Der Landesstraßendienst Burggrafenamt hat in diesem Winter viel zu tun. Wie der Räumdienst organisiert ist, wie viel Streusalz und Streukies allein im Dezember 2020 verbraucht wurden und welche Verantwortung der Straßenbetreiber hat, darüber spricht Abteilungs- und Amtsdirektor Philipp Sicher im Interview. <BR /><BR /><BR /><i>Von Florian Mair</i><BR /><BR /><BR /><b>Herr Direktor Sicher, wie bereitet sich der Straßendienst Burggrafenamt auf Schneefälle wie zum Beispiel Anfang Dezember 2020 vor?</b><BR />Philipp Sicher: Die grundlegende Vorbereitung auf den Winterdienst beginnt Jahr für Jahr im September. Dazu gehören unter anderem die Einlagerung von Streusalz und Streukies, die Montage der Schneestangen an den Straßen sowie die Vorbereitung der Fahrzeuge und Maschinen. Sobald bekannt wird, dass größere Schneemengen zu erwarten sind, versetzen wir das gesamte Personal in den Bereitschaftsdienst. Dabei stützen wir uns immer auf eine Zivilschutzwarnung oder auf Wetterberichte. Grundsätzlich sind Urlaube für Straßenwärter im Winter nicht möglich. Natürlich gibt es aber auch Ausnahmen.<BR /><BR /><b>Wie verläuft die Einteilung für die Räumdienste?</b><BR />Sicher: In Absprache mit dem Hauptstraßenwärter werden die einzelnen Straßenwärter von mir als Amtsdirektor in den Bereitschaftsdienst versetzt. Die operative Einteilung liegt dann grundsätzlich in den Händen des jeweiligen Vorarbeiters der verschiedenen Unterzonen Meran, Lana, MeBo, Ulten, Vorder- und Hinterpasseier, Gampen und Mölten, die zum Straßendienst Burggrafenamt gehören. Er sorgt dann dafür, dass fast rund um die Uhr Räumfahrzeuge unterwegs sind und der Dienst organisiert wird. <BR /><BR /><b>Nur vereinzelt Beschwerden</b><BR /><BR /><BR /><b>Wenn es schneit, sollte der Straßendienst überall sein: Gibt es auch Beschwerden, wenn es nicht überall gleichzeitig mit der Schneeräumung klappt?</b><BR />Sicher: Der Straßendienst arbeitet landesweit nach Einsatzplänen. Darin gibt es klare Prioritäten, welche Straße zuerst geräumt werden muss. Zuerst kommen Staatsstraßen an die Reihe, dann Landesstraßen und zuletzt Gemeindestraßen, die vom Land instand gehalten werden. Es kann natürlich sein, dass wir bei besonders starken Schneefällen unsere Räumzeiten nicht mehr einhalten können, weil Geräte und Einsatzfahrzeuge defekt sind, weil Bäume und Privatfahrzeuge Straßen blockieren, weil Lawinen abgehen usw. Beschwerden gibt es immer wieder, so auch im Dezember. Es haben sich aber nur einzelne Personen beklagt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="612419_image" /></div> <BR /><BR /><b>Kann Ihr Dienst dafür verantwortlich gemacht werden, wenn eine Straße nicht geräumt ist und ein Unfall passiert?</b><BR />Sicher: Nein. Wir als Straßendienst sind der Betreiber der Landes- und Staatsstraßen. Und wir müssen natürlich für eine ordnungsgemäße Räumung sorgen. Im Falle eines Unfalles müssen wir nachweisen, dass wir alles getan haben, um einen sicheren Verkehrsfluss zu garantieren. Wenn aber alle unsere Mitarbeiter, Fahrzeuge und Geräte im Einsatz sind, und wir die Räumzeiten nicht mehr einhalten können, handelt es sich um ein besonderes Wetterereignis. Grundsätzlich kann nach einem Unfall beim Straßenbetreiber um Schadenersatz angesucht werden, aber die Aussicht auf Erfolg ist sehr gering.<BR /><BR /><b>Wenn es um die Winterausrüstung geht, sind die Leute vielfach fahrlässig...</b><BR />Sicher: Der erste Schnee in der Talsohle ist immer problematisch, weil die Leute vielfach nicht darauf vorbereitet sind. Stecken gebliebene Fahrzeuge, vor allem Schwerfahrzeuge, behindern unsere Arbeit sehr, weil auch wir im Stau stehen müssen, wie jeder andere normale Verkehrsteilnehmer, denn wir sind keine Baulicht-Organisation. Im Notfall unterstützen den Räumdienst auch die Feuerwehren, wenn beispielsweise Bäume von Straßen entfernt werden müssen. Dafür sind wir dankbar.<BR /><BR /><b>In diesem Winter wird die Schneeräumung viel kosten?</b><BR />Sicher: Ja, es sind hohe Kosten zu erwarten, und der Winter ist ja noch nicht vorbei. Beispielsweise benötigten wir im Dezember 2020 allein im Burggrafenamt knapp 50.000 Liter Diesel, etwa 1800 Tonnen Streusalz und rund 1150 Kubikmeter bzw. etwa 1650 Tonnen Streukies. Hinzu kommen die fast 5000 Überstunden der Straßenwärter. Die Kosten für Treibstoff, Kies und Salz liegen allein im Dezember bei mehr als 220.000 Euro.<BR /><BR /><b>Nachschub ist schnell da</b><BR /><BR /><BR /><b>Es gibt schneereiche und schneearme Winter: Wie plant der Straßendienst, wenn es um Kies und Salz zum Streuen geht?</b><BR />Sicher: Ab September werden bereits alle Vorbereitungen für die Wintersaison getroffen. Die Lager für Streusalz und Streukies sind im Herbst immer voll. Beispielsweise benötigen wir im Burggrafenamt in einem normalen Winter 2000 bis 2500 Tonnen Salz. Und wenn die Vorräte nicht aufgebraucht werden, dann wird im Jahr darauf einfach weniger Streugut eingekauft.<BR /><BR /><b>Und wenn die Vorräte im Winter zu Ende gehen, was passiert dann?</b><BR />Sicher: Das ist kein Problem. Wir haben entsprechende Verträge, dass wir innerhalb kürzester Zeit bei Bedarf Nachschub bekommen. Eine Expresslieferung erreicht uns innerhalb von 5 Tagen. Engpässe gibt es im Normalfall also keine, weil wir bei Bedarf frühzeitig reagieren. <BR /><BR /><b>Auch die Mitarbeiter des Straßendienstes sind vom Coronavirus nicht verschont geblieben. Gab es deshalb personelle Probleme?</b><BR />Sicher: Beim Straßendienst im Burggrafenamt haben sich die Infektionsfälle bis jetzt Gott sei Dank in Grenzen gehalten.<BR />