<b>Herr Mair, immer wieder kommt es vor, dass Leute die Lawinenwarnstufen 3 und 4 ignorieren und trotzdem Skitouren unternehmen. Dann passiert leider hin und weiter ein tragisches Unglück, mitunter gibt es sogar Lawinentote. Sind die Leute unvernünftiger geworden?</b><BR />Thomas Mair: Wir beobachten, dass Skitourengehen in den vergangenen Jahren fast schon zu einem Massensport geworden ist. Und es kommt auch öfters vor, dass sich nicht alle, die eine Skitour unternehmen, sich mit Lawinenprävention beschäftigen, oder sich denken: „Diese Tour habe ich schon vor ein paar Tagen gemacht, da ist nichts passiert, dann wird schon auch dieses Mal nichts passieren“. Das kann ein fataler Trugschluss sein, denn die Schnee- und Windverhältnisse ändern sich oft täglich oder sogar stündlich. Dann kann es zu großen Gefahren kommen. Zudem beobachten wir, dass viele Skitourengehen auch bei jedem Wetter auf die Berge gehen, was nicht sinnvoll ist.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1001176_image" /></div> <BR /><BR /><b>Um Personen in Not bergen zu können, müssen die Einsatzkräfte auch bei solchen Verhältnissen ausrücken. Wie gefährlich sind diese Einsätze für die Bergretter selbst?</b><BR />Mair: Für uns ist es manchmal schon schwierig. Wir machen unsere Arbeit gerne und helfen auch gerne. Und wenn man weiß, dass am Berg oben eine Person verletzt liegt und geborgen werden muss, dann wollen wir diese natürlich auch retten. Und dann ist es so, dass wir manchmal auch einen Schritt weitergehen, wie wir das privat tun würden. Dann wird es auch natürlich für uns Einsatzkräfte gefährlich. Aber es ist immer ein Einsatzleiter vor Ort, der eine Entscheidung für die gesamte Mannschaft trifft, was noch vertretbar ist und was nicht. Wir zwingen auch keinen Bergretter, wenn einer sagt, dieser Einsatz sei ihm zu haarig. <BR /><BR /><embed id="dtext86-63648297_quote" /><BR /><BR /><b>Warum glauben Sie, dass viele Leute trotz hoher Lawinenwarnstufe auf die Berge gehen und damit sich und die Einsatzkräfte einer großen Gefahr aussetzen?</b><BR />Mair: Wir machen jedes Jahr viel Präventionsarbeit, vor allem im Winter. Fast jede Rettungsstelle in Südtirol bietet Lawinenpräventions-Kurse an, auch gibt es Kurse. Wir versuchen die Leute so gut es geht zu sensibilisieren, dass sie sich vor einer Tour genauestens die Wetterverhältnisse, die Schneebeschaffung und die Lawinenwarnstufe anschauen sollen. Leider passiert das nicht immer und es gibt immer wieder Personen, die ohne genaue Vorplanung in die Berge gehen, oder glauben, dass schon nichts passieren wird, weil sie diese Tour schon mehrmals geschafft haben, ohne dass etwas passiert ist. <BR /><BR /><b>Sind es eher die erfahrenen Skitourengeher, die unvorsichtig werden, oder jene Personen, die nicht so oft gehen?</b><BR />Mair: Das kann man nicht so pauschal sagen. Wie gesagt, es kommt schon vor, dass erfahrene Leute sich denken, diese Tour haben sie schon so oft problemlos gemeistert, dass schon nichts passieren wird. Das kann ein gefährlicher Trugschluss sein. Und dann gibt es Anfänger, die zu wenig vorbereitet sind. Pauschal kann man aber nicht sagen, wer fahrlässiger ist.