Von: Alex Zingerle<b><BR /><BR />STOL: Welche Dinge möchten Sie als Vorsitzende zuallererst anpacken?</b><BR />Ariane Benedikter: Ich möchte in dieser Frage 2 Dimensionen unterscheiden: die technisch-hochschulpolitische Dimension einerseits und die gesellschaftspolitische Dimension andererseits. Bei der ersten Dimension ist es gerade jetzt – in Zeiten der Teuerungen – wichtig, dass der Zugang zum Studium weiterhin allen offen steht. Ein wichtiger Schritt wurde hierbei mit der Erhöhung der Stipendien von 20 Prozent bereits vollzogen, aber wir müssen weiterhin wachsam bleiben, ob das auch in Zukunft genügt. Die andere Dimension hingegen betrifft den Klimaschutz und die Gleichberechtigung. <BR /><BR /><b>STOL: Davon einmal abgesehen, welche sind denn nach Ihrer Einschätzung die Probleme, die den Studierenden derzeit am stärksten unter den Nägeln brennen?</b><BR />Benedikter: An erster Stelle ist hier das Wohnproblem zu nennen. Es gibt zu wenig passende Wohnmöglichkeiten für Studierende, vor allem zu wenig erschwinglichen Wohnraum – gerade hier in Südtirol. <BR /><BR /><embed id="dtext86-57595443_quote" /><BR /><BR /><b>STOL: Ein hinlänglich bekanntes Thema. Was kann die sh.asus in dieser Frage bewirken?</b><BR />Benedikter: Wir sind diesbezüglich im Dialog mit Bildungslandesrat Philipp Achammer. Die Politik ist sich der Dringlichkeit dieser Thematik bewusst, wir werden die Entwicklungen weiterhin verfolgen. Natürlich steigen auch die Wohnungspreise außerhalb Südtirols, hierbei erfolgt die Unterstützung wie gesagt über die Studienbeihilfen. Ein weiteres wichtiges Thema sind die Leistungsstipendien. <BR /><BR /><b>STOL: Geht es bei den Leistungsstipendien vorwärts?</b><BR />Benedikter: Ja, man kann hier durchaus von erfreulichen Nachrichten sprechen, da der Reformprozess dieses Jahr auf unseren Anstoß hin gestartet ist. Die sh.asus ist durch meinen Vorgänger Julian Nikolaus Rensi im Beirat auf das Recht auf Hochschulbildung vertreten und involviert und hat auch einen entsprechenden Vorschlag ausgearbeitet. <BR /><BR /><b>STOL: Lassen Sie uns kurz den Bogen etwas weiter zu den bildungspolitischen Themen spannen: Welche Entwicklungen darf Südtirol in punkto Hochschulbildung und Ausbildung nicht verpassen?</b><BR />Benedikter: Hier ist ganz klar der Arbeitsmarkt zu nennen, Stichwort „Brain Drain“, also die Talente-Abwanderung. Wichtig erscheint mir, Studierende stärker in die Unternehmenswelt einzubinden, bereits im Oberschulalter mehr Ausbildungspraktika zu ermöglichen. Viele hier ansässige Firmen sind international ausgerichtet und können Akademikern entsprechende Arbeitsmöglichkeiten bieten. Diese „glokale“ Ausrichtung – also das Zusammenspiel von lokalen und globalen Ebenen – entspricht dem Wunsch vieler Akademiker.<BR /><BR /><b>STOL: Sie haben sich durch <a href="https://www.stol.it/artikel/panorama/die-umweltaktivistin" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Ihren beständigen Einsatz in Umwelt- und Klimafragen einen Namen gemacht.</a> Inwieweit sollte sich die SH einen stärkeren ökosozialen Anstrich geben?</b><BR />Benedikter: Unsere Studienjahre sind geprägt von diversen Krisen, unter anderem der Klimakrise. Aufgrund der Dringlichkeit und auch vor dem Hintergrund meines persönlichen Engagements möchte ich hier durchaus einen Fokus setzen. Denkbar sind Podiumsdiskussionen in Zusammenarbeit mit dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz und der Einsatz von Studierenden in Umweltgruppen. Wir als sh.asus können dagegen mit einer Evaluation prüfen, wie wir uns noch nachhaltiger aufstellen können. <BR /><BR /><b>STOL: Dann wäre noch das Engagement für die Gleichberechtigung ... </b><BR />Benedikter: Absolut, wobei zu sagen ist, dass Klima- und Gleichberechtigungsthemen stark miteinander verwoben sind. Darauf hat bereits der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hingewiesen, am stärksten betroffen von den Folgen des Klimawandels sind Frauen im globalen Süden. Aber natürlich gibt es auch hierzulande viel zu tun, wenn man beispielsweise nur den Gender Pay Gap von 16,3 Prozent bedenkt. Um uns für Chancengleichheit stark zu machen, werden wir verstärkt den Kontakt zu bereits bestehenden feministischen Initiativen in Südtirol suchen.