hotels und Geschäfte. Bis zum 3. April, hieß es damals. Dann, so hoffte man, sei das Gröbste vorbei. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-47024901_quote" /><BR /><BR /><BR />Meilenweit gefehlt. Es folgten einige Wochen harter Lockdown mit Produktionsstopp, Ausgangsbeschränkung und Kontaktverbot. Zusätzlich gab es Reisewarnungen, inklusive Grenzschließungen, was uns vor Augen führte, dass einzelne EU-Mitgliedsstaaten sofort in die alte Nationalstaaterei zurückfallen, wenn es Probleme gibt. <BR /><BR />Hierzulande bemühte sich die Landesregierung indes vom Nationalstaat zu emanzipieren und einen Südtiroler Weg einzuschlagen, was die Pandemie-Bekämpfung anbelangt. Während dieser Südtiroler Weg, der im Mai zu einer früheren Öffnung der wirtschaftlichen Tätigkeiten führte, im Frühjahr noch allseits gelobt wurde, passierte wenige Monate später das genaue Gegenteil: Im Herbst wurde der Sonderweg zum Boomerang für die heimische Politik, zum Symbol für eine zum Teil verkorkste Krisenkommunikation einer Landesregierung, der die Pandemie entglitten ist: Sowohl bei den Infektionszahlen als auch bei den Corona-Todesfällen gehörte und gehört Südtirol europaweit zu den traurigen Spitzenreitern. Aber auch innerhalb der Landesregierung selbst scheint durch das Virus mehr als nur Sand ins Getriebe gekommen zu sein: Alleingänge, Widersprüchlichkeiten und eine offen zur Schau gestellte Uneinigkeit lassen viele Fragen offen. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-47024902_quote" /><BR /><BR /><BR />Doch nicht nur die Landespolitik war und ist sich zunehmend uneins, das Virus hat auch das Zeug, einen Keil in die Gesellschaft zu treiben: War man sich im Frühjahr noch einig, dass man „zsommholtn“ müsse, um dieses Virus zu besiegen, waren im Herbst ganz andere Töne zu vernehmen: Von „Meinungsdiktatur“, „Freiheitsberaubung“ und „Sanitätsfaschismus“ war da von allerhand Facebook-„Virologen“ und Möchtegern-Politikern die Rede, denen manches Medium eine viel zu große Bühne bot, um ihre unwissenschaftlichen und kruden Thesen loszuwerden. <BR /><BR />Eine positive Erkenntnis hatte dieses Jahr schlussendlich dennoch: Die Corona-Leugner, Verschwörungstheoretiker und viele andere Facebook-Schreier sind zwar laut, aber dennoch deutlich in der Minderheit. Das hat der Corona-Massentest im November bewiesen. Die hohe Beteiligung hat eines gezeigt: Der Großteil der Südtiroler zeigt sich verantwortungsbewusst. Und das lässt hoffen für die Zukunft. <BR />