Mary de Rachewiltz, die bei der Ausstellungseröffnung nicht anwesend sein konnte, schickte eine bewegende Audio-Botschaft. „Ich wäre gerne hier“, sagte sie darin, „aber mit 100 Jahren ist es nicht mehr ganz einfach herumzufahren.“ Sie hoffe aber, die Ausstellung besuchen zu können – und erinnerte sich prompt an eine Episode aus ihrer Kindheit am Samerhof: „Mamme las uns immer in der Stube vor.“ Unvergessen bleibe ihr auch, wie dem Tatte, dem Ziehvater, die Geschichten so zu Herzen gingen, dass er mit der verkrüppelten Hand, einer Kriegsverletzung, sich Tränen abwischen musste.<BR /><BR />Zusammengestellt hat die Ausstellung der Arbeitskreis Kulturweg Gais. „Wenn wir heute auf Marys Aufwachsen in Gais zurückschauen, sehen wir zugleich 100 Jahre Dorfgeschichte“, sagte Kulturweg-Präsidentin Erna Holzer, die bedauerte, dass Marys literarisches Schaffen bei uns noch viel zu wenig bekannt sei.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1207116_image" /></div> <BR /><BR />Treibende Kraft hinter der Ausstellung war Albert Willeit vom Kulturweg. Er nannte die Ausstellung eine „Hommage an das Sama Moidile“ – so wurde Mary als Kind am Samerhof genannt. „Ihr Leben pendelte zwischen zwei Welten“, sagte Willeit, „dem einfachen bäuerlichen Alltag bei ihren Zieheltern in Gais und den intellektuellen Kreisen an der Seite ihrer leiblichen Eltern.“ <BR /><BR />Gleichzeitig sei die Schau auch den Sama-Bauersleuten Johanna und Jakob Marcher gewidmet, die neben Mary noch weitere 16 Pflegekinder aufgenommen haben.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1207119_image" /></div> <BR /><BR />Zur Schau im Parterre des Pflegerhauses ist auch eine 36-seitige Broschüre erschienen. In ihr sind viele Fotografien aus der Ausstellung abgedruckt sowie erklärende Texte, die zumeist aus Marys Buch „Diskretionen: Erinnerungen der Tochter Ezra Pounds“ stammen. In der Broschüre findet sich auch das Gedicht „Meine Ahr“, das die 100-Jährige in einer Audio-Botschaft in Englisch vortrug. Die deutsche Übersetzung las ihr Sohn Siegfried.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1207122_image" /></div> <BR /><BR />Grußworte bei der Ausstellungseröffnung sprach Bürgermeister Alex Dariz, der u. a. daran erinnerte, dass Mary de Rachewiltz in den Kriegsjahren 1943 bis 1945 zeitweise als Sekretärin in Gais tätig war.<h3> Das „Sama Moidile“ und ihre Zeit in Gais</h3>Mary de Rachewiltz wurde am 9. Juli 1925 als Maria Rudge im Brixner Spital geboren. Ihre Mutter, die bekannte Geigerin Olga Rudge, vertraute sie kurz nach der Geburt Johanna Marcher aus Gais an. Diese hatte gerade ihr Kind verloren – und sollte nie eigene Kinder haben, nahm aber 17 Ziehkinder auf. Bis zum Jahr 1948 lebte sie in Gais, zunächst am Samerhof, zuletzt <?Spationierung Spationierung="-2ru"> mit ihrem Mann, dem Ägyp-<?_Spationierung> tologen, Boris de Rachewiltz (1926–1997) und ihrem Sohn Siegfried auf Schloss Neuhaus. Danach übersiedelte die Familie auf die Brunnenburg bei Meran, wo sie heute noch lebt.<Rechte_Copyright></Rechte_Copyright><BR />Die Ausstellung „Am Anfang war Gais. Ein Leben zwischen den Welten (1925–1948)“ im Pflegerhaus in Gais ist bis 7. September täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet.<BR /><BR /> <a href="mailto:redaktion@stol.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Haben Sie einen Fehler entdeckt? Geben Sie uns bitte Bescheid.</a>