„Es ist Zeit, Bilanz zu ziehen. Und diese ist vielversprechend“, freut sich Pribyl. Insgesamt 24 Jugendliche waren seit Februar 2020 Teil seines „Trainingscamps“, bei 21 sei definitiv ein positives Ergebnis zu vermelden. <BR /><BR />„Das bedeutet, dass es keinerlei Probleme mehr gibt und man vonseiten der Sozialdienste sowie von den Eltern nur mehr Gutes hört“, erklärt der Streetworker. Diese jungen Menschen haben den Drogensumpf bzw. ihre „kriminelle Laufbahn“ hinter sich gelassen. <BR /><BR />„Es tut gut, Jugendlichen helfen zu können“, weiß Pribyl. Zur Erinnerung: Sein Projekt „Trainingscamp Südtirol“ ist ein sozialer Verein, der seit rund eineinhalb Jahren spezielle Reintegrationsdienste für Jugendliche anbietet, die auf die schiefe Bahn geraten sind. Der Sitz des Vereins ist in Bozen. Pribyl, der aus Kurtatsch stammt, bringt im Trainingscamp seine Erfahrungen im Umgang mit Krisensituationen und destruktiven Handlungsmustern ein. <BR /><BR />„Als Respekttrainer gebe ich weiter, was ich selbst im Camp gelernt habe“, sagt er. Es wird trainiert – auf den Talferwiesen in Bozen, aber auch in Fitnessstudios. Nicht zuletzt werden Wanderungen und gemeinsame Ausflüge unternommen. „Sport macht den Kopf frei und fordert den Körper. So hat man am Abend das gute Gefühl, etwas getan zu haben“, sagt Pribyl. Die durchschnittliche Betreuungsdauer liege bei sechs Monaten. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="674480_image" /></div> <BR /><BR />„Im Trainingscamp versuchen wir, den Jugendlichen neue Perspektiven zu geben und sie aus der Abwärtsspirale zu holen – mit sehr viel Sport, knallharten Regeln, Disziplin und Respekt“, erklärt der 28-Jährige. Sein Anliegen sei es, den Jugendlichen eine Neuorientierung anzubieten und eine andere Lebensgestaltung zu ermöglichen.<BR /><BR />Der Coach hatte selbst eine schwierige Zeit als Jugendlicher, wurde mit 14 Jahren zum Straftäter. Dank eines neunmonatigen Aufenthalts in einem Trainingscamp – mit zehn Stunden Sport am Tag – fand er aber auf die „richtige Bahn“ zurück. <BR /><BR /><b>Corona verschärft Probleme</b><BR /><BR />In den vergangenen Monaten konnte Pribyl, auch aufgrund der Coronavirus-Krise, mit seinen Schützlingen nicht immer in Gruppen trainieren, sondern begleitete die Jugendlichen unter anderem eine Zeit lang individuell daheim. Trotzdem riss die Tätigkeit nicht ab: Übungen wurden daheim gemacht und viele Gespräche geführt. „Das hat den Jugendlichen sehr gut getan. Man hat gemerkt, dass Corona eine schwierige Zeit war und ist. Die jungen Menschen durften Freunde nicht mehr besuchen, viele wurden depressiver. Es war fast schon paradox: Jene, die vorher nicht gerne in die Schule gingen, hätten sich gewünscht, endlich wieder Präsenzunterricht zu erleben“, so Pribyl.<BR /><BR /><b>Kokain mit 13 Jahren</b><BR /><BR />Betreut habe er in den vergangenen eineinhalb Jahren Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren. „Es waren viele Härtefälle dabei; umso schöner, wenn dann das Trainingscamp erfolgreich verlief“, so der Coach. <BR /><BR />Unter anderem habe ein 13-jähriges Mädchen, das bereits tief im Sumpf der harten Drogen steckte und kokainabhängig war, den Weg zurück ins geregelte Leben gefunden. „Sie geht wieder fleißig in die Schule und ist clean“, freut sich Pribyl. Nach wie vor besuche sie den Coach regelmäßig. Einmal im Monat komme sie vorbei – zum Reden. „Ich wurde eine Bezugsperson“, weiß er. Durch die Trennung der Eltern sei das Mädchen auf die schiefe Bahn geraten und habe sich mit den „falschen Personen“ getroffen. „Sie hat bereits in der ersten Klasse der Mittelschule mit dem Kiffen begonnen. Später waren es härtere Drogen, mit 13 konsumierte sie regelmäßig Kokain und rauchte Heroin“, erzählt Pribyl. Das Kiffen sei ihr zu wenig gewesen. <BR /><BR />Eine (leider oft) typische Laufbahn für Drogenabhängige. „Sie war mit sich selbst überfordert und hatte den falschen Freundeskreis“, so der Streetworker. Es sei ein großer Erfolg, dass das Mädchen rechtzeitig den Weg zurück gefunden habe. <BR /><BR /><b>Brutalo-Schläger mit 14</b><BR /><BR />Ein anderes Beispiel sei ein 14-jähriger Bursche. Bereits in diesem Alter lieferte er sich wüste Schlägereien. „Dies ist vor allem in den Städten oft ein Problem“, erklärt Pribyl. Verschiedene Gruppen und Banden bilden sich, mit politischen Hintergründen habe dies allerdings nichts zu tun. „Es ist mehr ein Revierkampf, nach dem Motto: ‚Das ist unser Viertel, die anderen haben hier nichts zu suchen!‘ Dann wird gekämpft“, weiß der Streetworker. Oft seien dabei auch Waffen im Spiel. Eine bedenkliche Entwicklung, wie er betont. Auch der Gruppenzwang sei ein Problem. „Der Junge hatte mit 14 Jahren schon eine ganze Reihe von Straftaten auf dem Konto“, sagt Pribyl.<BR /><BR /> Durch das Trainingscamp habe der Jugendliche seine Aggressionen aber in die richtige Bahn gelenkt. „Er stand, wie einige weitere Jugendliche, mit einem Bein bereits im Knast“, so der Streetworker. Glücklicherweise konnte er die jungen Straftäter noch rechtzeitig vor dem Gefängnis bewahren. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="675068_image" /></div> <BR /><BR /><b>Gewalttätige 12-Jährige</b><BR /><BR />Und auch eine 12-Jährige war Teil des Trainingscamps. Das Mädchen ausländischer Herkunft sei in der Schule häufig Opfer von Mobbingattacken geworden. „Freilich, ohnehin ist es bereits untragbar, wenn Menschen aufgrund der Hautfarbe gemobbt werden“, kritisiert der Jugendarbeiter. Das Mädchen habe sich nicht zu wehren gewusst und sei gewalttätig geworden. Sie verprügelte regelrecht ihre Mitschüler und Mitschülerinnen. Die Schuldirektion wandte sich an die Eltern, diese an den Streetworker. „Ich habe mit ihr dann Sport und Anti-Aggressionstraining gemacht. Zudem haben wir ihr daheim einen Boxsack gerichtet. Wenn es ihr schlecht geht schlägt sie nun da drauf. Dann geht’s ihr besser, wie sie sagt.“<BR /><BR /><b>Schwerer Alkoholiker</b><BR /><BR />„Ältere Semester“ werden aber ebenso von Pribyl betreut. Unter anderem hatte er es mit einem 21-Jährigen zu tun, der bereits schwerer Alkoholiker war. Dieser trank, wenn ihm langweilig wurde. Dabei sei er auch aggressiv geworden. Der junge Mann aus dem Pustertal habe sich geprügelt und immer wieder „regelrecht gesoffen“. Täglich, mit kaum Pausen. „Durch den Sport entkam er dem Alkohol“, freut sich der Streetworker. Nun widme sich der junge Mann unter anderem dem Parkour-Sport und rühre Alkohol nicht mehr an – höchstens von Zeit zu Zeit ein alkoholfreies Bier. <BR /><BR /><b>Auch im Pustertal etablieren</b><BR /><BR />Mittlerweile habe Pribyl dieses Projekt und seine Streetworker-Tätigkeit, welche sich bisher in erster Linie auf den Raum Bozen/Unterland fokussierte, somit auch auf das Pustertal ausgeweitet. Es gebe durchaus Bedarf in den Tälern, weiß der Kurtatscher. Aber egal, woher die Jugendlichen kommen, willkommen ist bei Pribyl jeder. Jeder Jugendliche der wieder auf die richtige Bahn zurückfindet, ist auch ein schöner Erfolg für den 28-jährigen Streetworker.<BR /><BR />„Streetworker mit Leidenschaft“, wie er betont: „Ich stehe jeden Tag gerne auf, um den Jugendlichen zu helfen und Sorge zu tragen, dass sie es schaffen und ihren Weg neu gehen können!“ <BR />