„Geld ist in Südtirol noch immer ein Tabuthema – es wird einfach nicht darüber geredet“, sagt Petra Priller, die Leiterin der Caritas Schuldnerberatung. Dabei wird die Zahl der Menschen, die kaum über die Runden kommen, immer größer. Klarer Beleg dafür: Bei der Caritas-Schuldnerberatung hat die Zahl jener, die voll oder Teilzeit arbeiten und dennoch mit ihrem Lohn kaum bis zum Monatsende kommen, zugenommen.<BR /><BR />„Damit sich die Situation verbessert, braucht es dringend einen strukturellen Wandel“, sagt Caritas-Direktorin Beatrix Mairhofer auf Nachfrage. „Löhne müssen angehoben, Steuern gesenkt, Renten der Inflation angepasst werden.“ Vor allem um letztere ist es immer schlechter bestellt. So waren 15 Prozent der Neuzugänge, die sich im Vorjahr an die Schuldnerberatung gewandt haben, Rentner. „In den allermeisten Fällen handelt es sich um Mindestrentner oder Bezieher einer Niedrigrente“, berichtet Priller.<BR /><BR />Hauptproblem dieser Rentner ist derzeit vielfach, dass sie zwar in einer Sozialwohnung leben und dafür den niedrigsten Mietzins von 50 Euro zahlen. „Die Mietnebenkosten sind aber seit September teils um das 3-Fache angestiegen“, so Priller. „Und es ist halt ein Problem, wenn man statt monatlich 170 Euro plötzlich 480 Euro zahlen muss.“ <h3> Gesundheitliche und psychische Probleme</h3>Dass das ohnehin schon knappe Geld da plötzlich nicht mehr reicht, sei klar. „Und sparen können diese Menschen nur bei den flexiblen Ausgaben, bei Lebensmitteln, Kleidung, Urlaub, aber auch Arzneien“, sagt Priller. Dies wiederum habe zur Folge, dass diese Menschen sich schlechter und ungesünder ernähren. „Das führt zu gesundheitlichen, aber auch psychischen Problemen für diese Menschen“, gibt Priller zu bedenken. „Das Ganze hat ja auch mit Würde zu tun.“<BR /><BR />Ohne Transferleistungen kämen heute viele im Land gar nicht mehr über die Runden. „Wir haben einen gut gefüllten Landeshaushalt, aber wer weiß wie lange noch“, fragt sich Caritas-Direktorin Beatrix Mairhofer. Zudem sei das System ja nicht unendlich ausdehnbar. Auch widerspreche das im Grunde dem Landesdekret aus dem Jahr 2000. Dieses sieht nämlich vor, dass Menschen unter bestimmten Umständen und über einen bestimmten Zeitraum unter die Arme gegriffen wird. „Inzwischen gibt es aber jede Menge Menschen im Land, die es ohne Hilfe der öffentlichen Hand überhaupt nicht mehr schaffen würden“, so Caritas-Direktorin Mairhofer.<BR /><BR /><embed id="dtext86-57921191_quote" /><BR /><BR />Was sich dringend ändern muss: „Es gibt zwar Sozialhilfen, die sind inflationsbedingt aber zu niedrig“, sagt Mairhofer. Zudem sei das ganze System dringend zu überdenken. „So sorgen die Mietbeihilfen zwar zum einen, dass sich viele Menschen überhaupt noch eine Wohnung leisten können. Zum anderen aber werden diese Beihilfen automatisch auf den Mietzins aufgeschlagen, treiben die Mieten in die Höhe“, so Mairhofer. „Die Frage ist, wann das Umdenken beginnt.“ Alle würden nach der öffentlichen Hand rufen, aber nur die wenigsten würden bereit sein, für Menschen, die es nötig haben, zurückzustecken.<BR /><BR />Und noch ein Punkt müsste sich dringend ändern: Der Zugang zu den Beihilfen des Landes müsse laut Caritas dringend vereinfacht werden. „Wer in einer Notsituation schnelle Hilfe braucht, muss sich oft auf lange Wartezeiten einstellen“, bemängeln Mairhofer und Priller. <BR />Und die bürokratischen Hürden – vielfach sind Ansuchen nur mehr online möglich – seien vor allem für Senioren so gut wie unüberwindbar. Deshalb sei es umso wichtiger, hinzuschauen. „Schon allein der Nachbar, der vorbeischaut, hilft“, so Priller.<BR />