Luftverschmutzung hat zahlreiche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zu geschädigten Pflanzen und Böden.<BR /><BR /> Mit der neuen europäischen Qualitätsrichtlinie will sich die EU den Richtwerten annähern, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt. Für Feinstaub (PM2,5) soll die Obergrenze künftig bei 10 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen, aktuell sind es 25 Mikrogramm. Der Grenzwert für Stickstoffdioxid beträgt 40 Mikrogramm, ab 2030 halbiert er sich auf 20 Mikrogramm pro Kubikmeter.<h3> Förderungen beim Austausch von alten Heizanlagen</h3>„Grenzwerte, die heute in Ordnung sind, werden es morgen nicht mehr sein“, kündigte Umweltlandesrat Peter Brunner an. Bei der Einhaltung der Feinstaubwerte befinde man sich auf einem guten Weg. Feinstaub wird hauptsächlich von Holzfeuerungsanlagen verursacht. In diesem Bereich investiert das Land bereits viel: So gibt es Förderungen für den Austausch von alten Heizanlagen. Privaten wird ein Beitrag von 80 Prozent für Holzheizkessel und von 90 Prozent für Wärmepumpen gewährt. <h3> Auf sachgemäße Holzverbrennung achten</h3>Seit vergangenem Herbst läuft zudem die Sensibilisierungskampagne „Heizen mit Holz – aber richtig!“, bei der Kaminkehrer individuelle Beratungen durchführen und Anlagen überprüfen. Das Projekt läuft bis 2027. „Bisher gab es schon über 2000 Beratungen“, erklärte Georg Pichler, Direktor des Landesamtes für Luft und Lärm. In Südtirol gebe es 70.000 bis 80.000 kleinere Anlagen wie Kachelöfen, Küchenherde und Kaminöfen. „Umso wichtiger ist eine sachgemäße Holzverbrennung. Ansonsten können Luftschadstoffe wie Benzoapyren entstehen“, sagte Pichler. Hier sei das Potenzial groß, mit einer Sensibilisierungskampagne hat man im Vorjahr darauf aufmerksam gemacht, dass durch das richtige Betreiben der Anlagen Emissionen reduziert werden können. „Es findet ein Umdenken statt.“<BR /><BR /><embed id="dtext86-69184708_quote" /><BR /><BR />Bei den Stickstoffwerten hingegen gibt es noch, salopp formuliert, Luft nach oben. „Wir müssen noch mehr auf öffentlichen Nahverkehr setzen und sie verstärken“, erklärte Brunner. Potenzial sieht er in dem neuen Jahres-Abo des SüdtirolPass, das 250 Euro kostet (wir haben berichtet). „Züge haben große Kapazitäten. An den Hauptsträngen müssen längere Züge mit mehr Frequenzen fahren.“ Mit dem Brennerbasistunnel können die Frequenzen ebenso erhöht werden.<h3> Fahrradmobilität fördern</h3> Brunner hat dabei nicht nur die Züge im Blick: „Auch was die Busfrequenzen anbelangt, müssen sie intensiviert werden. Die Fahrradmobilität im urbanen Raum muss ebenso gefördert werden.“ Initiativen bringen das bereits auf den Weg, Spielraum ist aber noch genügend vorhanden. Die Erneuerung des Fuhrparks und die E-Mobilität schreiten voran und tragen auch zu einer Verringerung der Emissionen bei. „Das sind alles Mosaiksteine, die, zusammengesetzt, uns dem Ziel näherbringen.“ Brunner ist aber auch ein Realist und sagt: „Wir werden Schwierigkeiten haben. Deshalb wollen wir all unsere Möglichkeiten ausschöpfen. Trotzdem müssen auch die EU und der Staat Anstrengungen unternehmen.“<h3> Was der Experte sagt:</h3><div class="img-embed"><embed id="1146249_image" /></div> <BR />Dreckige Luft macht krank und kann tödlich sein. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich 7 Millionen Menschen weltweit an den Folgen einer Luftverschmutzung. Auch in Südtirol gibt es laut dem <Fett>Pneumologen Dr. Antonio Triani</Fett> (Bild) einen traurigen Trend. In den vergangenen Jahren sind mehr Menschen an Lungenkrebs erkrankt, obwohl sie niemals geraucht haben. Rauchen ist eigentlich der wichtigste Risikofaktor für Lungenkrebs. „Meistens betrifft es Frauen. Es gibt keine bestimmte Ursache für ihre Erkrankung“, berichtet er. Wenn die Luft schlecht ist, ist die Lunge das erste körperliche Organ, das sofort davon direkt betroffen ist. Luftverschmutzung kann das Lungenkrebsrisiko erhöhen und weitere Erkrankungen begünstigen, etwa Asthma, chronische Bronchitis oder Demenz. <BR /><BR /><b>Wie kann man sich am besten schützen?</b><BR /><BR />Dr. Triani rät dazu, viel in den Bergen unterwegs zu sein. „Je höher man geht, desto mehr stärkt man die Lunge.“ 1000 Meter über dem Meeresspiegel machen schon einen Unterschied. „Glücklicherweise haben wir hierzulande diese Möglichkeit.“ Viele Menschen, vor allem im südostasiatischen Raum, tragen eine Maske, um sich vor gesundheitsschädlichen Schadstoffen zu schützen. „Die Maske in Südtirol zu tragen ist keine Lösung“, sagt der Experte. Als Alternative sollte man z. B. öfter mit dem Fahrrad oder dem Zug fahren. <BR /><BR />Auf eine solche Strategie setzt auch der Landesrat für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz, Peter Brunner. „Mit dem Fahrrad, Bus oder Zug ist man umweltschonend unterwegs“, sagt er. Sie weisen geringe Emissionen auf.<h3> Messdaten 2024</h3>Obwohl die Luftqualität in Südtirol bei weitem nicht die neuen EU-Grenzwerte, die ab 2030 bindend sind, einhält, gibt es zumindest keine Verschlechterung zu vermelden. Die „wichtigsten“ Luftschadstoffe sind gasförmige Schadstoffe wie Stickstoffdioxid und Staub. „Sie sind vor allem auf den Straßenverkehr und Hausbrandanlagen zurückzuführen“, berichtete der Direktor des Labors für Luftanalysen und Strahlenschutz, Luca Verdi. <BR /><BR /><embed id="dtext86-69184912_quote" /><BR /><BR />„Zwischen 2015 und 2022 nahmen die Stickstoffdioxid-Konzentrationen ab.“ Das sei auf die Erneuerung des Fuhrparks zurückzuführen. Im vergangenen Jahr hingegen wurde kein signifikanter Rückgang verzeichnet. „Zwar wird sich der Fuhrpark in Zukunft weiter erneuern, aber reicht das, um die neuen Grenzwerte einzuhalten?“, fragte Verdi. <BR /><BR />Die Situation im Bereich Feinstaub stimmt ein wenig positiver: „Die neuen EU-Grenzwerte wurden 2024 beim Feinstaub mit größeren Partikeln (PM10) eingehalten. Erstmals wurde 2024 an der Messstation in Latsch, die stets hohe Werte registrierte, der Zielwert von Benzoapyren nicht überschritten“, so Verdi. Dasselbe gilt für den Feinstaub mit kleinen Partikeln (PM2,5). Die aktuellen EU-Grenzwerte wurden nicht überschritten. Trotzdem ist eine Verbesserung notwendig, will man ab 2030 gerüstet sein.