Die Stiftung Deutschhaus wird das Gemälde aus dem Jahr 1748 dem Stadt- und Multschermuseum als Leihgabe überlassen. Bei einer Feier wurde es am Donnerstag übergeben. Der Präsident der Stiftung Deutschhaus, Reinhard Fuchs, sprach von einem Tag großer Freude. <BR /><BR />„Heute ist ein Tag, an dem wir an die bewegte Geschichte des Deutschhauses erinnert werden, an die Zeit, als das Haus Sitz der Kommende des Deutschen Ordens war“, sagte Fuchs. Aus dieser Zeit stammt eine ganze Reihe von Porträts von Ordensgroßmeistern und Komturen, die die Räume schmückten.<h3> Ein Schrecken für die Stadt</h3>Der „Spitalfonds“ der Stadt Sterzing, die heutige Stiftung Deutschhaus, kaufte die Kommende im Jahre1884 und richtete dort Spital und Altersheim ein. „Als allerdings im Juli 1977 die Patienten in das neue Bezirkskrankenhaus verlegt wurden und das Haus somit leer stand, wurde das Deutschhaus nicht mehr als sicherer Aufbewahrungsort für die wertvollen Gemälde betrachtet“, erklärte Fuchs. So wurden sie als Leihgabe in die Burg Reifenstein gebracht. <BR /><BR />„Wie groß waren aber der Schrecken und die Enttäuschung, als die Kunstwerke zwischen dem 2. und dem 5. Dezember 1978 bei einem frechen Einbruch aus Schloss Reifenstein entwendet wurden“, meinte er. Vor einigen Monaten gelang es aber einer Spezialeinheit der Carabinieri (Nucleo Carabinieri Tutela Patrimonio Culturale), eines der gestohlenen Gemälde wieder aufzufinden. „Es handelt sich um ein Porträt des Hochmeisters Clemens August von Bayern, Kurfürst von Köln“, teilte Fuchs mit.<BR /><BR /> Doch nach der anfänglichen Freude über das sichergestellte Bild folgte eine weniger erfreuliche Überraschung: Die Staatsanwaltschaft entschied, dass das Bild nicht der Stiftung Deutschhaus zurückzuerstatten sei, sondern dem Inhaber eines Antiquitätengeschäfts in Mailand, Oliviero Marchesini. Er hatte es vor langer Zeit in gutem Glauben erworben und galt somit laut Staatsanwaltschaft als rechtmäßiger Eigentümer.<h3> Bild der Stiftung Deutschhaus geschenkt</h3>Nach mehreren Gesprächen mit dem Präsidenten der Stiftung erklärte sich dieser jedoch bereit, das Gemälde der Stiftung zu schenken. „Herrn Oliviero Marchesini gebührt unser aufrichtiger Dank für sein Verständnis und die großzügige Schenkung“, betonte Fuchs. „Anerkennung und besonderer Dank gehen auch an den „Nucleo Carabinieri Tutela Patrimonio Culturale„, der seit vielen Jahren auf der Suche nach den gestohlenen Bildern ist und dem es hoffentlich gelingen wird, noch weitere zu entdecken“, sagte er. <BR /><BR />Bürgermeister Peter Volgger brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass das Bild nun wieder im Deutschhaus ist. „Weder die Wiederfindung noch die Leihgabe an das Museum wäre möglich gewesen, wenn nicht die verschiedenen Institutionen so gut zusammengearbeitet hätten“, betonte er. „Die Geschichte dieses Bildes hat gezeigt, wie wichtig es ist, unsere Kulturgüter zu bewahren und zu schützen“, meinte Karin Hochrainer, die Verantwortliche für das Museum.<BR /><BR /> Abschließend hängten der Stiftungspräsident und der Bürgermeister das Gemälde an dessen neuen Platz im Museum.<BR /><BR />DAS BILD<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="876767_image" /></div> <BR /><BR /> Clemens August Ferdinand Maria Hyazinth, Herzog von Bayern,(1700-1761), der auf dem Bild von 1748 dargestellt ist, war einer der wichtigsten geistlichen Reichsfürsten seiner Zeit. Er war von 1723 bis 1761 Erzbischof von Köln und damit gleichzeitig Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches, Landesherr des zugehörigen Erzstifts sowie der Nebenländer Recklinghausen und Westfalen. <BR /><BR />Außerdem war er Legatus natus des Heiligen Apostolischen Stuhls zu Rom, Hochmeister des Deutschen Ordens, Fürstbischof von Regensburg, Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim sowie Inhaber anderer kirchlicher Würden. Er soll es gewesen sein, der finanziellen Mittel für den Bau der Elisabethkirche im Deutschhaus bereitgestellt hat. Der Nachwelt in Erinnerung geblieben ist er als prunkliebender Rokokofürst, der zahlreiche Schlösser bauen oder umbauen ließ.<BR /><BR />DER DIEBSTAHL<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="876770_image" /></div> <BR /><BR />Die Diebe, die im Dezember 1978 in die Burg Reifenstein einbrachen, waren allem Anschein nach bestens mit der Örtlichkeit vertraut. 2 Wochen vor dem Diebstahl war die Pächterin, die 17 Jahre lang die Aufsicht über das Schloss hatte, weggezogen. Der neue Pächter war anscheinend noch nicht anwesend. <BR /><BR />Die Einbrecher drangen durch eine Außentür ein, brachen eine Eisen- und eine Holztür auf und entwendeten insgesamt 19 Bilder, davon 14 aus dem Eigentum der Stiftung, die bereits in einem Inventar aus dem Jahre 1776 erwähnt sind. <BR /><BR />Seither gelten die Bilder als verschollen. Öffentliche Aufrufe in den Jahren 1989, 1998 und 2018 blieben ohne Resonanz. Die Stiftung Deutschhaus hatte sogar eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro für Hinweise, die zur Auffindung der Bilder führen könnten, ausgesetzt. Sie steht nach wie vor zur Verfügung.<BR />