Um diese Antwort besser zu verstehen, muss man wissen, woher Südtirols Trinkwasser kommt und wie Südtirols Trinkwassersystem funktioniert. <BR /><BR />Der Wasserhahn wird ganz einfach geöffnet, heraus sprudelt Trinkwasser bester Qualität, größtenteils unbehandelt und naturbelassen. Woher kommt es aber überhaupt? „In Südtirol gibt es 107 Tiefbrunnen und mehr als 1500 Quellen“, erklärt Thomas Senoner. 60 Prozent des Trinkwassers stammen aus Quellen, 40 Prozent aus Brunnen. Durch sie kommt das Grundwasser wieder an die Oberfläche.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="875234_image" /></div> <BR /><BR />Das Einzugsgebiet der Quellen und Brunnen ist unter Schutz gestellt, um Verunreinigungen und Eingriffe zu vermeiden. „Mittlerweile gibt es in Südtirol 650 Trinkwasserschutzgebiete“, erläutert der Geologe. Sobald das unterirdische Wasser in die Fassungsanlagen und in das Leitungsnetz gelange, befände es sich in einem geschützten System.<BR /><BR />Kann man das Trinkwasser aber auch speichern, um es – gerade in diesen Zeiten – später zu verwenden? Jede Trinkwasserleitung verfüge über einen Trinkwasserspeicher, so Senoner.<h3>So funktioniert die Trinkwasserspeicherung</h3>Das Wasser laufe konstant in die Tagesspeicher ein. „In der Früh brauchen in der Regel sehr viele Menschen Wasser – viel Wasser für einen kurzen Moment. Die Speicher leeren sich dann, füllen sich bis zum Mittag wieder auf.“<BR /><BR />Wenn die Speicher voll seien, wird das Wasser durch eine Schwimmersteuerung an die Quelle zurückgestaut, sodass es dort abfließt. Die Speicher werden auf den maximalen Tagesverbrauch ausgelegt und haben als Ausgleichsspeicher die Aufgabe, die Tagesschwankungen der Entnahmen auszugleichen, sagt Senoner. <BR /><BR />Das Problem seien besonders hohe Spitzenverbräuche, z. B. im Sommer bei Trockenheit, wo viele Gartenbesitzer bewässern oder im Winter, wenn die Hotels voll besetzt sind und alle unter den Duschen stehen. „In diesen Spitzenzeiten wird viel Wasser in einer relativ kurzen Zeitspanne gebraucht, aber von den Quellen rinnt immer nur dieselbe Wassermenge nach. Da kann es sein, dass die Speicher in die Knie gehen. Aber diese groß zu dimensionieren ist in Zeiten mit wenig Wasserverbrauch kontraproduktiv“, so der Experte. Die Gefahr steige, dass das Wasser absteht. „Der Speicher sollte jeden Tag über der Löschwasserreserve fast leer sein, sodass wir immer frisches Wasser haben. Es braucht das richtige Mittelmaß – also bestmöglich die effektive Größe des Speichers abwägen. Das ist jedoch nicht einfach bei stark schwankenden Tagesverbräuchen“, ergänzt Senoner. <h3>Auf Qualität setzen</h3>Denn Trinkwasser müsse immer frisch sein und eine hohe Qualität haben. „Wenn ich abgestandenes Wasser verwende, besteht die Gefahr der Verkeimung“, erklärt Senoner. Bei der Trinkwasserversorgung sei Südtirol gut aufgestellt. „Engpässe gibt es vor allem durch einen erhöhten Verbrauch“, erläutert der Geologe. Das weckt Erinnerungen an vergangenen Sommer, als in mehreren Gemeinden Wassernotstände ausgerufen worden waren. Das sei richtig – im Notfall müssten die Bürgermeister Verordnungen erlassen, um das lebensnotwendige Wasser weiterhin zu garantieren, so Thomas Senoner. Allerdings sei es wichtig zu unterstreichen, dass diese „Notfälle“ häufig eben gerade durch den hohen Verbrauch entstehen und daher eigentlich eher als Aufruf zu einem vernünftigen und rücksichtsvollen Umgang mit dem bei uns sehr günstigen Trinkwasser zu sehen sind.<BR /><BR />Im Sommer nicht auf dem Trockenen zu sitzen, dem kann man – zumindest im Bereich Trinkwasser – nicht vorbeugen. In den warmen Monaten schütten Quellen zudem mehr Wasser aus als im Winter, so Thomas Senoner. Mit der sommerlichen, höheren Schüttungsmenge früherer Jahre kann man nach diesem schneearmen Winter aber derzeit nicht rechnen. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="874223_image" /></div> <BR /><BR />Der Direktor des Amts für nachhaltige Gewässernutzung ergänzt zudem, dass in Südtirol eine Trinkwasserleitung auf Oberflächenwasser angewiesen sei, das für besondere Notfälle in einem als Monats- und Jahresspeicher genutzten Beregnungsbecken gesammelt werde. Im Notfall könne daraus Wasser entnommen werden, um es dann in einem aufwendigen chemischen Verfahren zu behandeln und zu sterilisieren, bevor es in die Trinkwasserleitung eingespeist werde. Die Wasserentnahme aus Flüssen und Seen mit nachfolgender Aufbereitung sei in zahlreichen Städten Gang und Gebe. Es sei aber in diesen Fällen sehr komplex und teuer den für uns normalen Trinkwasserstandard auf diese Art und Weise zu erreichen. <h3>Die 3 großen Wasserschlucker</h3>Industrie, Tourismus und Landwirtschaft verbrauchen am meisten Wasser, wobei letztere Branche die wertvolle Ressource mengenmäßig am meisten verwendet. <BR /><BR />Welche Vorkehrungen sollten also getroffen werden, um den hohen Verbrauch zumindest einzuschränken? <BR /><BR />„Die Landwirtschaft hat im Bereich Bewässerung dort, wo Jahresspeicherbecken verfügbar sind, bereits im Herbst vorgesorgt, diese im Herbst zu füllen“, weiß Senoner (siehe eigene Meldung). <BR /><BR />Beim Thema Tourismus ist die gleichzeitige Befüllung der vielen Schwimmbäder ein Problem. Das Wasser von Südtirols Schwimmbädern, die im Frühling gefüllt werden, komme erst im Herbst wieder zurück in unsere Oberflächengewässer, sagt Senoner. „Becken- und Trinkwasser wird größtenteils wieder zurückgeführt. Bei der Bewässerung von Pflanzen und Grünanlagen hingegen verdunstet das Wasser.“ Es sei somit das einzige Wasser, das „verloren“ gehe, so der Experte. Das restliche Trinkwasser gehe größtenteils zurück in die Etsch, aufwändig gereinigt durch die Kläranlagen. Die Schwimmbadbefüllung könne lokal in einigen Punkten ein Problem sein, wenn alle zugleich füllen. Dann könne es zu Engpässen kommen. Deshalb rät Senoner, dass das Befüllen der Schwimmbäder nicht gleichzeitig erfolgen sollte (siehe eigene Meldung).<h3>Angespannte Lage</h3>Nichtsdestotrotz ist die Lage angespannt, durch die geringen Niederschläge sinken die Grundwasservorräte mancherorts. Prognosen für die nächsten Monate könne er keine stellen, sagt Thomas Senoner. Viel Wasser werde bei der Frostberegnung verbraucht, nun käme es auf verschiedene Faktoren an, etwa, wie viele Frostnächte es geben werde, ob es regne. Eines sei allerdings klar: Die Zeiten, in denen die Wasserreserven endlos erschienen, sind längst vorbei, die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich jetzt auch hierzulande immer stärker. <BR />