<BR /><b>In Ihrem Buch geht es auch um Resilienz. Das bezeichnet die innere Widerstandskraft, mit der man auf Krisen reagiert. Wie stärkt man sie?</b><BR />Helga Seebacher: Um resilienter durch das Leben zu gehen, muss man an seinen Gedanken und Gefühlen arbeiten. Sie bestimmen unsere Handlungen im Alltag. In dieser Hinsicht kann man viel verändern.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71750494_quote" /><BR /><BR /><b>Manchmal rattern die Gedanken aber den ganzen Tag, es ist oft leichter gesagt als getan...</b><BR />Seebacher: Wir neigen zur Grübelei und zum Jammern. Der erste Schritt ist, sich bewusst zu werden, dass eine Veränderung möglich ist. Dann sollte man seine Gedanken analysieren. Wie denke ich? Grüble ich viel? Jammere ich viel? Wir sind alle viel zu sehr Kopfmenschen. Wir können mentale Techniken nutzen, damit wir positiver denken. <BR /><BR /><b>Woran sollten diese sich orientieren?</b><BR />Seebacher: Im Hier und Jetzt zu leben! Wir sollten nicht andauernd an Vergangenes und Zukünftiges denken. Wir sollten lernen, im Jetzt zu denken und in diesem Moment zu fühlen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71750498_quote" /><BR /><BR /><b>Zudem soll man auch an seinen Gefühlen arbeiten?</b><BR />Seebacher: In unserem Kulturkreis sind wir davon geprägt, dass, wenn man Gefühle zulässt, dann hauptsächlich positive. Das wird auch in den sozialen Medien so vermittelt. Negative Gefühle werden oft ganz unbewusst verdrängt. Wenn das Schicksal zuschlägt, funktionieren viele Menschen einfach und verdrängen. <BR /><BR /><b>Kann das krank machen?</b><BR />Seebacher: Auf jeden Fall. Wenn wir unsere Gefühle nicht ernst nehmen, stauen sie sich in unserem Körper an. Irgendwann können sie dann in irgendeiner Form ausbrechen. Der menschliche Körper ist ständigem Stress durch negative Gefühle ausgesetzt. Das habe ich persönlich erfahren.<BR /><BR /><embed id="dtext86-71750522_quote" /><BR /><BR /><b>Sie haben mehrere Schicksalsschläge gemeistert. Was brachte die Wende?</b><BR />Seebacher: Im Jahr 2020 habe ich die Diagnose Multiple Sklerose erhalten. Das ist eine Autoimmunerkrankung. Da wurde mir klar, dass mein Körper sich selbst angegriffen hat. Nach dem Tod meiner Babys und meiner Eltern habe ich alles verdrängt und einfach funktioniert. Wir müssen, besonders nach Krisen, bewusst unseren Funktioniermodus im Alltag verlassen.<BR /><BR /><b>Macht ein Schicksalsschlag stärker?</b><BR />Seebacher: Zunächst müssen wir die Trauer bewältigen und Gefühle zulassen. Wenn man sich dann auf Sinnsuche begibt, macht der Schicksalsschlag bestimmt stärker. Aber das geschieht nicht von allein. Ich absolvierte eine Ausbildung zur Neuromentaltrainerin und wurde mit jedem neuen Tag zuversichtlicher. Es gibt Wege aus der Krise und Unterstützung. Man darf sich helfen lassen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1221771_image" /></div> <BR />Aufstehen, weitergehen, leben: Resilienz stärken, Schicksalsschläge meistern. Athesia- Tappeiner- Verlag 2025, 128 Seiten.