Hofer war die zentrale Figur des Tiroler Volksaufstandes von 1809, zu dessen Oberbefehlshaber er gewählt wurde. Der Sandwirt war er wohl auch Landwirt. Geprägt durch seine bäuerliche Tätigkeit trat er für sein Land ein, in tiefer Verbundenheit mit seiner Heimat und der von den Bauern geschaffenen Kulturlandschaft. Eine Ko(h)lumne von Christoph Kohl.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="998914_image" /></div> <h3>Der Einsatz der Bauern ist Voraussetzung für den Wohlstand der gesamten Gesellschaft</h3>Der Einsatz der Tiroler Bauern ist auch ein Hinweis auf die grundlegende Rolle der Landwirtschaft und der ländlichen Gemeinschaften für das Überleben und den Wohlstand der gesamten Gesellschaft, insbesondere der städtischen, die ohne Alternative auf die Produktion von Nahrungsmitteln angewiesen ist.<BR /><BR />Das Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Stadtbevölkerung ist von einer gewissen Entfremdung geprägt, die meisten Stadtbewohner haben keine Vorstellung mehr von Landwirtschaft. Für viele ist diese zu einem eher abstrakten Begriff geworden, den sie kaum noch verstehen oder wertschätzen können. Nur wenige haben eine klare Vorstellung davon, woher ihre Lebensmittel kommen und wie sie produziert werden.<BR /><BR />Wie in Paris und Rom, kam es auch in Deutschland (sogar in Südtirol) unlängst zu einer Art Bauernaufstand. Es demonstrierten wütende Landwirte – größtenteils Agrarunternehmer, sonst wäre es mir unerklärlich, dass eine schier unüberschaubare Menge riesiger Traktoren halb Berlin lahmlegte. Getrieben war ihr Protest von vielfältigen bürokratischen Bevormundungen, einer als ungerecht empfundenen neuen Besteuerung und auch Zukunftsängsten. Dabei gibt es zugleich den Stolz darauf, das Land und seine Menschen täglich zu versorgen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="998917_image" /></div> <BR /><BR />So wurde eine Woche später auf der „Grünen Woche“ in Berlin, der weltgrößten Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau mit 1600 Ausstellern aus 60 Ländern, die Versöhnung mit diesen Essern gefeiert, denn die müssen doch bei Laune gehalten werden. Die Besucher konnten sich über die Arbeit der Ernährungswirtschaft informieren, Spezialitäten probieren und auch Tiere streicheln. Dabei kommt die zünftige Bierzeltstimmung gut an und versöhnt Städter und Bauern.<BR /><h3> Die Geschichte des Ackerbaus ist auch die Geschichte des Städtebaus</h3>Eine gewisse Missachtung der bäuerlichen Arbeit ist eine Konstante der Zivilisation. Die Geschichte des Ackerbaus und der Viehzucht ist, wenn man der Kulturgeschichte Glauben schenken darf, seit Beginn der Sesshaftigkeit und damit einhergehend dem Eigentum an Grund und Boden auch eine Geschichte der Unterdrückung derer, die den Ackerbau erst möglich gemacht haben. Die Auseinandersetzungen waren in allen Gesellschaften und Systemen immer die gleichen: Obrigkeit gegen Bauern.<BR /><BR />Die Geschichte, die lehrbuchartig als eine Abfolge von Konflikten und Kriegen dargestellt wird, kann auch aus dieser Perspektive betrachtet werden: als ein ständiger Konflikt zwischen den bewaffneten Eliten und der wehrlosen Landbevölkerung. Während sich die Geschichtsbücher auf Schlachten und Grenzverschiebungen konzentrieren, war es regelmäßig die wehrlose Landbevölkerung, die am meisten unter diesen Konflikten zu leiden hatte.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="998920_image" /></div> <BR />In vielen Fällen beginnen Kriege mit der Zerstörung der landwirtschaftlichen Grundlagen und der Verwüstung der Erntegebiete. Während die Herrschenden fliehen und sich aus ihren Vorräten versorgen konnten, standen die Bauern vor dem Kampf ums Überleben und dem Verlust ihrer Lebensgrundlage. Nichts anderes erlebten wir beim Überfall auf die Ukraine, als die russischen Invasoren monatelang im Schwarzen Meer die Ausfahrt von Getreideschiffen blockierten und damit Hungersnöte in Afrika heraufbeschworen.<BR /><h3> Städte sind fundamental auf die Landwirtschaft angewiesen</h3>Heute, in einer zunehmend urbanisierten Welt, könnte man meinen, dass die Landwirtschaft an Bedeutung verliert. Aber das Gegenteil ist der Fall. Städte sind fundamental auf die Landwirtschaft angewiesen, nicht nur für die Versorgung mit Nahrungsmitteln, sondern auch für die Erhaltung der Biodiversität, die Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen und die Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts. Der ländliche Raum und die dort lebenden Menschen sind, wie einst Andreas Hofer, die Hüter dieser lebenswichtigen Ressourcen.<BR /><BR />Ohne unsere Bauern, die über Generationen hinweg die Wildnis in eine Kulturlandschaft verwandelten, hätte sich die städtische Konsumzivilisation nicht entwickeln können. Die Landwirtschaft ermöglichte es den Menschen, sesshaft zu werden, Nahrungsmittelüberschüsse zu produzieren und damit die Grundlage für ein ziviles Leben abseits der Natur zu schaffen.<BR /><BR />Das Leben auch in den Städten Südtirols wäre ohne die von Bauernhand unentwegt geschaffene alpenländische Kulturlandschaft undenkbar. Mit ihrem Einsatz leistet sie einen unschätzbaren Beitrag zum Erhalt dieser alpenländischen Landschaft. Die Landwirte sind nicht nur Produzenten von Lebensmitteln, sondern durch die Pflege der Landschaft auch Bewahrer dessen, was die Städter als Natur wahrnehmen. Sie sind wichtige Akteure bei der Bewältigung regionaler und zugleich globaler Herausforderungen wie Klimawandel und Umweltschutz.<BR /><BR />Wir Städter tun gut daran, diese unermüdliche Arbeit und Hingabe zu würdigen und zu unterstützen, denn sie sichert nicht nur unsere Lebensmittelversorgung, sondern erhält auch die Schönheit und Vielfalt unserer natürlichen Umwelt, die unser Leben bereichert und unsere Seele nährt.<BR /><BR /> Ihr Christoph Kohl<BR />