Die Abteilung Wohnbau des Landes hat ein 12-Punkte-Programm gegen die Preissteigerung erarbeitet: Wie will die öffentliche Hand das Problem in den Griff kriegen?<BR /><BR /> Wohnen ist für immer mehr Menschen in Südtirol kaum mehr leistbar – und am Ende bleibt bei manchen nur mehr die Caritas-Schuldnerberatung als Ausweg, wenn sich die Mietrückstände häufen. Teures Wohnen ist auch beim Katholischen Familienverband ein Thema. Im Haus der Solidarität in Brixen leben 30 Gäste, die eine Arbeit haben und ausziehen könnten – aber sie finden keine leistbare Wohnung, berichtet Alexander Nitz, Mitglied der HdS-Leitung. Das Haus der Solidarität hat eine Warteliste mit 40 Leuten, aber sie können nicht einziehen, weil das HdS ständig voll besetzt ist. „Wenn jemand einen Lohn von 1300 Euro netto im Monat erhält, so liegt die Schmerzgrenze bei 800 Euro Miete“, sagt Nitz. Dabei hätten diese Hausgäste gute Jobs – manche saisonal, andere mit fixen Verträgen. <BR /><BR />Das zweite Problem: Viele Hausgäste haben kein Auto. Dort, wo die Mieten etwas günstiger wären, bestehen dann oft eine schlechte Anbindungen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Eine Maklerin teilte Nitz vor 10 Tagen mit, dass die Wohnungspreise in Südtirol bereits höher seien als in München.<h3> Vor der Zwangsräumung</h3>Bei der Caritas-Schuldnerberatung in Bozen melden sich Mieter, die versuchen, die Zwangsräumung abzuwenden. Sie können die Mieten nicht mehr bezahlen. „Das ist bei uns ein großes Thema“, erklärt der Leiter, Stefan Plaikner. „Wir begleiten einige Familien mit Mietrückständen beim Wohnbauinstitut, aber dann auch – sehr markant – Familien in Wohnungen im Privatbereich, weil die Mieten dort so hoch sind. Manche Mieter haben ohne den Mietbeitrag des Landes keine Chance, mitzuhalten.“ <BR /><BR />Einige Mieter hätten Schwierigkeiten, Zahlungsprioritäten zu erkennen: „Sie zahlen die Rate einer Bank oder Finanzierungsgesellschaft, die sie stressen, aber nicht die WOBI-Miete, weil das WOBI die Mieten nicht so schnell eintreibt“, weiß Plaikner. Und manche Familien seien irrtümlicherweise der Meinung, öffentliche Wohnungen wie jene des WOBI könnten nicht zwangsgeräumt werden, wenn eine Familie mit kleinen Kindern darin wohne. <BR /><BR /><embed id="dtext86-54087666_quote" /><BR /><BR />Auch WOBI-Vizepräsident Heiner Schweigkofler betont: „Mieter, die nicht die Miete bezahlen, verlieren die Wohnung – so sieht es das Gesetz vor.“ Aber: Der Vorteil bei WOBI-Wohnungen sei, dass die Miete an das Einkommen angepasst werde. Sinke das Einkommen, dann müsse auch weniger Miete bezahlt werden. 2021 seien die Räumungen noch ausgesetzt gewesen – jetzt wird aber wieder geräumt, erklärt Schweigkofler.<BR /><BR />Verschlimmert wird die Situation manchmal dadurch, dass Bürger oder Familien, die eh schon verschuldet sind, Kredite bei Finanzierungsgesellschaften aufnehmen, berichtet Plaikner. Dort sei der Zugang zum Kredit einfacher, weil die Kreditwürdigkeit nicht so kontrolliert werde wie bei einer normalen Bank. <h3> Hilfsfond für Familien</h3>Viele Südtiroler Familien wissen nicht, dass auch der Katholische Familienverband verschuldeten Familien unter die Arme greift – über den Hilfsfonds „Familie in Not“.„Wir haben immer mehr Ansuchen“, sagt die KFS-Vorsitzende Angelika Mitterrutzner. <BR /><BR />Teures Wohnen sei da auch ein Thema. Der Verband helfe, in dem er offene Rechnungen von Familien bezahle. „Wir würden uns wünschen, dass auch einheimische Familien sich getrauen, bei uns anzufragen. Viele der Ansuchen kommen bisher von ausländischen Familien“, berichtet Mitterrutzner. „Südtiroler Familien haben eine große Scheu und fragen erst an, wenn es gar nicht mehr geht. Das sagen uns auch andere Organisationen.“<BR /><BR /> Laut Landesrätin Waltraud Deeg wurde in der Abteilung Wohnbau ein 12-Punkte-Programm gegen die Preissteigerung erarbeitet, „da Wohnen ein komplexes Thema ist und es folglich viele Ansätze braucht, um der Preissteigerung gegenzusteuern“. In Bozen benötige man mehr öffentlichen, geförderten und konventionerten Wohnbau; dort komme überall der Landesmietzins zur Anwendung. <h3> Das Problem mit Airbnb</h3>Ebenso brauche es eine klare Regelung für die Airbnb-Vermietung. Diese Form der Vermietung explodiere in Bozen laut einer EURAC-Studie. Am 28. April wurde wie berichtet das neue Landesgesetz zur „Super-GIS“ im Amtsblatt der Region veröffentlicht. Das Gesetz entfaltet seine Wirksamkeit 2023. Längerfristig leer stehende Wohnungen werden in Gemeinden mit Wohnungsnot wesentlich stärker besteuert, bei vermieteten Wohnungen sinkt die GIS hingegen leicht – wenn die Wohnung für den Landesmietzins (oder günstiger) vermietet wird; dies auf Antrag der SVP-Arbeitnehmer. <BR /><BR />Laut Helmuth Renzler ist es das Ziel, den reduzierten GIS-Steuersatz künftig für vermietete Wohnungen noch zu erhöhen. Er spricht sich zudem dafür aus, „das Mietgeld mittelfristig abzuschaffen“, weil dieser Beitrag die Mietpreise stark nach oben getrieben habe. Die Beiträge sollten zunächst so weit reduziert werden, „dass sie nur die wirklich Bedürftigen erhalten“, meint Renzler.