Die neue Studie stützt sich auf Daten einer 2009 durchgeführten Einkommensstudie. Demnach sind 17,9 Prozent der Südtiroler Haushalte armutsgefährdet. Das sind 35.958 Familien oder Einpersonenhaushalte. 21,1 Prozent der Haushalte gelten als gesellschaftlich benachteiligt, da sie nicht am allgemeinen Lebensstandard in Südtirol teilnehmen können. Sie werden als „finanziell depriviert" bezeichnet.21,1 Prozent der Haushalte sind finanziell depriviertDie Daten zur finanziellen Deprivation in Südtirol hat das Landesinstitut für Statistik (ASTAT) zum ersten Mal veröffentlicht. Als finanziell depriviert gilt eine Person oder eine Familie, wenn sie sich bestimmte verfügbare und erstrebenswerte Güter bzw. Verhaltensweisen nicht leisten kann. Laut Studie ist ein Haushalt finanziell depriviert, wenn er sich über längere Zeit hinweg zwei von acht Gütern nicht leisten kann. Dazu gehören etwa notwendige Lebensmittel und Kleider, Verkehrsmittel oder die rechtzeitige Bezahlung der Strom- und Gasrechnungen.In Südtirol gab es 2009 genau 42.402 finanziell deprivierte Haushalte (21,1 Prozent). Die größten Probleme haben die Südtiroler Familien mit dem Bestreiten unvorhergesehener Ausgaben (21 Prozent) und dem Bezahlen eines Urlaubes (19,1 Prozent). Es folgen der Einkauf von notwendiger Kleidung, Geld für Ausgaben bei Krankheitsfällen (5,1 Prozent) und das Bezahlen von Strom- und Gasrechnungen (vier Prozent).35.958 Haushalte sind armutsgefährdet35.958 Familien oder Einpersonenhaushalte bzw. 17,9 Prozent der Südtiroler Haushalte leben unter der Armutsgefährdungsschwelle. Das bedeutet, dass sie weniger als 60 Prozent des mittleren Jahreseinkommens (Äquivalenzeinkommen) verdienen.Aus der Studie lassen sich bestimmte Faktoren ausmachen, die in hohem Maße als bestimmend für Armutsgefährdung gelten.Traurig aber wahr: Ein bedeutender Faktor ist die Anzahl der Kinder in einem Haushalt. Als armutsgefährdet gelten 34,9 Prozent der Familien mit drei oder mehr unterhaltsberechtigten Kindern.Auch bei den Alleinerziehenden (29,1 Prozent) und Haushalten, in denen mindestens eine Person über 64 Jahre alt ist (27,7 Prozent), ist die Gefahr groß. Bei den Über-64-Jährigen, die alleine leben, steigt der Anteil der Armutsgefährdeten auf 47,1 Prozent. 5,5 Prozent leben in manifester ArmutWer gleichzeitig finanziell depriviert und armutsgefährdet ist, befindet sich in „manifester Armut“. Dies ist laut den Machern der Studie die schwierigste Situation. 5,5 Prozent der Südtiroler Haushalte (11.015) sind dieser Armutslage zuzuordnen.Einen „Teilhabemangel“ (Haushalt ist finanziell depriviert) verspüren 15,6 Prozent der Haushalte (31.387), einen reinen „Einkommensmangel“ (Haushalt ist armutsgefährdet, Lebensstandard aber gewährleistet) hingegen 12,6 Prozent (24.943). „Keinen Mangel“ haben 66,4 Prozent (133.322) der Südtiroler Haushalte. Besonders bei den Familien mit über drei unterhaltspflichtigen Kindern ist der Anteil der in manifester Armut lebenden Haushalte hoch: Er beträgt 30,1 Prozent. Zum Vergleich: Elf Prozent der Paare mit zwei unterhaltsberechtigten Kindern und null Prozent solcher mit einem unterhaltsberechtigten Kind sind von manifester Armut betroffen.Gefährdet sind auch Alleinerziehende. Hier liegt der Anteil bei 21,3 Prozent. Landeshauptmann Luis Durnwalder und Landesrat Richard Theiner wollen vor diesen Problemen nicht die Augen verschließen. “In Sachen Familienpolitik könnten wir ohne weiteres mehr tun“, betonte der LandeshauptmannBarbara Raich