Zur Konsolidierung dieser Schule gehörte vordergründig der Aufbau eines qualifizierten Lehrkörpers, was sich in Bezug auf das Mittel- und Oberschulwesen aber als herausfordernd erwies, weil in Österreich erworbene Akademische Titel in Italien nicht gültig waren (bis 1956), was de facto bedeutete, dass künftige Mittel- und Oberschullehrkräfte an italienischen Universitäten studieren mussten. Wodurch eine lebendige kulturelle Anbindung zu Nordtirol, zu Österreich, zum übrigen deutschen Sprachraum aber unterblieb. Auch galt es, das Kulturleben wiederaufzubauen... <b>Von Othmar Parteli</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1076760_image" /></div> <h3> Eine Trägerstruktur für die Meraner Hochschulwochen</h3>Um dieses Faktum weichenstellend in den Griff zu bekommen, entstand bei Josef Ferrari und in seinem Umkreis bei Männern wie <b>Toni Ebner, Fritz Egger, Hermann Eichbichler, Franz Mark, Karl Mitterdorfer</b> und <b>Anton Zelger</b> die Idee, in Südtirol Hochschulwochen einzurichten in der Grundabsicht, durch sie „ganz öffentlich die Zugehörigkeit Südtirols zum österreichisch-deutschen Kulturraum zum Ausdruck zu bringen und… den in Italien studierenden Südtiroler Hochschülern die Begegnung mit dem deutschen Kulturleben zu ermöglichen.“ Sie sollten die Möglichkeit bieten, „Kontakte zu Persönlichkeiten in Österreich und Deutschland aufzunehmen, die als fördernde Freunde und Gönner uns helfen sollten, die erste schwierige Zeit des Aufbaus zu überwinden.“ In diesem Sinne entwickelte Professor <b>Eugen Thurnher</b> von der Universität Innsbruck ein entsprechendes Konzept.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1076763_image" /></div> <BR />Um diese Idee in die Tat umzusetzen – als Austragungsort wurde alsbald Meran ins Auge gefasst –, bedurfte es jedoch einer Trägerstrukur. Diese wurde am 16. Februar 1954 gegründet und zwar unter der weit gesteckten Bezeichnung „Südtiroler Kulturinstitut“ (SKI). Galt es doch, über diese Plattform vielschichtig aktiv zu werden und die Umsetzung eines umfassenden kulturellen Aufbauprogrammes in die Wege zu leiten. Der erste Präsident dieses „Südtiroler Kulturinstitutes“ war <b>Franz Mark</b>, der in den Tiroler Bankendienst getreten war und der ab 1949 bei der Sparkasse der Provinz Bozen im Dienst war. Die Funktion des Geschäftsführers übernahm <b>Karl Mitterdorfer</b>, auch er ein Bediensteter der genannten Sparkasse. Als Sitz des neuen Institutes wurde die Wohnung des Herrn Mark in der Bozner Andreas-Hofer-Straße Nr. 36 bestimmt. So waren die Voraussetzungen zur Durchführung der ersten „Meraner Hochschulwochen“ geschaffen; sie konnten am 13. September 1954 im „Parkhotel“ in Obermais eröffnet werden. Dabei zeigte sich recht bald, dass sie ein bedeutungsvolles „Forum der Begegnung zwischen der studierenden Jugend wurden, das ganz wesentlich zur Formung des Geistes und zur Weitung des Horizontes bei vielen nachmaligen Akademikern und Lehrern“beitragen würde.<BR /><h3> Vom Ölhaus ins Waltherhaus</h3><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1076766_image" /></div> <BR /><BR />Sehr rasch nach seiner Gründung kam Bewegung ins junge Kulturinstitut. Franz Mark konnte aus dienstlichen Gründen die Rolle des Präsidenten nicht mehr wahrnehmen und Karl Mitterdorfer, dienstlich nach Schlanders versetzt, musste die Funktion des Geschäftsführers ebenfalls abgeben. Als neuer Präsident folgte der Bozner Rechtsanwalt <b>Fritz Egger</b> – Franz Mark stand ihm zeit seiner Präsidentschaft (bis 1972) als Stellvertreter zur Seite – und die Geschäftsführung übernahm im Jahre 1955, halbtags, der in Bozen als Mittelschullehrer tätige Deutschnofner <b>Anton Zelger</b> (zuvor hatte sie kurzzeitig <b>Wolfgang Röd</b> ausgeübt). Für die weitere Zukunft des „Südtiroler Kulturinstitutes“ ein großer Glücksfall. <BR /><BR />Was dagegen den Sitz des Institutes anbetrifft, so wurde dieser über Vermittlung von <b>Josef Ferrari</b> ins sogenannte „Waldthalerhaus“ in den Bozner Lauben verlegt, das seinem Schwager <b>Franz Waldthaler</b> gehörte, und in weiterer Folge ins „Ölhaus“ des <b>Dr. von Braitenberg</b> in der Dr. Streiter-Gasse transferiert. Hier gab es viele Räumlichkeiten, in denen sich das Institut ausbreiten und in der Folge auch seine Studienbibliothek, Kern der späteren „Teßmann“, einrichten konnte. Das Haus verfügte u.a. über den die Streiter-Gasse überspannenden „Petersaal“, wo fortan zahlreiche Kulturveranstaltungen stattfanden. Im „Ölhaus“ blieb das SKI bis zum Umzug ins neue „Waltherhaus“, der im August 1967 erfolgte.<BR /><h3> Buch und Theater, Sprache und Literatur</h3><BR />Zelger knüpfte ab dem ersten Augenblick seiner Tätigkeit im SKI unzählige Kontakte zu Regierungsstellen, Kultureinrichtungen und Universitäten in Österreich und in verschiedenen deutschen Bundesländern, was für eine feste Verankerung der SKI-Arbeit unverzichtbar erschien. Eine große „Österreichische Buchausstellung“ in den Prunkräumen der Bozner Handelskammer hatte im Juni 1955 eine kulturelle Aufbruchstimmung der besonderen Güteklasse markiert, ihre Eröffnung nahm denn auch kein Geringerer als der österreichische Unterrichtsminister <b>Heinrich Drimmel</b> vor. Drimmels Auftritt aus diesem Anlass war ein Ereignis der besonderen Art, war es doch das erste Mal seit 1918, dass ein österreichischer Minister in Südtirol öffentlich in Erscheinung trat. <BR /><BR />Nach dieser Schau hatte das Wiener Ministerium die ausgestellten 3000 Buchtitel dem SKI als Geschenk überlassen; sie bildeten den Grundstock einer im Aufbau begriffenen Studienbibliothek, die in die künftige „Friedrich Teßmann“-Bibliothek einfließen sollte, aus der später die gleichnamige Landesbibliothek hervorgehen sollte. Gleichzeitig legte das SKI einen besonderen Schwerpunkt seiner Arbeit grundsätzlich auf das Buch, indem es das Bibliothekswesen im Lande durch eine ins Leben gerufene Bücheraktion massiv förderte und eine eigene Schriftenreihe begründete, in deren Rahmen einige Jahr später als erstes Produkt das SKI-„Jahrbuch I“ mit dem Titel „Die Brennerstraße – Deutscher Schicksalsweg von Innsbruck nach Bozen“ erscheinen sollte.<BR /><BR />Das Südtiroler Kulturinstitut legte von allem Anfang an einen weiteren besonderen Schwerpunkt seiner Arbeit auf qualitativ hochwertige deutsche Theateraufführungen. Zu diesem Zwecke lud es Jahr für Jahr zahlreiche erstrangige Bühnen aus dem deutschen Sprachraum nach Südtirol ein – eine Initiative, die bis heute ein besonderes Markenzeichen des SKI bildet. Es war nicht nur das Wiener Burgtheater, das in Meran unvergessliche Theaterabende als Rahmenprogramm der Hochschulwochen gab, sondern es kamen auch andere renommierte Schauspielhäuser auf den SKI-Theaterspielplan, die Lore-Bronner-Bühne/ München etwa, das Tiroler Landestheater/Innsbruck, das Schwäbische Landesschauspiel/Memmingen, die Ring-Bühne/Innsbruck, das Ernst-Deutsch-Theater/Hamburg und die Vereinigten Bühnen Graz, um einige wenige zu nennen. Sie alle hinterließen beim Publikum – in Bozen in Ermangelung eines passenden Theatersaales im „Augusteo“-Kino und/oder im „Corso“-Kino – stets bleibende Eindrücke.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1076769_image" /></div> <BR />Parallel zum Theater und zum Buch legte die Geschäftsführung des SKI einen weiteren Schwerpunkt ihrer Arbeit auch auf die Durchführung von hochkarätigen literarischen Veranstaltungen, etwas mit <b>Werner Bergengruen, Gertrud Fussenegger</b> und <b>Carl Zuckmayr</b>, auf Liederabende und Konzertdarbietungen, im wachsenden Maße aber auch auf übers Jahr gestreute „Gedächtnis- und Feierstunden für große Persönlichkeiten der Heimat und aus dem deutschen Kulturraume“ (SKI-Tätigkeitsbericht über die Jahre 1955-1958). Und, ebenso übers Jahr gestreut, auf das Angebot von hochrangigen Vorträgen zu zahlreichen Wissensgebieten in Verbindung zu den „Meraner Hochschulwochen“, das vom „Akademischen Forum“, 1958/59 auf Anregung von <b>Hermann Eichbichler</b> entstanden, ausgerichtet wurde.<BR /><BR />Die Pflege der deutschen Sprache und in Verbindung zu ihr die Befassung mit deutscher Literatur bildete genauso ein Hauptanliegen des SKI – in diesem Zusammenhang sei an die „Literarische Beilage“ der „Dolomiten“ erinnert, die auch auf Anregung Eichbichlers entstanden ist und die von ihm von 1960 bis zu seinem Tod 1995 vierzehntätig gestaltet wurde. Eine geisteswissenschaftliche Leistung, die ihresgleichen sucht. Auch ist die „Dolomiten“-Rubrik „Unsere Muttersprache“ zu nennen, die im zeitlichen Vorlauf zur Beilage Eichbichlers in den „Dolomiten“ ihre Ausformung gefunden hat.<h3> Anfänge der Musikerziehung</h3>Aber nicht nur das hochwertige Theaterwesen, die Pflege von Sprache und Literatur bildete einen Programmschwerpunkt im Arbeitskalender des SKI, sondern auch die musikalische Erziehung der Jugend. In diesem Sinne entstanden im Jahre 1961, erstmals in Bruneck, Musikkurse für Kinder, die im darauffolgenden Jahr bereits auf Brixen, Schlanders, Auer und Klausen ausgedehnt werden konnten und allmählich unter Einschluss auch der ladinischen Gebiete nahezu flächendeckend angeboten wurden. Der gute Geist dieser Initiative, die sehr viel Einsatz und beachtliche Finanzmittel erforderlich machte, die in Österreich und über südtirolfördernde private Vereine und Verbände in Deutschland berappt werden konnten, war <b>Johanna Blum</b>. Bei ihr lag die „pädagogische und fachliche Leitung“ dieser Musikkurse. Sie führte sie auf ein beachtlich hohes Niveau, sodass es für den Südtiroler Landtag ein Leichtes war, viele Jahre später ein Landesgesetz zur Errichtung der Institute für Musikerziehung zu erlassen, weil er auf der exzellenten Grundlagenarbeit des SKI aufbauen konnte.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1076772_image" /></div> <BR />Das im Jahre 1956 zwischen Österreich und Italien unterzeichnete Studientitelabkommen brachte mit sich, dass fortan der Großteil der Südtiroler Studenten in rasch wachsender Anzahl an österreichischen Universitäten studierten. Parallel dazu wuchs das Bedürfnis nach Studienstipendien, die in großzügiger Weise vom Unterrichtsministerium in Wien und von den meisten österreichischen Bundesländern, allen voran von Tirol, lukriert und vom Südtiroler Kulturinstitut verwaltet wurden. Eine Sisyphusarbeit, die von einer paritätisch besetzten Kommission aus Vertretern des Institutes und von Studentenvertretern, bewältigt worden ist und die im Verlauf der Jahre ein zweistelliges Millionenvolumen (in Schilling) erreichte. Erst in den späten 1970er/frühen 1980er Jahren endete dieser Dienst, als das Land Südtirol in die Lage kam, selber Studienstipendien zugunsten seiner Hochschüler/-innen in Österreich auszuschütten.<h3> Der Kulturpreis „Walther von der Vogelweide“</h3>In kultureller Hinsicht war der im Jahre 1960 geschaffene Kulturpreis „Walther von der Vogel-weide“, den das Kulturwerk für Südtirol in München zur Verfügung gestellt hat (dies bis heute), von grundlegender Bedeutung. Durch ihn sollten Gelehrte, Künstler und Wissenschaftler für ihre Leistungen ausgezeichnet werden. 1960 wurde der „Waltherpreis“, wie er gemeinhin genannt wird, erstmals verliehen, und zwar an <b>Karl Felix Wolff</b>, der sich jahrzehntelang mit „Sagen und Ueberlieferungen, Märchen und Erzählungen der deutschen und ladinischen Dolomitenbewohner“ befasst hat, wodurch jahrhundertealtes Kulturgut vor dem sicheren Verschütt bewahrt werden konnte. Viele Jahre wurde diese renommierte Auszeichnung jährlich verliehen, später dann, verzahnt mit einem neu geschaffenen Förderpreis für Künstler und Künstlerinnen und Wissenschaftsleute der jüngeren Generation, im Zwei-Jahres-Rhythmus. Seit wenigen Jahren gibt es auch noch einen Jugendpreis.<h3> Das Ausstellungswesen</h3>Einen Gipfelpunkt der eigenen Art bildete und bildet das Ausstellungswesen, das sich hauptsächlich der Entwicklung der bildenden Kunst im historischen Tirol widmet, nicht minder aber auch literarische Themen und ihre Protagonisten in den Fokus der Betrachtung stellt. Darunter erfreut sich die jährliche Buchausstellung eines großen Zuspruchs. Desgleichen befasst sich das SKI immer wieder auch mit der Durchführung von wissenschaftlichen Tagungen und Symposien, wobei die dadurch zu Tage geförderten Forschungsergebnisse stets in die erneuerte Linie der SKI-Veröffentlichungen einfließen: die 15. Ausgabe dieser Serie zum Thema „Wandmalereien des Mittelalters und der Renaissance in Tramin“ befindet sich im Druck.<h3> Zahlreiche Tätigkeitsbereiche</h3>Vieles vom hier Aufgelisteten betreut das SKI heute nicht mehr, weil es im Verlauf der Zeit vom Land übernommen werden konnte. In jüngster Zeit werden aber andere Bereiche wahrgenommen, durch die Sprachbeobachtungsstelle zum Beispiel und durch das JUgendKInderBUchZentrum (JUKIBUZ). Es gibt seit Jahren aber auch den Ballettsommer Bozen und die sommerlichen Klangfeste auf Runkelstein. Über allem figuriert aber mit besonderer Strahlkraft die SKI-Theatersaison, in deren Rahmen nach wie vor gute und beste Bühnen aus dem gesamten deutschen Sprachraum Theaterproduktionen präsentieren.<h3> Oktoberausgabe der Monatszeitschrift für Monatszeitschrift für Südtiroler Landeskunde</h3><BR /><div class="img-embed"><embed id="1076775_image" /></div> <BR />Weitere Details zur Entstehung und Entwicklung des Südtiroler Kulturinstitutes finden sich in der Oktober-Ausgabe der Zeit- schrift „Der Schlern“: Othmar Parteli zeigt darin auf, wie durch das Engagement und den Idealismus der Gründerväter die Grundlagen für ein blühendes Kulturleben geschaffen wurden und geht auf die Vielfalt der Tätigkeitsbereiche des SKI ein. Weitere Themen im Oktober sind „Ein spätmittelalterliches Fastentuch in der Hofburg in Brixen“ von Reiner Sörries und ein Aufsatz zum Kloster Maria Waldrast, das vor 400 Jahren von den Serviten bezogen wurde, den Heinz Wieser verfasst hat. <BR /><BR /><b>Buchtipp: „</b>Der Schlern“ ist erhältlich im Abonnement – auch in digitaler Form und in Athesia-Filialen.