Anastasiia und Yuliia Tarasova leben nun seit fast einem Jahr mit ihren Kindern bei Randold und Larisa-Mariya Götsch im „Stiegenwirt“. Wie geht es ihnen und ihren Angehörigen heute?<BR /><BR />Anastasiia Tarasova, Larisa-Mariya Götschs Tochter, hat Mitte April in einem Lebensmittelgeschäft in Partschins Arbeit gefunden und war bis zum Saisonende Anfang November dort beschäftigt. Inzwischen hat sie eine befristete Aufenthaltsgenehmigung und ist auf Arbeitssuche. Es soll etwas Dauerhaftes sein. Denn die junge Frau hat sich entschlossen, mit ihrem 5-jährigen Sohn Klim in Südtirol zu bleiben. „Sie will nicht warten, bis der Krieg zu Ende ist“, sagt ihre Mutter.<BR /><BR />Bei den vielen offenen Stellen eine Arbeit zu finden, wird für Anastasiia nicht besonders schwer sein, eine leistbare Wohnung hingegen sehr. Sie wohnt mit Klim immer noch in einem Hotelzimmer im „Stiegenwirt“, dem Gasthof ihres Stiefvaters.<BR /><BR />Klim besucht den Kindergarten in Partschins, hat sich gut eingewöhnt und Freunde gefunden. Deutsch hat er rasch gelernt. Er ist ein zufriedenes Kind.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="855935_image" /></div> <h3>Zurück nach Kramatorsk</h3>Randold Götschs Schwiegermutter lebte eine zeitlang in Partschins, fuhr dann aber wieder zurück nach Kramatorsk, weil das Heimweh zu stark war. Die Familie stammt aus dieser Großstadt in der Region Donezk in der Ostukraine, die bereits am ersten Kriegstag unter Raketenbeschuss stand. Larisa-Mariyas Mutter friert, hat kein warmes Wasser und kann kaum kochen, weil es nur zeitweise Strom gibt. Es fehlt an allem, auch an Medikamenten. „Es ist so, wie man es in den Medien hört“, schildert Randold Götsch die schwierige Situation. Seine Frau steht, so gut es geht, mit ihrer Mutter in telefonischem Kontakt.<h3>Nach Dnipro übersiedelt</h3>Yuliia Tarasova, Larisa-Mariyas Schwiergertochter, pendelt zwischen der Ukraine, wo ihr Mann lebt, und Partschins, wo ihre Kinder leben. Ihr Mann Oleg ist Zahnarzt. Er darf nicht ausreisen, weil er im wehrfähigen Alter ist. Oleg musste seine Zahnarztpraxis von Kramatorsk nach Dnipro in der Zentralukraine verlegen und bezahlt dort eine horrende Miete bei gleichzeitig wenig Arbeit und ständigen Stromausfällen. Mutter und Stiefvater haben ein Stromaggregat gekauft und über Umwege in die Ukraine geschickt, damit er wenigstens arbeiten kann.<BR /><BR />Oleg und Yuliia haben eine Wohnung am Stadtrand von Dnipro gemietet. Am 14. Januar schlug kurz nach 15 Uhr im Nebenhaus eine russische Bombe ein und tötete zahlreiche Menschen; das jüngste Opfer war ein 11 Monate altes Kind. Leben und Sterben liegen in der Ukraine so eng beieinander.<BR /><BR />Yuliias Kinder, der 10-jährige Herman und die 8-jährige Arina, besuchen die Grundschule in Partschins. Sie haben sich eingewöhnt, haben aber auch Heimweh. Vermutlich wird Yuliia mit den Kindern im Sommer zurück in die Ukraine gehen. Die deutsche Sprache haben Herman und Arina rasch gelernt. „Die Kinder sprechen Ukrainisch, Russisch, Englisch, Italienisch und Deutsch“, ist Oma Larisa-Mariya stolz auf ihre Enkel.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="855938_image" /></div> <h3>Herman, das Rechentalent</h3>Opa Randold ist für die Hilfe bei den Hausaufgaben zuständig und stolz, dass Herman ein großes Rechentalent ist. „Anfangs war das für mich ganz schön schwierig, ihnen beim Lernen zu helfen“, gesteht er. Herman spielt in Partschins auch Fußball und ist damit gut integriert.<BR /><BR />Die finanzielle Situation ist für Randold und Larisa-Mariya Götsch nicht einfach. Plötzlich ist aus dem 2-Personen-Haushalt eine Großfamilie geworden – ohne dass es mehr Einnahmen gibt. Anastasiia habe nur am Anfang 3 Monate lang 300 Euro bekommen. Für die Kinder habe es vom italienischen Staat keinen Cent gegeben, beklagt Larisa-Mariya.<h3>Große Hilfsbereitschaft</h3>Dabei sind die Ausgaben für 3 Kinder, die ständig aus allem herauswachsen, Schulmaterial und Spielsachen benötigen, nicht gering. Aber es gibt auch viel Hilfe. „Ich möchte mich bei allen bedanken, die uns unterstützen. Was sie für uns und die Kinder tun, ist echt gewaltig“, sagt Randold Götsch gerührt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="855941_image" /></div> <h3>Sehnsucht nach der Ukraine</h3>Nicht nur die Geflüchteten, auch Randold und Larisa-Mariya Götsch vermissen die Ukraine. „Wir wollen so bald wie möglich in die Ukraine fahren. Sie ist meine zweite Heimat geworden“, sagt Randold Götsch. „Aber wann Frieden ist, steht in den Sternen.“ Ob es die Wohnung in Kramatorsk noch gibt, weiß die Familie nicht. „Ich frage mich, wie man diese massiven Zerstörungen je wieder aufbauen kann“, sagt der Partschinser Gastwirt nachdenklich.<BR /><BR />„Europa muss so schnell wie möglich aufwachen, heute werden die Ukrainer ermordet, morgen sind Menschen in anderen Ländern dran“, zeichnet Larisa-Mariya Götsch ein düsteres Bild. „Putin ist nicht zu stoppen. Wir brauchen viel mehr Waffen. Europa sollte weniger reden und schneller helfen“, ist sie der Meinung.