Im Interview erklärt Hartmann Reichhalter, Präsident der A22, welche Maßnahmen die Brennerautobahngesellschaft ergreift, um das Risiko zu minimieren – und warum Eigenverantwortung und Prävention unverzichtbar bleiben.<BR /><BR /><BR /><b>In den letzten zwei Wochen starben auf der Autobahn im Eisacktal und Wipptal vier Menschen. Wie sicher ist es, auf der A22 unterwegs zu sein?</b><BR /><div class="img-embed"><embed id="1178334_image" /></div> Hartmann Reichhalter: Ein Blick auf die Zahlen zeigt klar: In den vergangenen Jahren haben die tödlichen Unfälle auf der A22 abgenommen. Auch ein Vergleich mit anderen Autobahnen in Italien aus dem Jahr 2024 und den Vorjahren zeigt: Die Brennerautobahn ist die sicherste Autobahn Italiens. Dennoch: Jeder Unfall ist einer zu viel. <BR /><BR /><b>Die tödlichen Unfälle nehmen also ab. Woran liegt das?</b><BR />Reichhalter: Im Auftrag unserer Gesellschafter und mit der wertvollen Arbeit von unseren Generaldirektor Ing. Carlo Costa und seinem Team sind wir bemüht, die Autobahn als qualitativ hochwertige Infrastruktur anzubieten. Ein Beispiel: Das Gesetz regelt den Mindestqualitätsstandard von Leitplanken. Die A22 wendet höhere Qualitätsmerkmale an als vorgeschrieben. Außerdem werden die Leitplanken ständig überwacht und bei Bedarf ausgetauscht. Asphaltierungsarbeiten werden regelmäßig vorgenommen, denn auf abgefahrenem Asphalt rutscht man leichter, es besteht die Gefahr von Aquaplaning. Das Wetter hingegen können wir nicht beeinflussen. Wenn zum Beispiel bei Verona dichter Nebel herrscht, wirkt sich das unweigerlich auf die Sicherheit aus.<BR /><BR /><b>Der Unfall vom Mittwoch ist im Bereich einer Haltebucht passiert. Sind Haltebuchten und Notspuren ein Sicherheitsrisiko?</b><BR />Reichhalter: Haltebuchten haben die volle Breite und Länge für das Abstellen eines Lkw und liegen außerdem hinter der Notspur. Sie werden mit einem Schild angekündigt und befinden sich nicht an unübersichtlichen Stellen, weil das Fahrzeug beim Herausfahren die Fahrspur gut überblicken können muss – um keine Gefahr darzustellen. Die Notspur ist an sich ein gefährlicher Bereich, in dem man sich nur aufhalten sollte, wenn wirklich ein Notfall vorliegt. Wenn man dennoch auf der Notspur steht, sollte man im Auto bleiben, den Notruf absetzen und auf die Rettungskräfte warten. Ansonsten das Nottelefon benutzen und sofort wieder einsteigen. <BR /><BR /><b>Immer wieder kommt es an Stauenden zu schweren Unfällen. Zuletzt prallte am 30. Mai ein Lieferwagen zwischen Klausen und Brixen auf einen Lkw. Zwei junge Männer starben. Was unternimmt die Autobahn, um solche Unfälle zu verhindern?</b><BR />Reichhalter: Den ganzen Tag über sind Verkehrspatrouillen der A22 unterwegs, die Stausituationen schnell erkennen und diese Informationen an die Zentrale in Trient weiterleiten. Dort wird umgehend über Anzeigetafeln entlang der Autobahn auf Staus hingewiesen. Außerdem sind Mitarbeiter vor Ort, die mithilfe von Fahnen auf Staus aufmerksam machen. Zu Hilfe kommt uns auch die Technologie: Die Fahrzeuge sind sicherer geworden, was dazu beiträgt, die Unfallzahlen zu senken. Klar ist aber auch: Es gibt einen hohen Anspruch an die Eigenverantwortung, den man den Verkehrsteilnehmern zumuten muss und darf. <BR /><BR /><b>Zugenommen hat die Hektik – auch auf den Straßen. Braucht es mehr Sensibilisierung?</b><BR />Reichhalter: Seit Jahren arbeiten wir mit Oberschulen entlang der Autobahn zusammen. Dabei spricht unter anderem eine Mutter, deren Sohn bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn ums Leben kam. Wir wollen die jungen Verkehrsteilnehmer erreichen – das ist eine wichtige Form der Prävention. Außerdem haben wir vor zwei Jahren eine Kampagne durchgeführt, die auf die fatale Gefahr des Handys am Steuer aufmerksam macht. Uns muss bewusst sein: In einer einzigen Sekunde legt mein Fahrzeug bei voller Fahrt 40 bis 50 Meter zurück. Das muss man sich vergegenwärtigen, wenn man 30 Meter hinter einem Fahrzeug fährt. Eine Sekunde Ablenkung ist dann eine Sekunde zu viel.