Während sich die Mure am Freitag noch mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 80 Metern pro Stunde bewegt hatte (STOL hat berichtet), hat sich die Rutschung an ihrer Spitze am Samstag merklich eingebremst.Doch die Erdmassen drücken von hinten nach. Der Zivilschutzchef spricht von einer „nach wie vor angespannten Lage“.Südtirol Online: Herr Staffler, wie ist momentan (10.30 Uhr am Samstag, Anm. d. Red.) die Situation im Gadertal?Hanspeter Staffler: Die Situation ist nach wie vor angespannt. Man kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Entwarnung geben. Maschinen und Menschen sind im Einsatz. So versuchen wir bestmöglich die betroffenen Höfe zu schützen. Um 10.30 Uhr findet eine Krisenbesprechung mit der Gemeindeleitstelle und dem Landeshauptmann statt. Um 11 Uhr werden wir dann auf einer Pressekonferenz über die aktuelle Lage im Gadertal und über die nächsten Maßnahmen informieren.STOL: Wie schnell bewegt sich die Mure zum jetzigen Zeitpunkt?Staffler: An der Front, also ganz vorne, bewegt sich die Mure langsamer als gestern. Doch von hinten drücken Erdmassen nach.STOL: Das heißt die Mure könnte wieder an Geschwindigkeit gewinnen?Staffler: Das können wir nicht genau sagen. Die Erdmassen drücken auf jeden Fall nach. Zurzeit schneit es im Gadertal auch stark, deswegen fehlt uns etwas die Übersicht. Wir können momentan auch nicht über das Gebiet fliegen, die Sicht ist zu stark eingeschränkt.STOL: Welches Gebiet ist in Gefahr?Staffler: Häuser vom Weiler Sotrù, von Larcenei und Martara befinden sich in der Gefahrenzone. Diese drei Lokalitäten sind zum Glück derzeit noch nicht betroffen, aber sie befinden sich im Randbereich der Rutschung.STOL: Wie viele Gebäude befinden sich derzeit in dieser Gefahrenzone?Staffler: Alles zusammengezählt sprechen wir hier sicher noch von zehn Gebäuden. Die betroffenen Personen wurden schon am Donnerstag in Sicherheit gebracht. Sie zählen zu den 36 Personen, deren Häuser bereits evakuiert wurden.STOL: Mit welcher Geschwindigkeit bewegt sich die Mure derzeit?Staffler: Im oberen Bereich, also wo die Erdmassen nachdrücken, sind wir bei etwa zehn Metern pro Stunde. Zum Vergleich: Gestern hat sich die Mure mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 80 Metern pro Stunde bewegt.STOL: Wie groß ist die Mure mittlerweile?Staffler: Wir gehen immer noch von den genannten 40 Hektar aus, die insgesamt in Bewegung sind.STOL: Hat sich die Vermutung bewahrheitet, dass die Erdmassen in die Gader rutschen könnten?Staffler: Ja, die Front hat die Gader schon erreicht. Mit Baggern versuchen wir momentan das Wasser mit Rohrleitungen so zu kanalisieren und weiterzuleiten, dass es zu keinem Rückstau des Wassers kommt.STOL: Sie sprechen nach wie vor von 36 Personen, die ihre Häuser verlassen mussten. Wo sind die Menschen derzeit untergebracht?Staffler: Sie sind bei Verwandten und Freunden untergekommen.Interview: Petra Gasslitter