Der Beschluss der Landesregierung, das Fernwärmenetz für 20 Millionen Euro auszubauen – das Land will mit der Abwärme des Verbrennungsofens ganze Stadtviertel und das Krankenhaus heizen und kühlen –, entkräftet die scharfen Kritiken nur zum Teil.Die Bozner Müllverbrennungsanlage ist schlichtweg zu groß, poltern Brigitte Foppa, Hans Heiss und Riccardo Dello Sbarba in einer Aussendung am Dienstag.Dass die Anlage auf 130.000 Tonnen jährlich ausgelegt ist, werde man noch zu spüren bekommen. „Spätestens dann, wenn wir, wie vom ‚Sblocca Italia-Dekret‘ vorgesehen, Restmüll aus anderen Regionen aufnehmen müssen.“ „Italien soll sich seinen Müll gefälligst behalten!“, fordert Sven Knoll von der Süd-Tiroler Freiheit.Daniel Alfreider, Kammerabgeordneter der SVP, winkt ab: Alles halb so wild.Bozen muss Italiens Müll aufnehmen? „Total absurd“Erstens werde in „Sblocca Italia“ fixiert, dass der Müll prinzipiell zum nächstgelegenen Verarbeitungsort gebracht werden solle. „Zweitens sollen die Verbrennungsanlagen vernetzt werden, damit die Müllentsorgung künftig besser organisiert wird.“Damit der eine Müllverbrennungsofen nicht zu viel und der andere zu wenig Müll hat, setze das Dekret „eine gewisse Mobilität des Mülls voraus“. Das heißt: Es bestehe die Möglichkeit, Müll umzuschichten, wenn woanders Kapazitäten frei würden.Dass Italien mittels Dekret seinen Dreck nach Bozen karren wolle, bezeichnet Alfreider als „total absurd“.„Eventuell Müll aus dem Trentino“Stefano Fattor ist Präsident der Eco Center AG, jener Gesellschaft, die den Bozner Verbrennungsofen führt. Er verweist darauf, dass man nun die Durchführungsbestimmungen abwarten müsse. „Und selbst dann gibt es immer noch das Prinzip der Nähe. Das heißt: Man sollte nicht Müll aus Kampanien bringen, sondern eventuell Müll aus dem Trentino.“Bis zu 6000 Tonnen jährlich sollten es sein, mehr nicht, meinte Fattor.Doch: Die Entscheidung darüber, was nun in Bozen Süd verbrannt werden soll, obliege dem Land und der Umweltagentur. „Wir können nur Vorschläge machen“, erklärt Fattor und tut genau das: „Unser Vorschlag ist jener, eventuell den Klärschlamm in der Anlage zu entsorgen.“Klärschlamm verbrennen?Derzeit werde der Klärschlamm außerhalb der Provinz entsorgt. Dabei könne man den Schlamm gut brauchen: Mit den 20.000 Tonnen, die laut Fattor jährlich anfallen, käme man auf eine Auslastung von 95 Prozent. Für Bozens Bürgermeister Luigi Spagnolli zu wenig.Für die Grünen hingegen ist die Klärschlamm-Option ein eindeutiges Indiz dafür, „wie verzweifelt man nach Verbrennungsmaterial sucht, um den Ofen zu befüllen“.Fattor widerspricht vehement: Derzeit laufe die Verbrennungsanlage mit 105.000 Tonnen jährlich – „und funktioniert perfekt so“, bekräftigt er. Weniger Müll – bis zu einer Auslastung von 70 Prozent – oder mehr Müll sei „kein Problem“. Zumindest nicht für die Betreibergesellschaft.stol