Am Unfallort seien Splitter einer Bombe sowie ein trichterförmiges Loch von mehr als einem Meter Tiefe entdeckt worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Wladimir Markin, am Samstag nach Angaben der Agentur Interfax, und weiter: „Das war ein Terroranschlag.“Nach Informationen des Inlandsgeheimdienstes FSB hatte der selbst gebaute Sprengkörper die Wucht von sieben Kilogramm TNT. Der Sprengsatz wurde den Angaben zufolge auf den Gleisen deponiert, ein Mitarbeiter der Staatsbahn vermutete ihn jedoch in einem der Wagen, da das Gleisbett kurz vor der Durchfahrt des Zuges kontrolliert worden sei. Details nannte FSB-Chef Alexander Bortnikow bei einem Treffen mit Präsident Dmitri Medwedew nach Medienberichten nicht. Das russische Staatsoberhaupt forderte eine rasche Bestrafung der Täter.Offiziell spricht man von 26 Toten - ein Italiener unter den Verletzten Bei dem Anschlag auf den Newski Express zwischen Moskau und St. Petersburg wurde die Zahl der Toten offiziell mit 26 angegeben, Medienberichte sprachen von 39 Getöteten. Rund 100 Passagiere wurden verletzt. Nach Angaben der russischen Eisenbahngesellschaft (RJD) sind unter den Todesopfern auch drei Ausländer. In anderen Berichten hieß es, unter den Passagieren seien zwei Finnen und ein Italiener gewesen. Insgesamt befanden sich fast 660 Passagiere und rund 20 Besatzungsmitglieder an Bord des Zuges.Der Ermittlungsausschuss der Generalstaatsanwaltschaft erklärte, am Tatort in der Nähe der Ortschaft Uglowka seien „Teile eines Sprengsatzes gefunden und entfernt“ worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelte zudem wegen Terrorverdachts und illegalen Besitzes von Sprengstoff. Die Nachrichtenagentur RIA Novosti zitierte eine andere Quelle, wonach möglicherweise ein Sprengsatz unter einem der Waggons angebracht war. In Moskau trat ein Krisenkabinett zusammen. Ein im Internet aufgetauchtes „Bekennerschreiben“ einer rechtsradikalen Bewegung wurde von den Ermittlern als vermutlich nicht echt eingestuft.Zunächst galt Stromausfall als Ursache Auch der Vorsitzende der russischen Bahngesellschaft schloss die Möglichkeit eines Bombenanschlags nicht aus. „Es gibt einen anschaulichen Beweis, dass (...) eine Detonation von einem explosiven Mittel einer der Gründe für den Unfall ist“, so Vladimir Yakunin gegenüber Journalisten. Später sprach er im russischen Fernsehen von einem „Attentat“.Rund 350 Kilometer nordwestlich von Moskau, an den Grenzen der Provinzen Twer und Nowgorod, waren vier der 14 Waggons von den Gleisen gerutscht. Das Unglück ereignete sich um 21.34 Uhr Ortszeit (19.34 Uhr MEZ) in der Region Nowgorod. Als Ursache galt zunächst ein Stromausfall.Passagiere sagten, sie hätten zuvor einen Knall gehört. Der Lokführer sprach von einer „Explosion“. Er hatte bei etwa 200 Stundenkilometern Fahrt noch eine Notbremsung eingeleitet. Der mitreisende Polizist Andrej Abramenko sagte dem Sender Westi-24, zwei Waggons seien vollständig umgestürzt. „Mehrere Menschen wurden unter dem Metall komplett zerquetscht. Ich hörte Schreie und Stöhnen.“Erinnerungen an 2007 werden wach Sollte es sich bei dem Unglück vom Freitag tatsächlich um einen Anschlag handeln, wäre es die schwerste Terrorattacke außerhalb des unruhigen Nordkaukasus seit Jahren. Der Newski Express ist der schnellste Zug zwischen den beiden russischen Großstädten, der außer von Pendlern auch gern von Touristen genutzt wird.In Russland werden seit den Kriegen, die Mitte der 1990er Jahre im Kaukasus begannen, immer wieder Terroranschläge verübt - auch auf Züge. Im Dezember 2003 wurden bei einem Selbstmordanschlag auf einen Pendlerzug in der Nähe von Tschetschenien 44 Menschen in den Tod gerissen. 2007 gab es nach einem Bombenanschlag auf der Strecke zwischen Moskau und St. Petersburg zwei Festnahmen, nach einem früheren Offizier wird noch gefahndet. Die Hintergründe der damaligen Tat sind nach wie vor unklar. Bei dem Anschlag waren rund 60 Menschen verletzt worden. Im Zusammenhang mit dem Attentat sind in Nowgorod mehrere Verdächtige angeklagt. Sie sollen Verbindungen zum Anführer der tschetschenischen Rebellen, Doku Umarow, haben.apa/dpa/ap/afp/reuters