Die Europäische Akademie und der Südtiroler Sanitätsbetrieb werden das Zentrum zusammen aufbauen, „da die Forschung den Südtirolern konkret nutzen soll. Sie muss zum Bürger kommen“, unterstrich Eurac-Direktor Werner Stuflesser am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Bozen, auf der das Zentrum präsentiert wurde. „Die Verbindung von Forschung und Praxis ist ein zentraler Auftrag des Zentrums. Es dient auch dazu, die Behandlung von Patienten in Südtirol zu verbessern“, unterstrich Bildungslandesrätin Sabina Kasslatter. Die Landesregierung hatte den Beschluss, ein Zentrum für Biomedizin in Bozen aufzubauen, vor zweieinhalb Jahren gefasst. Nach der Vorbereitungsphase - die wissenschaftliche Vorarbeit hat das Institut für Genetische Medizin geleistet, das weiterhin innerhalb des Zentrums für Biomedizin besteht - werden die Forscher jetzt ihre Arbeit aufnehmen.„Das Projekt ist langfristig ausgelegt. Man darf sich keine unmittelbaren Ergebnisse erwarten, wohl aber mittel- und langfristige“, unterstrich Stuflesser. Geführt wird das Zentrum von Dr. Peter Pramstaller, der auch Oberarzt für Neurologie im Bozner Krankenhaus sowie Professor an der Uni Lübeck ist. „Der Aufbau des Zentrums bedeutet eine große kulturelle Veränderung für Südtirol. Wir gehen weg von der reinen Versorgungsmedizin und bewegen uns in Richtung Forschungsmedizin. Die Arbeit der Forscher soll die medizinische Versorgung der Menschen in Südtirol konkret verbessern“, unterstrich Pramstaller.Sanitätsdirektor Oswald Mayr hob die Bedeutung des Zenrtums für die Ärzte in Südtirol hervor: „Viele Mediziner wünschen sich mehr Unterstützung bei ihren Forschungsvorhaben und in ihrer wissenschaftlichen Weiterbildung. Die Zusammenarbeit im Zentrum für Biomedizin ist wichtig, damit wir Forschungsergebnisse schneller und direkter in die klinische Praxis umsetzen und den Standard der Versorgung verbessern können. Der Sanitätsbetrieb kann sich dadurch aktiv an Forschung beteiligen, wie von der klinischen Reform angestrebt.“ Schwerpunkte: Herzkreislauf-Erkrankungen und neurologische ErkrankungenErforscht wird am Zentrum, das im Bozner Krankenhaus Platz finden wird, die Verknüpfung von Erkenntnissen aus Medizin, Biologie und Technologie. Die Schwerpunkte des Zentrums liegen auf der Erforschung von Herzkreislauf-Erkrankungen und neurologischen Erkrankungen wie Parkinson. Erforscht werden die Ursachen der Entstehung von Krankheiten, ihre Verbreitung und Fragen nach den Möglichkeiten der Behandlung, der Vorbeugung sowie der Beseitigung von Faktoren, die krankheitsfördernd sind. Im Zentrum für Biomedizin arbeiten Molekularbiologen, Mediziner, Informatiker und Ethiker mit praktizierenden Ärzten aller medizinischen Bereiche zusammen. Projekt CHRISEin erstes großes Projekt, das das Zentrum für Biomedizin durchführt, ist die Südtiroler Gesundheitsstudie (CHRIS-Studie), die im Vinschgau in den nächsten Monaten anlaufen wird. Die Studie soll ein Bild über die Gesundheit der Südtiroler geben. Insbesondere möchten Ärzte und Forscher im Rahmen der Studie untersuchen, inwieweit Lebens- und Ernährungsgewohnheiten und genetische Veranlagungen bei so genannten Volkskrankheiten wie Herzkreislauf-Erkrankungen oder Diabetes zusammenspielen.stol