In dieser dreiteiligen Reportage berichtet Katya über den Unfall ( <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/zurueck-aus-dem-jenseits-wie-es-sich-anfuehlt-dem-tod-zu-begegnen" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">hier Teil 1 lesen</a>), ihre unfassbaren Erlebnisse an der Schwelle zwischen Leben und Tod ( <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/licht-musik-und-grenzenlose-freiheit-katyas-rueckkehr-aus-der-zwischenwelt" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Teil 2</a>) und was es bedeutet, eine zweite Chance zu bekommen.<h3> Der Weg zurück ins Leben</h3>Die Rückkehr ins Leben nach dem Unfall war geprägt von Therapie und Rehabilitation, aber auch von Familie, Freunde und Unterstützung. Eine Zeit lang war Katya auf den Rollstuhl angewiesen, musste das Gehen neu erlernen und Vertrauen in den eigenen Körper zurückgewinnen. Besonders das Springen bereitete lange Zeit Angst – die Sorge, dass die Beine dem nicht standhalten würden, war zu groß. <BR /><BR />Auch heute noch muss Katya regelmäßig Sport machen, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. <i>„Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu achten. Früher habe ich ihn als Maschine gesehen. Heute weiß ich, wie viel Kraft wir in uns haben. Der menschliche Körper und der Geist sind unglaublich. Und das gibt mir Motivation.“</i><BR /><BR />Neben den körperlichen Herausforderungen kamen Schuldgefühle hinzu. Immer wieder tauchte die Frage auf, warum gerade sie überlebte. Doch mit der Zeit kam die Einsicht, dass das eigene Weiterleben ein Geschenk ist.<BR /><BR />Nicht alle im Umfeld konnten mit dem Erlebten umgehen. Manche verdrängten das Thema, während es für Katya essenziell war, darüber zu sprechen, um es zu verarbeiten. Sie suchte sich Hilfe bei Psychologen und einer ayurvedischen Ärztin, um diese Erfahrung zu bewältigen. Einige Menschen zweifelten auch an der Echtheit ihrer Nahtoderfahrung, sie hielten es für eine medikamenteninduzierte Halluzination. Doch für Katya war es die realste und gleichzeitig schönste Erfahrung ihres Lebens - eine, die alles veränderte.<h3> Bewusstsein statt Ablenkung</h3> Oft hatte Katya nach ihrem Unfall den Eindruck, dass vieles im Leben nur als Ablenkung dient, um sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen. Doch genau das erwies sich als essenziell: Ängste und Unsicherheiten bewusst wahrzunehmen, anstatt sie zu verdrängen, half ihr, innere Stärke zu entwickeln.<BR /><BR />Auch das Verhältnis zu den eigenen Eltern wandelte sich. Früher oft rebellisch, wurde mit der Zeit deutlich, wie unwichtig alte Streitigkeiten waren und wie tief die Liebe innerhalb der Familie reichte. <h3> Die Lebensaufgabe</h3>Immer häufiger stellte sie sich die Frage, nach der noch nicht erfüllten Lebensaufgabe: <i>„So etwas von einer höheren Stimme gesagt zu bekommen, hat mich ganz oft unter Druck gesetzt. Nach einer Zeit habe ich aber verstanden, dass es nicht darum geht eine große Mission zu erfüllen, sondern um eine Art innere Haltung und dem Bewusstsein jeden Tag aufs Neue zu schätzen. Das ist nicht immer einfach, es ist ein lebenslanger Lernprozess – ein Auf und Ab.“</i><BR /><BR />Nach der Genesung folgten viele Reisen, Anfangs nach Afrika später nach Indien. Der Kontakt zu fremden Kulturen und unterschiedlichen Denkweisen eröffnete neue Perspektiven. Obwohl Religion zuvor keine Rolle in Katyas Leben gespielt hatte, entstand eine intensive Auseinandersetzung mit dem Hinduismus.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1134165_image" /></div> <BR /><BR />Während ihres ersten Aufenthaltes in Indien gründete sie zusammen mit ein paar Freunden aus Deutschland ein kleines Hilfsprojekt namens „Prem Prasad“. Seit über 17 Jahren wird dabei nun täglich Essen auf der Straße verteilt wird. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1134168_image" /></div> <BR />Mediation half und hilft ihr, bei sich selbst zu bleiben und im Moment zu leben. Heute vergleicht sie das Leben mit einem Ozean: „<i>Es gibt stürmische und friedvolle Zeiten, aber anstatt gegen die Wellen zu kämpfen, sollte man lernen, mit ihnen zu schwimmen und sich nicht zu lange in Grübeleien zu verlieren. Loslassen und Akzeptanz sind essenziell, um inneren Frieden zu finden.“</i><BR /><BR />Während eines Aufenthalts in Südindien im Jahr 2014 entstand die Faszination für Kakao. Was als Hobby anfing, ist inzwischen Katyas Beruf und Leidenschaft: Sie stellt heute zusammen mit ihrem Mann Armin hochwertige Bio-Schokolade unter dem Namen KARUNA Chocolate her.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1134918_image" /></div> <BR /><h3> Die verschwundene Angst vor dem Tod</h3>Seit ihrer Nahtoderfahrung hat Katya Waldboth keine Angst mehr vor dem Sterben – ganz im Gegenteil. Sie beschreibt es als ein unglaublich liebliches Gefühl, als eine dermaßen intensive Erfahrung, nach der man sich fast sehnt, hat man sie einmal erlebt. Selbst in schwierigen Zeiten kann sie sich daran erinnern, dass das Leben kostbar ist und jede Erfahrung – ob positiv oder negativ – einen Sinn hat. Sie empfindet eine neue Gelassenheit gegenüber Herausforderungen und hat das Gefühl, dass nichts wirklich bedrohlich ist, weil der Tod nichts Endgültiges darstellt.<BR /><h3> Südtirol und die Bedeutung von Freiheit</h3>In ihrer Nahtoderfahrung hatte Katya Waldboth das starke Verlangen, nach Südtirol zurückkehren zu wollen. Es war kein diffuses Gefühl, sondern eine klare innere Überzeugung: Sie wollte nicht irgendwo am anderen Ende der Welt in einem fremden Körper erwachen. Dieses Empfinden führte sie zu einer grundlegenden Erkenntnis über Freiheit und die Möglichkeiten, die das eigene Leben in Südtirol bietet.<BR /><BR /><i>„Nur ein kleiner Teil der Weltbevölkerung hat die Wahl, nahezu alles selbst zu entscheiden – von der Schulbildung über die Berufswahl bis hin zur Partnerwahl. In vielen anderen Teilen der Welt sind Menschen durch ihre Lebensumstände stark eingeschränkt, oft ohne die Möglichkeit, ihr eigenes Schicksal aktiv zu gestalten. Diese Freiheit, die für viele selbstverständlich erscheint, lernte ich durch die Erfahrung mit dem Tod neu zu schätzen.“</i><BR /><BR />Das größte Geschenk war die Erkenntnis, dass das wahre Glück nicht in äußeren Umständen liegt, sondern in der inneren Einstellung. Jeder Mensch hat die Möglichkeit, seine Wahrnehmung zu verändern und bewusster zu leben – egal, ob er eine außergewöhnliche Erfahrung gemacht hat oder nicht. Katyas Wunsch ist es, anderen Menschen Mut zu machen, sich mit ihrem Inneren auseinanderzusetzen und das Leben mit offenen Armen zu empfangen – ganz so, wie sie auch selbst eine zweite Chance bekommen hat.