Seit über 2 Jahren fordert die Corona-Pandemie vor allem auch von den Mitarbeitern im Sozialbereich viel ab. Brigitte Mayr spricht über die Situation der Mitarbeiter, über finanzielle Engpässe der Bürger und kommende Herausforderungen. <BR /><BR /><BR /><b>2 Jahre Pandemie haben auch und vor allem im Sozialwesen ihre Spuren hinterlassen. Wie kehrt man nun langsam zur Normalität zurück?</b><BR />Brigitte Mayr: Es ist wichtig, dass wir für uns erkennen, was an dieser „Normalität“ den ersehnten Wert hat. In unseren sozialen Einrichtungen und Diensten ist es vor allem die gewohnte Stabilität, das Miteinander und die Nähe. Die täglichen Arbeitsabläufe sind wieder leichter planbar geworden, die Strukturen wieder klarer und wir kehren zu mehr Routine zurück, was Orientierung und Sicherheit gibt. <BR /><BR /><b>Was bedeutet das für die Sozialdienste?</b><BR />Mayr: In den teilstationären und stationären Einrichtungen und auch im Sozialsprengel haben wir wieder die volle Kraft und Zeit für die personenbezogene soziale Begleitung und Betreuung entsprechend der Anspruchsberechtigung und den Anliegen der Bürgerinnen und Bürger. Wir gehen heraus aus dem Krisenmodus – Corona dominiert nicht mehr unser Denken und Handeln. Es ist eine Aufbruchsstimmung spürbar und damit verbunden wieder mehr Freude und positive Energie. <BR /><BR /><b>Wie haben sich die Arbeitsbedingungen für Ihre Mitarbeiter in der Pandemie verändert?</b><BR />Mayr: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten Situationen in Kauf nehmen, die erschwerend waren und auch jetzt noch nachwirken. Schwierig waren die Arbeitsbedingungen zum Beispiel für jene in den pflegenden Berufen, die Schutzanzüge tragen mussten, die für mehrere Stunden nicht ausgezogen werden durften. Aber auch für jene, die teilweise keinen Urlaub nehmen durften, die mit Überstunden Ausfälle von Kollegen abdecken mussten. <BR /><BR /><b>Wie geht es den Mitarbeitern jetzt, nach diesen harten Monaten?</b><BR />Mayr: Viele sind jetzt einfach nur müde, die Situation war sehr belastend. Es ging zeitweise nur darum den gesetzlichen Bestimmungen anzuwenden, auf die realen Situationen unmittelbar zu reagieren und die essentiellen Dienste aufrecht zu erhalten.<BR /><BR /><b>Ist das gelungen?</b><BR /> Mayr: Ja, weitgehend. Meine Vorgängerin Dr. Engl und das Leitungsteam haben wirksame organisatorische Entscheidungen getroffen. Der Sozialdienst konnte und kann auf die Professionalität, die Loyalität und die Einsatzbereitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bauen. Ich drücke allen großen Respekt und Anerkennung für ihr Engagement aus. <BR /><BR /><b>Neben der Pandemie, die die finanzielle Lage vieler Bürger verschlechtert hat, machen den Menschen nun Teuerungen unter anderem bei Energie und Treibstoff zu schaffen. Wie wirkt sich das auf die finanzielle Sozialhilfe aus?</b><BR />Mayr: Es zeichnet sich bereits ab, dass aufgrund der erhöhten Energiepreise vermehrt Anfragen um finanzielle Unterstützung bei den Fachkräften der Finanziellen Sozialhilfe eingehen. Die Landesregierung hat auf diese Entwicklung reagiert und einen außerordentlichen Zusatzbeitrag für die Wohnungsnebenkosten eingeführt. Sollten die allgemeinen Preissteigerungen andauern, so ist anzunehmen, dass Bürger*innen – vor allem jene in prekären Beschäftigungsverhältnissen - mit ihrem Einkommen aus Arbeit ihre Grundbedürfnisse nicht mehr decken können und sich infolgedessen an den Sozialsprengel wenden werden. <BR /><BR /><b>Welche anderen Herausforderungen werden auf Sie als Direktorin zukommen?</b><BR />Mayr: Weitere Herausforderung sehe ich in der Umsetzung neuer Projekte. Wir planen die Errichtung einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung außerhalb des Sozialzentrums Wipptal „Fugger“ nach dem Konzept des „Selbstbestimmten Wohnens“, welches die soziale Inklusion und Teilhabe der Menschen mit einer Beeinträchtigung forciert. <BR /><BR /><b>Was ist in Sachen Prävention geplant?</b><BR />Mayr: Die Präventionsarbeit soll weiterentwickelt und gestärkt werden. Demnächst starten wir im Wipptal das Projekt „Frühe Hilfen“ für Kinder im Alter von 0-3 Jahren und ihre Familien, worüber wir uns sehr freuen. Wir suchen den Austausch und das Gespräch mit unseren Partnern im Territorium auch dazu, wie Jugendliche in Risikosituationen und ihre Familien besser und bedarfsgerecht unterstützt und begleitet werden können. Die Zeit mit Corona hat uns Schwächen und Stärken unseres gesellschaftlichen Systems aufgezeigt. Den Blick darauf wollen wir beibehalten und schärfen. <BR /><b><BR />Wie sehen Sie Ihrer neuen Aufgabe entgegen?</b><BR />Mayr: Wir wachsen mit den Herausforderungen in unserer gesellschaftlichen Verantwortung, in unserer Professionalität und in unserer Verbundenheit mit dem Territorium und den Menschen, die in sozialen Bedarfslagen leben. Ich bin dankbar dafür, dass ich in der Funktion der Direktorin die Entwicklungen mitgestalten kann.