Vom Ötzi-Finder Helmut Simon bis zum Journalisten Rainer Hölzl: Mehrere Todesfälle aus dem Umkreis der Gletschermumie sorgen für eine schaurige Theorie. <BR /><BR /><BR /><BR />In Sachen Fluch – wenn es ihn denn gibt – hat Ötzi einen weltberühmten Vorgänger. Im November 1922 wurde im ägyptischen Tal der Könige in Theben das Grab des Pharaos Tutanchamun entdeckt. Auf rätselhafte Weise starben nacheinander etliche Menschen, die dabei waren. Die Legende vom Fluch des Pharao entstand.Tutanchamun oder Tut-ench-Amun, König der 18. Dynastie, lebte um 1350 vor Christus.<BR /><BR /><b>Der „Fluch des Pharao“</b><BR /><BR />Entdeckt wurde das Grab Tutanchamuns von dem Engländer Howard Carter. Der britische Lord Carnarvon, mit dem Carter es als Erster betrat, starb wenige Monate später, angeblich nach einem Insektenstich. Nach der Öffnung des Grabes warnte die Autorin Mary Mackay alias Marie Corelli vor schlimmsten Strafen. In den Monaten danach kamen tatsächlich andere Mitglieder der Familie Carnarvon sowie der Ausgrabungsmannschaft unter teilweise bizarren Umständen ums Leben. Über neue Todesfälle wurden in den vergangen Jahren wieder spekuliert.<BR /><BR />Die Familie von Lord Carnarvon s sprach übrigens 60 Jahre lang kein Wort über dessen ägyptische Vergangenheit, um dem sagenhaften „Fluch des Pharao“ zu entgehen. Als dessen Erfinderin gilt die Schriftstellerin Jane Loudon Webb mit ihrem Buch „Die Mumie“. Der gruselige Stoff diente auch als Vorlage für Horrorfilme, zuletzt für den Streifen „Die Mumie“ (2017).<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="681593_image" /></div> <BR />Rächt sich auch der Ötzi an jenen, die seine Ruhe im Ewigen Eis stören? Diese Frage warf das Online-Portal der Boulevardzeitung „Bild“ vor einigen Jahren auf – nachdem mehrere Menschen gestorben waren, die im Umfeld der Mumie eine Rolle gespielt hatten. Auch die ORF-Serie „Mystery“ widmete sich mittlerweile der spannenden Frage. Der Ötzi, so die These, sei Opfer eines Mordes und räche sich heute noch an all jenen, die seine Totenruhe stören und ihm etwas zuleide tun. In der „Mystery“-Doku wies der Plasmaphysiker und Paraphysiker Friedbert Karger vom Max-Planck-Institut für Physik in München sogar auf einen möglichen wahren Kern des Ötzi-Fluches hin: Aufgrund langjähriger Spuk-Untersuchungen kommt Karger zum Schluss, dass sich Gedanken an feinstoffliche Materie hängen können, womit sich auch ein Fluch und seine Auswirkungen erklären ließen. <BR /><BR />Könnte dies eine Erklärung für mittlerweile 8 „mysteriöse Todesfälle“ im Zusammenhang mit dem Ötzi sein? Das erste Opfer des „Fluches“ wäre der Gerichtsmediziner <Fett>Rainer Henn</Fett> (64), der den Eismann aus den Ötztaler Alpen geborgen und untersucht hatte. 1992 – nur ein Jahr nach dem Fund – kam er bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Er hatte gerade einen Vortrag über Gletscher und die Mumie aus dem Eis gehalten, war auf dem Heimweg. Ein Jahr später der nächste Todesfall: Der Suldner Bergführer <b>Kurt Fritz</b> hatte den Extrembergsteiger Reinhold Messner zur Fundstelle am Hauslabjoch begleitet, er „zerrte Ötzis Gesicht aus dem Eisgrab“,wie die „Bild“ schrieb. 1993 wurde Fritz am Ortler unter einer Lawine begraben. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="681596_image" /></div> <BR /><b>Helmut Simon</b> (67) wurde weltberühmt, als er zusammen mit seiner Frau am 19. September 1991 den Eismann entdeckte. Im Oktober 2004 verirrte sich Simon bei einer Wanderung in Bad Hofgastein (Bundesland Salzburg) und stürzte in den Tod. Nur Stunden nach dem Begräbnis von Helmut Simon starb der Bergretter <b>Dieter Warnecke</b> (65), berichtete die „Bild“. Warnecke war an der Suche nach dem verunglückten Ötzi-Entdecker beteiligt, er erlitt einen Herzinfarkt.<BR /> Ebenfalls im Jahr 2004 erhielt der bekannte Ötzi-Forscher <b>Konrad Spindler</b> die Diagnose, dass er an Multipler Sklerose erkrankt sei. Der Wissenschaftler selbst hielt den Fluch für eine Legende. Im Scherz soll er gefragt haben: „Werde ich der Nächste sein?“ Er starb nur ein Jahr nach der Diagnose, am 17. April 2005, in Innsbruck. Der dritte Tote des Jahres 2004 war der bekannte ORF-Journalist <b>Rainer Hölzl</b>, der die Bergung des Eismannes exklusiv mitverfolgte und eine ausführliche Dokumentation gestaltete. Hölzl starb im Alter von 41 Jahren an einem Hirntumor. <BR />Zum Team von Professor Konrad Spindler gehörte auch Professor <b>Friedrich Tiefenbrunner</b> vom Institut für Mikrobiologie und Hygiene an der Uni Innsbruck. Tiefenbunner, der eine Methode gefunden hatte, Ötzi vor Bakterien- oder Pilzbefall zu schützen, starb am 7. Jänner 2005 im Alter von 63 Jahren nach einer Herzoperation. Im selben Jahr ließ ein weiterer Todesfall die Vermutungen über den „Fluch des Ötzi“ wieder aufleben. Der aus Kalifornien stammende Archäologe <b>Tom Loy</b> (63) wurde in seiner Wohnung in Brisbane (Australien) tot aufgefunden. Er hatte die DNA an Ötzis Werkzeugen und Waffen erforscht. Loy litt an Leukämie, aber laut Aussagen seines Bruders Gareth konnte die Autopsie den Grund für seinen Tod nicht eindeutig klären. Der Forscher wäre damit das mittlerweile 8. „Opfer“ der Mumie aus dem Eis. <BR /><BR /><embed id="dtext86-50680708_quote" /><BR /><BR />Ist also doch etwas dran am „Fluch des Ötzi“? Der Priester und Theologe Paolo Renner hält wenig von solchen Schauergeschichten. „Die Kirche glaubt an die Kraft des Segens, aber nicht an die Auswirkungen eines Fluchs“, betont Renner. Der Fluch gehöre definitiv nicht zum „Glaubensdepot“ der Kirche, sondern in die Welt des Aberglaubens. „Wir sollten hier nicht Zusammenhänge sehen wollen, die sich nicht beweisen lassen“, meint der Brixner Theologe. <BR /><BR />