Wie dies in der Praxis ablaufen soll, ist allerdings völlig schleierhaft. KFZ-Meister Dietmar Mock erörtert einige der zu erwartenden Schwierigkeiten.<BR /><BR />In der Luft lag es schon seit längerer Zeit, vergangene Woche hat nun Transportminister Matteo Salvini das Dekret unterzeichnet, das eine Verschärfung der Straßenverkehrsordnung vorsieht. Diese beinhaltet u. a. ein härteres Vorgehen gegen Alkohol am Steuer. <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/italien-fuehrt-wegfahrsperre-fuer-alkoholsuender-ein-was-sie-wissen-muessen" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">(Wir haben berichtet)</a><BR /><BR />Das Maßnahmenpaket schreibt u.a. den Einbau von sogenannten Alkolocks für all jene Personen vor, die mit mindestens 0,8 Promille am Steuer erwischt und verurteilt wurden. Die Verkehrssünder müssen die Wegfahrsperre auf eigene Kosten einbauen lassen und diese für zwei Jahre im Auto mitführen. Ab 1,5 Promille verlängert sich diese Frist auf drei Jahre. <BR /><BR />Die Geräte sollen ähnlich funktionieren wie bei einer Alkoholkontrolle durch die Polizei: Um losfahren zu können, muss man in ein Röhrchen pusten. Wird dabei der Wert von 0,5 Promille überschritten, kann das Auto nicht angelassen werden. So viel in wenigen Worten zur grauen Theorie. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1187124_image" /></div> <BR />Dietmar Mock von der Werkstätte Mock in Bozen und nunmehriger Vizeobmann der Berufsgemeinschaft der Kfz-Mechatroniker registriert die bereits beschlossene Neuerung mit Skepsis. „Zunächst einmal ist völlig unklar, wo diese Geräte erhältlich sind und wie diese Neuerung grundsätzlich funktionieren soll“, schickt er voraus. Nachdem er die Meldung von den Alkosperren vernommen hatte, hat er sich in seiner Branche (Autowerkstätten, Zulieferer) umgehört, allerdings traten dabei generell mehr Fragen als Antworten zutage. Allein vom technologischen Standpunkt aus gesehen sei das Vorhaben der Regierung wohl nur mit beträchtlichem Aufwand umsetzbar. <BR /><BR /><b>Einbau im Nachhinein schwierig</b><BR /><BR />Mock erklärt: „In den heutigen Autos ist jede Menge Elektronik verbaut, nun einfach im Nachhinein bei den unterschiedlichen Fahrzeugtypen ein Alkoholsperrsystem anzuschließen, sehe ich als sehr problematisch. Wenn schon, dann müsste diese Vorrichtung serienmäßig vorgesehen werden, der skandinavische Autobauer Volvo bietet derartige Sperren als Extra an.“ Grundsätzlich ist in jedem Neuwagen eine sogenannte OBD-Buchse („On-Board-Diagnose“) vorhanden, dabei handelt es sich um die genormte Schnittstelle zwischen Fahrzeugen und externen Diagnosegeräten, um die Leistungen des Fahrzeuges zu überwachen und etwaige Fehler zu erkennen. Es sei also überaus fraglich, inwiefern ein Alkolock mit dem in den Autos verbauten Sensornetzwerk kompatibel ist. Der Anschluss von externen Geräten bedinge zunächst einmal eine eingehende Prüfphase. <BR /><BR /><b>Mehrere Fragen offen</b><BR /><BR />Bevor man sich jedoch mit der Elektronik in den Fahrzeugen herumschlägt, müsse das Augenmerk ohnehin auf die eigentlichen Wegfahrsperren gelegt werden. „Es braucht Hersteller und folglich einen Markt für diese Geräte, wenn man sie so wie vom Gesetzgeber vorgesehen, im Nachhinein einbauen lassen muss“, spricht Mock einen weiteren offenen Punkt an. Es sei fraglich, ob die Industrie überhaupt bereit dazu ist. <BR />Nach Bekanntwerden der Pflicht wurden in Medienberichten noch weitere Zweifel geäußert – etwa über mögliche Umgehungen des Sperrsystems oder zum Einbau in Fahrzeugen, die älter als 20 Jahre sind. Vorerst bleibt nicht nur unklar, ob die neue Regelung ihre Wirkung entfalten kann, sondern wie sie überhaupt umgesetzt werden kann.<BR />Schätzungen zufolge ist bei jedem dritten Verkehrsunfall mit Todesfolge Alkohol im Spiel. <BR /><BR />Allein im Jahr 2023 wurden in Italien bei Verkehrsunfällen 3.039 Tote und rund 225.000 Verletzte registriert. Die Region Trentino-Südtirol weist im Vergleich mit den übrigen Regionen bzw. dem staatlichen Durchschnitt (5,15) eine sehr hohe Mortalitätsrate im Straßenverkehr auf (6,56).