Dies ist bereits die vierte Erhebung, die in Südtirol vom Institut für Allgemeinmedizin und Public Health in Bozen durchgeführt wurde. Wie Studienleiterin Verena Barbieri betont: „Für etwa 13 Prozent der Jugendlichen und 5 Prozent der Kinder spielt Corona auch fünf Jahre nach seinem Ausbruch noch eine relevante Rolle im Alltag.“ Stärker zeigen sich die Nachwirkungen bei den Erwachsenen: 34 Prozent der befragten Eltern fühlen sich durch die Pandemie belastet. Die allgemeine mentale Belastung habe allerdings seit der ersten Erhebung 2021 abgenommen, so Barbieri.<BR /><BR />Ein alarmierender Befund zeigt sich bei der Erhebung der Angstzustände: In allen vier COP-S-Studien berichten rund 28 Prozent der Jugendlichen zwischen 11 und 19 Jahren von Angstzuständen – Mädchen sind in der aktuellen Erhebung mit 37 Prozent deutlich stärker betroffen als Buben mit 19 Prozent. „Im Vergleich zu unserer ersten COP-S-Studie sehen wir keinen Rückgang. Das Niveau bleibt über dem Vor-Corona-Stand“, erklärt Prof. Dr. Christian Wiedermann, Forschungskoordinator des Instituts.<h3> Auch Inflation als belastender Faktor</h3>Doch nicht nur die Pandemie wirkt belastend: Die aktuelle Studie untersuchte auch weitere Krisenfaktoren – mit deutlichen Ergebnissen. Die größte Belastung stellt für die Befragten die Teuerung dar. 62 Prozent der Eltern und 23 Prozent der Jugendlichen empfinden sie als belastend. An zweiter Stelle steht für die Jugend der Klimawandel. Ein spannender Faktor: Eltern nehmen den Belastungsgrad ihrer Kinder bei Themen wie Krieg, Klimakrise, Teuerung oder Unwetter geringer wahr, als sie selbst. <BR /><BR />Ein weiterer Belastungsfaktor bei Jugendlichen bleibt schulischer Druck. 40 Prozent gaben bei der Befragung an, sich stark gestresst zu fühlen. Kinder und Jugendliche, die in der Schule unter hohem Druck stehen, würden häufiger zu mentalen Problemen neigen, erläutert Barbieri.<h3> Erhöhte digitale Mediennutzung kann zu mentalen Problemen führen</h3>Auch die intensive Nutzung digitaler Medien steht in Zusammenhang mit mentaler Belastung. Der digitale Raum verstärke häufig das Risiko für problematische Tendenzen. Ein positiver Einfluss zeigte sich hingegen bei elterlicher Kontrolle: Jugendliche, deren Mediennutzung von Eltern begleitet wird, leiden seltener unter mentalen Problemen. <BR /><BR />Neben der Belastung durch Krisen, Schulstress und Mediennutzung zeigt die Studie auch mangelnde Gesundheitskompetenz bei Kindern und Eltern auf. Ein wichtiges Ziel der Forscher sei es daher, das Wissen über die eigene Gesundheit auszubauen.<BR /><BR />Über 9.000 Eltern sowie mehr als 2.500 Jugendliche im Alter von 11 bis 19 Jahren nahmen an der anonymen Online-Umfrage teil. Befragt wurden die Eltern zur Einschätzung ihrer eigenen Lage sowie jener ihrer Kinder – ebenso konnten die Jugendlichen ihre Perspektive selbst schildern. Unterstützt wurde die Studie von den drei Landesschulämtern, die den Fragebogen an alle Eltern mit schulpflichtigen Kindern weiterleiteten. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1178664_image" /></div> <b>Wie unterscheidet sich diese Erhebung von denen zuvor?</b><BR /><KeinAbsatz>Verena Barbieri:</KeinAbsatz> Die Schwerpunkte wurden anders gesetzt. Während wir bei den ersten drei Erhebungen zweimal mitten in der Pandemie und einmal kurz danach waren, ist inzwischen der Alltag zurückgekehrt. Deshalb haben wir den Fokus auch auf andere Krisen erweitert.<BR /><b><BR />Welche Rolle spielen globale Krisen für die psychische Belastung?</b><BR /><KeinAbsatz>Barbieri:</KeinAbsatz> Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Belastung durch mindestens eine globale Krise einer der stärksten Faktoren im Zusammenhang mit Hinweisen auf mentale Probleme ist. <BR /><BR /><b>Ist eine weitere Erhebung geplant?</b><BR /><KeinAbsatz>Barbieri:</KeinAbsatz> Für 2026 ist eine Pause vorgesehen, vielleicht geht es in zwei oder drei Jahren weiter. Wir haben zwar einen 90-seitigen Bericht erstellt, es bleibt aber noch viel Material für weitere Analysen. Unser Ziel ist außerdem, Belastungsfaktoren nicht nur zu identifizieren, sondern gemeinsam mit Schulen und Gesundheitswesen wirksame Maßnahmen zu entwickeln.