Die Almsaison ist vorbei, die meisten Tiere befinden sich wieder sicher im Tal – wenn sie nicht dem Wolf zum Opfer gefallen sind. Über 100 Schafe, Ziegen, Rinder und Kälber sind seit Juni gerissen worden. <h3> Nicht mal 10 Wölfe im Jahr 2018</h3>Die Tendenz ist aber sinkend, und das, obwohl die Anzahl der Großraubtiere im Land steigt. Das zeigt ein Blick auf die Statistik: Im Jahr 2018 wurden in Südtirol nicht mal 10 Wölfe gezählt, im Vorjahr waren es dann schon knapp 40. <BR /><BR />Entsprechend war die Zahl der Wolfsrisse im Land auch konstant angestiegen: 2010 waren noch über 10 bestätigt worden, 2018 über 50 und 2020 über 100. Mit über 250 Rissen im Jahr 2021 und über 500 im Jahr 2022 explodierten die Zahlen förmlich. Im Vorjahr dann die Kehrtwende: Erstmals sanken die Zahlen wieder auf über 350 getötete Nutztiere. <BR /><BR /><embed id="dtext86-66847072_quote" /><BR /><BR />Und heuer? Bislang wies das Amt für Land- und Forstwirtschaft über 100 Risse eindeutig dem Wolf zu. „Mit den Zahlen muss man aber vorsichtig sein“, schickt Abteilungsdirektor Günther Unterthiner voraus. Insgesamt wiesen Beamte des Forstdienstes bislang Risse von 130 Schafe, 8 Ziegen und 2 Rinder genetisch nach. <h3> Risse von Nutztieren melden</h3>„Wir können nur all jene Risse nachweisen, die uns auch gemeldet werden“, erklärt Unterthiner und appelliert daran, bei Verdacht umgehend die Behörden zu informieren. Nur so könne man genetische Nachweise sammeln und erfassen, welche Wölfe sich gerade in Südtirol aufhalten – und schlussendlich die Präsenz der Wölfe im Land dokumentieren.<h3> Üben Bauern und Jäger Selbstjustiz?</h3> Wie ist nun aber ein solcher Rückgang an gerissenen Nutztieren zu erklären, zumal sich immer mehr Wölfe im Land aufhalten? „Das muss nicht sein. Vieles deutet jetzt darauf hin, dass die Zahl der Wölfe im Land zurückgeht, zumal weniger Schäden erfasst werden“, widerspricht Unterthiner. <BR />Allerdings heißt es seit einigen Monaten hinter vorgehaltener Hand, dass Bauern und Jäger Selbstjustiz üben. Es ist die Rede vom Codewort „SSS“ – schießen, schaufeln, schweigen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-66847300_quote" /><BR /><BR />Was sagt der Forstdirektor dazu? „Diese Mutmaßungen wird es immer geben. Aber bis dato haben wir keinen nachgewiesenen Fall und deshalb möchte ich mich auch nicht weiter an diesen Spekulationen beteiligen“, entgegnet Unterthiner. Die gesunkene Zahl an Rissen sei zwar verwunderlich. „Aber das kann auch an den Herdenschutzmaßnahmen liegen und aufzeigen, dass sie die Gefahr von Wolfsübergriffen erfolgreich reduzieren.“ <h3> Toter Wolf in Radein vergiftet?</h3>Anfang September wurde der bisher einzige Wolfskadaver gefunden – in Radein (wir haben berichtet). „Wir vermuten zwar das der Wolf vergiftet worden ist, aber die endgültigen Ergebnisse aus dem Labor, die uns das bestätigen, haben wir noch nicht erhalten“, berichtet Unterthiner. Weitere Fälle seien nicht bekannt.