Durch den Brand auf der „Norman Atlantic“ sind neuen Angaben zufolge mindestens zehn Menschen getötet worden. Es seien zwei weitere Leichen entdeckt worden, teilte die italienische Marine am Montagabend mit. Vorherigen Regierungsangaben zufolge wurden 427 Menschen gerettet, darunter alle 56 Besatzungsmitglieder.Der Verbleib von Dutzenden weiteren Passagieren war zunächst unklar: Auf der Liste der Insassen standen insgesamt 478 Namen. Der italienische Verkehrsminister Maurizio Lupi sagte jedoch, die Passagierliste sei möglicherweise nicht korrekt. Es könnte auch sein, dass einige Passagiere die Fahrt gar nicht angetreten hätten.Evakuierung abgeschlossenDas Hoffen und Bangen hat ein Ende: Die Rettung der Menschen von Bord der havarierten Adria-Fähre „Norman Atlantic“ ist nach etwa 36 Stunden zu Ende gegangen. Mindestens zehn Menschen wurden tot geborgen. Von Bord sei als letzter auch der Kapitän gegangen, teilte die italienische Küstenwache am Montag mit.Die Fähre der griechischen Anek-Lines liegt noch vor der albanischen Küste. Die ganze Nacht hatten die Retter die Menschen mit Hubschraubern von Bord der qualmenden Fähre gebracht. Wind, Dunkelheit und Kälte erschwerten die Operation. Das Containerschiff „Spirit of Piraeus“, das zur Hamburger Rickmers-Gruppe gehört, lief mit 49 Geretteten am Morgen in Bari ein. Ein weiteres Schiff mit knapp 70 Geretteten war auf dem Weg nach Igoumenitsa in Griechenland, viele Gerettete waren außerdem noch auf dem Marineschiff „San Giorgio“ unterwegs.Schlägereien an BordEin Augenzeuge erzählte, er habe Leichen gesehen. „Ich habe vier tote Personen gesehen, mit meinen eigenen Augen, ich bin sicher. Sie waren vor mir“, zitierte die Agentur Ansa einen Passagier.Andere erzählten von Schlägereien an Bord. Und wieder andere erhoben schwere Vorwürfe gegen die Besatzung. „Eigentlich hätten wir mit einem anderen Schiff fahren sollen. Wir haben das erst im Hafen gemerkt. Als wir es gesehen haben, ist uns etwas mulmig geworden“, sagte Rania Fyreou im griechischen Fernsehen. „Auf dem Schiff gab es keinerlei Koordination. Das Personal war praktisch nicht vorhanden.“Die Staatsanwaltschaften in Bari und Brindisi leiteten Ermittlungen wegen fahrlässigen Schiffbruchs und fahrlässiger Tötung ein. Die italienische Reederei Visentini erklärte, mit den Behörden zu kooperieren. Das Schiff habe alle Zertifikate gehabt und sei fahrtüchtig gewesen. Bei einer Inspektion am 19. Dezember waren leichtere Mängel an der „Norman Atlantic“ moniert worden.Über die Ursache des Brandes, der vermutlich im Autodeck ausgebrochen war, wurde weiter spekuliert. Lkw-Fahrer berichteten in griechischen Medien, dass das Fahrzeugdeck überladen gewesen sei. Viele Laster hätten Olivenöl geladen. Ein Funke könne da schnell einen Brand auslösen.apa/afp/dpa