Und: Könnte eine Kandidatur für die alpine Ski-WM 2029 einen Schub geben zur Lösung des Verkehrsproblems in Gröden?<BR /><BR /><b>Der Bürgermeister von St. Ulrich hat unlängst von einem Pilotprojekt gesprochen für umweltfreundlichen und nachhaltigen öffentlichen Nahverkehr mit Elektrobussen. Wie steht das Land dazu?</b><BR />Daniel Alfreider: Das Land Südtirol bzw. unser Ressort mit allen Partnern, allen voran STA und SASA, arbeitet sehr stark in diverse Richtungen. Unser Ziel ist es, Schritt für Schritt eine Mobilität in Südtirol aufzubauen, die die Emissionen reduziert. Einen Teil des öffentlichen Personenverkehrs auf Elektroantrieb umstellen ist der Kern unserer Zielsetzung bei der Neuorganisation des öffentlichen Verkehrs. Für ländliche und höher gelegene Ortschaften sind aber die erforderlichen Fahrzeuge technisch noch kaum am Markt verfügbar. <BR /><BR /><b>Das bedeutet?</b><BR />Alfreider: Wir beginnen mit der Umstellung zunächst in urbanen Gebieten, wo sich die verfügbaren Fahrzeuge schon gut bewährt haben. Der Bürgermeister hat in seiner Stellungnahme eher von Slogans gesprochen, die leider nicht auf dem technisch aktuellsten Stand sind. Wir haben im letzten Jahr sehr viele Tests mit Elektro- und Wasserstofftechnologie in allen Bereichen und unterschiedlichen Tälern durchgeführt, aber wir sind im Berggebiet sicherlich Pioniere. Wir hoffen, dass in den nächsten Jahren die Technologie der Busse verbessert wird, wir arbeiten aber in der Zwischenzeit daran, die Rahmenbedingung und die Infrastruktur dafür vorzubereiten: die Produktion von Wasserstoff, Elektroleitungen, Ladestellen und so weiter.<BR /><BR /><b>Die Konzessionen für die Buslinien sind bereits vergeben, schon bald sollen die Verträge unterschrieben werden. Ist es noch möglich, diese Verträge so zu gestalten, dass man für Gröden voll auf Elektro- oder Hybridbusse setzen kann?</b><BR />Alfreider: Ich habe selbst gerade erst einen Wasserstoffbus und einen batterieelektrisch betriebenen Bus auf Bergstraßen getestet. Die Technologie hat große Fortschritte gemacht, aber größere Steigungen im Dauerbetrieb und für mehrere Umläufe sind noch nicht zu schaffen. Unabhängig von den Verträgen ist das Vorhaben schon allein technisch noch nicht umsetzbar auf der gesamten Flotte. Es wird nur Schritt für Schritt gehen. Für uns ist die höchste Priorität, dass unsere Fahrgäste auch verlässlich befördert werden, und dafür braucht es verlässliche Fahrzeuge. Eine Umrüstung und Erneuerung in neue Technologien ist sicherlich möglich.<BR /><b><BR />Wäre der Einsatz von Elektrobussen ein großer logistischer Aufwand; es müssten ja Ladestationen gebaut werden etc.?</b><BR />Alfreider: Genau. Neben der fehlenden Performance der Busse braucht es auch eine nicht zu unterschätzende Infrastruktur und aufgrund der Ladezeiten mehr Fahrzeuge als bisher. Aus all diesen Gründen macht es deshalb zunächst Sinn, Autobusse mit Elektroantrieb im städtischen Bereich einzusetzen. Für den ländlichen Bereich ist erst 2024/25 mit einsatzbereiten Fahrzeugen für den Dauerbetrieb zu rechnen.<BR /><BR /><b>Ist die Umrüstung von Dieselbussen auf Elektroantrieb möglich und denkbar?</b><BR />Alfreider: Wir setzen bereits heute verstärkt Hybridbusse ein, die im Vergleich zu früher sehr emissionsarm sind. Eine Umrüstung löst nicht die schon geschilderten Probleme. Entscheidend aber ist, dass man den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr massiv fördert, denn vergleicht man etwa die Kohledioxid-Bilanz, so ist diese bei einem Auto mehr als doppelt so schlecht wie bei der Nutzung eines modernen Busses.<BR /><BR /><b>Auch Elektrobusse würden während der Saison im Stau stehen. Wie will man dem entgegenwirken?</b><BR />Alfreider: Der allererste Ansatz ist, Verkehr zu vermeiden und auf den öffentlichen Personenverkehr zu verlagern. Je mehr Menschen den Bus verwenden, desto weniger Stau haben wir. Wie es bereits andere Gemeinden machen, sollte auch die Gemeinde St. Ulrich einen engagierten Mobilitätsplan ausarbeiten.<BR /><BR /><b>Könnte eine Kandidatur für die alpine Ski-WM 2029 einen Schub geben zur Lösung des Verkehrsproblems in Gröden?</b><BR />Alfreider: Ein Event allein löst definitiv kein Verkehrsproblem, Ein solches Event hat aber schon immer überall zu möglichen Erneuerungen und – wenn gut geplant – auch zu positiven Investitionen geführt. Ich sehe persönlich eine große Chance, eine WM in Südtirol auszutragen. Es ist meiner Meinung nach wichtig, dass solche Rennen dort ausgetragen, wo der Skisport zu Hause ist, und das ist er in Gröden. Wir hätten eine riesige Chance, mit einem solchen Event auch die Mobilität neu zu denken, zu verbessern und Investitionen zu tätigen, von denen man sonst nur träumen könnte und die für Gröden und die nächsten Generationen eine riesige Chance wären und auch. Ich persönlich habe mich immer dafür ausgesprochen. Vom Bürgermeister von St. Ulrich habe ich in diesem Zusammenhang noch nie ein klares Bekenntnis gehört. <BR /><BR /><embed id="dtext86-53165531_quote" /><BR /><BR /><b><BR />Könnte durch die WM auch die Finanzierung der angedachten neuen Grödner Bahn leichter machbar werden?</b><BR />Alfreider: Am Beispiel Olympia sehen wir, dass eine WM durchaus eine Chance für die Querfinanzierung von Mobilitätsprojekten sein kann. Dafür müssen aber zuallererst die Gemeinden hinter diesem Event stehen, sonst wird es gar nicht stattfinden. Und bevor man über die Finanzierung der Grödner Bahn spricht, müssen noch einige technische und urbanistische Fragen geklärt werden. Wir werden die planerische Voraussetzung und Machbarkeitsstudie auf jeden Fall noch innerhalb Frühjahr zusammenstellen. <BR /><BR /><b>Man hört, dass die Machbarkeitsstudie zur Trasse dieser Bahn im Februar vorgelegt werden soll. Trifft das zu, und wird die Studie dann der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden?</b><BR />Alfreider: Sobald die Studie vorliegt, werden wir sie sicherlich auch den Gemeinden vorstellen, da ja genau die Gemeinden in Gröden dieses Projekt damals zu Recht verlangt haben.<BR />