„Infolge der Covid-19-Pandemie und des stark zunehmenden Sterberisikos kam der Anstieg der Lebenserwartung, der seit Jahrzehnten tendenziell zu verzeichnen war, 2020 abrupt zum Stillstand“, sagt Irene Conte vom Landesstatistikinstitut ASTAT. „Dieser Anstieg war den Fortschritten in der medizinischen Versorgung und Hygiene, besserer Ernährung, besseren Wohnverhältnissen sowie den verbesserten Arbeitsbedingungen und dem steigenden Lebensstandard zuzuschreiben.“ <BR /><BR />Die Pandemie hatte die Lebenserwartung der Südtiroler in nur einem Jahr um 1,1 Jahre bei den Männern und bei den Frauen um 1,2 Jahre reduziert – und damit den Anstieg fast eines ganzen Jahrzehntes „zunichte“ gemacht. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="874877_image" /></div> <BR /><BR />Ganz so ist es natürlich nicht: Die Lebenserwartung bei der Geburt entspricht der Anzahl der Jahre, die eine Person im Durchschnitt noch zu leben hat, wenn die zu diesem Zeitpunkt herrschenden Sterbebedingungen während ihres restlichen Lebens bestehen bleiben. Aber zum Glück war die Corona-Pandemie nur ein vorübergehendes Ereignis – und damit steigt nun die Lebenserwartung wieder an, wobei die 2020 verlorenen Jahre 2021 aber nur teilweise aufgeholt wurden. <BR />Doch haben wir die Folgen der Pandemie tatsächlich hinter uns gelassen?<BR /><BR /> Dr. Christian Wenter, Geriatrie-Primar im Krankenhaus Meran, ist skeptisch: „2020 war auf jeden Fall eine Zäsur – und sie ist heftiger ausgefallen, als zunächst erwartet. Allerdings mit sehr starken regionalen Unterschieden. So ist die Lebenserwartung in der Lombardei sogar um 4 Jahre gesunken. Und das bringt doch die einstigen Prognosen ins Wanken: Laut WHO beispielsweise sollten von den Kindern, die seit dem Jahr 2000 auf die Welt kamen, die Hälfte über 100 Jahre werden, das kann nun nicht mehr gelten“, sagt er. <h3> Möglicherweise schwere Spätfolgen</h3>Was die folgenden Jahre tatsächlich bringen, so Dr. Wenter, müsse man abwarten. „Autopsien an Personen, die an Corona gestorben sind, haben massive Organschäden zu Tage gebracht. Es wurden Veränderungen am Herzmuskel, an der Lunge, am zentralen Nervensystem entdeckt. Und: Das Gehirn wurde ebenfalls massiv in Mitleidenschaft gezogen, es glich dem einer Enzephalitis. Auch Stoffwechselablagerungen wurden gefunden, ähnlich denen bei Alzheimer“, berichtet er. <BR /><BR /><embed id="dtext86-58673724_quote" /><BR /><BR />Und damit stelle sich für ihn die Frage, welche Spätfolgen eine – wenn auch überstandene – Corona-Infektion auf lange Sicht im Körper verursachen könnte: „Ich befürchte, dass wir in den kommenden 20, 30, ja vielleicht auch 40 Jahren noch die eine oder andere böse Überraschung erleben werden.“ <BR /><BR />Auch ausgefallene Vorsorgeuntersuchungen während der Pandemie und damit später erkannte Krankheiten könnten sich in den kommenden Jahren noch auswirken. „Ganz zu schweigen von den Depressionen, die gerade ältere Leute während Pandemie und Lockdown entwickelt haben“, so der Geriater.<BR />