Im Trentiner Nationalpark Adamello Brenta wurden am 13. April Spuren im Schnee gefunden und „der Verdacht fiel gleich auf einen Wolf“ erzählt der Zoologe und stellvertretende Leiter für den Bereich Fauna im Nationalpark, Filippo Zibordi. Weitere „verdächtige“ Hinterlassenschaften wurden gefunden und eine Urinprobe konnte zur DNA-Analyse nach Bologna ins Institut für Umweltschutz und -forschung geschickt werden. Und von dort kam nun die Bestätigung: Es handelt sich um einen männlichen Wolf.„Nachdem jetzt mit Sicherheit feststeht, dass die Trentiner Spuren von einem Wolf stammen, können wir davon ausgehen, dass zwei Rotwild-Risse Ende April in Ulten vom selben Tier sind“, erklärt der Direktor des Landesamtes für Jagd und Fischerei, Heinrich Erhard. Den Verdacht, dass ein Wolf die Tiere gerissen haben könnte, hatte man auch dort gleich. Die Spuren legten das nahe, aber sie hätten auch von einem Wolfshund stammen können, daher war man mit Aussagen zunächst vorsichtig. Allerdings „jagen und erlegen Hunde Wild selten allein, sondern zu zweit oder dritt“, so Erhard. Das war in Ulten nicht der Fall. Wolf wechselt zwischen Südtirol und TrentinoUnd in Trient ist sich Zibordi ziemlich sicher, dass „sein“ Wolf auch schon von Südtirol eingewandert ist: „Er stammt wahrscheinlich von Wolfspopulationen im Westen Europas. Von dort dürfte er über Südtirol zu uns gekommen sein.“ Nun scheint er zwischen den Provinzen zu wechseln. Wo er sich derzeit aufhält, weiß man nicht. Ungewöhnlich sei ein solches Verhalten für Wölfe nicht, im Gegenteil. „Männliche Wölfe verlassen noch bevor sie erwachsen werden, sozusagen im Flegelalter, ihr Rudel um ein eigenes zu bilden“, so Erhard. Dabei legen sie weite Strecken zurück, eine Überraschung war das Auftauchen eines Wolfes hierzulande also nicht. „Und wenn er sich hier länger aufhält, dann ist dies ein Indiz dafür, dass die Fauna intakt ist, er ein ideales Territorium vorfindet“, freut sich Zibordi über Isegrims Besuch. Denn von Dauer dürfte er nicht sein, fehlt ihm doch zu seinem Glück ein Weibchen. Und so ist er wohl eher auf der „Durchreise“. „Wenn er sich nur an das Rotwild macht, wären wir aber sehr froh, er bliebe. Wir könnten da Unterstützung gebrauchen“, sagt Erhard. Allerdings lässt sich nicht ausschließen, dass er sich auch an Nutztiere macht. „Da müssten wir dann die Bauern entsprechend informieren, wie sie ihre Tiere schützen sollten“, so Erhard. Keine Gefahr für MenschenFür Menschen, das betonen Erhard und Zibordi gleichermaßen, bestehe jedoch absolut keine Gefahr. „Wir kennen den Wolf ja nur noch aus dem Märchen und haben daher das Bild des Kinder fressenden Raubtiers. Aber das entspricht nicht der Realität“, betont Zibordi, der im Nationalpark nur zu gern auch Wölfe hätte: „Sie ziehen die Aufmerksamkeit an.“ Neben den im Life-Ursus-Projekt wiederangesiedelten Bären freut man sich im Trentino auch wieder über die Anwesenheit eines einzelnen männlichen Luchses. Auch der hat sich übrigens schon in Südtirol blicken lassen.ih/D