Könnte eine moderne Zahnradbahn einst wieder von Bozen auf den Ritten führen? Bahnfreunde und Experten argumentieren, dass genau diese historische Strecke der Schlüssel zu nachhaltiger Mobilität in der Region sein könnte. Doch wenn heute Rohre statt Schienen verlegt werden, ist dieser Traum womöglich für immer verloren.<BR /><BR />Als eine der steilsten Standseilbahnen Europas wurde die Rittner Trambahn 1907 eröffnet. Sie führte vom Bozner Waltherplatz auf den Ritten. 1966 wurde sie aufgelassen. Die Pläne der Gemeinde, auf der alten Trasse einen Kanalisationsstrang zu verlegen, finden nicht nur Zustimmung. <BR /><BR />„Es geht um die unversehrte Erhaltung der noch zu rund 75 Prozent einwandfrei bestehenden Zahnradbahnstrecke zwischen Zwölfmalgreien und Maria Himmelfahrt“, sagte der Rittner Klaus Demar, der am Mittwochabend zu einem Informationsabend ins Vereinshaus von Oberbozen geladen hatte. Referent war der Schweizer Bahnexperte Urs Wieser. <h3> Ein Neubau würde verhindert werden</h3>„Die alte Trasse ist zu gut der Hälfte mit Trockenmauern abgesichert; der Bau des Abwasserstrangs würde mittelfristig den langsamen Verfall dieses einmaligen Kulturdenkmals bedingen“, befürchtet Demar. Andererseits würde damit der Neubau einer modernen Zahnradbahn in der weiteren Zukunft verhindert. Das Projekt der Gemeinde müsse daher gestoppt werden.<BR /><BR />„Der große Vorteil einer Zahnradbahn ist die hohe Leistungsfähigkeit, aber auch das bedarfsgerechte Kapazitätsangebot, vor allem in Schwachlastzeiten“, sagte Wieser. Der Schweizer Zahnradbahn-Fachmann zeigte anhand von Beispielen wie der Gornergratbahn und Jungfraubahn oder der FGC-Montserrat-Bahn in Barcelona „nachhaltige Lösungen mit modernen Zahnradbahnen“ auf. Eine solche Lösung mit einer „Zahnradbahn neu“ könne es auch am Ritten geben. <BR /><BR />Spätestens 2049 muss ja die Umlaufbahn komplett erneuert werden. „Da würde es sich anbieten, an ihrer Stelle eben eine moderne Zahnradbahn in Betrieb zu nehmen“, unterstrich Demar. Auch und gerade deshalb müsse die alte Trasse erhalten bleiben. Das Bahnl stellt, wie Demar betont – das wichtigste und umweltfreundlichste Nahverkehrsmittel am Ritten dar und ist zugleich ein südtirolweites Alleinstellungsmerkmal.<h3>Für die Erhaltung der alten Bahnlinie</h3>Warum sich Demar so für diese Sache einsetzt, hängt damit zusammen, dass er sich mit einer Gruppe von Freunden der Zahnradbahn, darunter Martin Christoph von Tschurtschenthaler und Hans Gamper, entschlossen für eine Erhaltung der Bahn eingesetzt hat, als die Einstellung bevorstand. <BR /><BR />„Wir machten uns auch für die Erhaltung der Teilstrecke Oberbozen–Maria Himmelfahrt stark, weil wir schon dazumalen an einen späteren Wiederaufbau der Zahnradbahn dachten“, sagte Demar. Er tritt im Rittner-Bahn-Komitee immer wieder für die Erhaltung und Renovierung ein, sodass diese 1,2 Kilometer lange Bahnlinie auch noch zur Verfügung steht, wenn in vielleicht 15, 20 Jahren die moderne Zahnradbahn errichtet werden sollte.<h3> „Neubau ist eine Illusion“</h3> „Wir möchten Klaus Demars langjähriges Engagement für die Rittner Bahn ausdrücklich anerkennen und ihm für seine wertvolle Arbeit danken“, sagt Bürgermeister Paul Lintner. Die Wiedererrichtung einer Zahnradbahn sei aber eine Illusion, und man wolle sich daher auf die Seilbahn konzentrieren. Möglich wäre eine Niederflurbahn nur auf der alten Trasse, aber davon seien nur noch gut 70 Prozent verfügbar; in Untermagdalena hätten die Bauern mehrere Abschnitte gekauft, um sie landwirtschaftlich zu nutzen. <BR /><BR />In privater Hand befinde sich auch die Umformerstation. „Wir werden bei der Verlegung der Leitung schonend vorgehen und die bestehende Trasse mit Trockenmauern, Viadukten und Tunnels erhalten und sanieren“, unterstreicht Bürgermeister Lintner. Dies sei der Gemeinde ein großes Anliegen.