<b>Von Jan-Niklas Oberrauch</b><BR /><BR />Eine von ihnen ist Jana March (24) aus Vahrn, die kürzlich eine Stelle an der Landesberufsschule für Gast- und Nahrungsmittelgewerbe „Emma Hellenstainer“ angetreten hat. Der 24-Jährigen war schon früh klar, wohin ihr Weg führen sollte.<BR /><BR />Nach einem Oberschulpraktikum, wo sie erste Erfahrungen auf der anderen Seite der Schulbank sammeln durfte, entschied sich March - wie so viele angehende Südtiroler Lehrerinnen und Lehrer - für ein Lehramtsstudium an der Universität Innsbruck. Nun ist die junge Eisacktalerin zurück in Südtirol und unterrichtet die Fächer Deutsch und Gemeinschaftskunde an der Brixner Landesberufsschule.<BR /><BR />Dass sie den richtigen Beruf gewählt hat, ist sich die 24-Jährige nach ihrem 6-jährigen Studium und mehreren Monaten des Unterrichtens sicher.<BR /><BR /><embed id="dtext86-69446794_quote" /><BR /><BR />Sie betont, dass trotz all der Herausforderungen, die eine junge Lehrperson zu bewältigen habe, ihr in der Klasse stets Respekt entgegengebracht werde. Auch wenn der Lehrberuf an öffentlicher Wertschätzung eingebüßt habe, verspüre sie dennoch viel Dankbarkeit von Seiten der Schülerinnen und Schüler.<BR /><BR />„Der schönste Moment in meiner noch jungen Lehrerkarriere war, als mich ein Schüler in der Danksagung seines Abschlussprojekts erwähnte. Da hätte ich beinahe eine Träne verdrückt“, erzählt die junge Lehrerin voller Stolz.<h3> Zwischen Studium und Unterricht: Ein Quereinsteiger berichtet</h3>Neben dem Studium unterrichten: Diese Gelegenheit nutzt Alex Wiedenhofer (25), der derzeit am Bozner Realgymnasium und der Fachoberschule für Bauwesen Mathematik, Physik und Informatik lehrt. Nachdem er zunächst als Vollzeitstudent in Innsbruck lebte, entschied er sich vor 2 Jahren das Angebot, am Realgymnasium zu unterrichten, anzunehmen und nach Bozen zurückzukehren.<BR /><BR /> Mittlerweile steht der 25-jährige Quereinsteiger kurz vor dem Abschluss seines Mathematik-Bachelorstudiums und hat Spaß am Unterrichten gefunden. Im Gespräch mit uns verriet der junge Mathematiklehrer, dass sich das Unterrichten sehr gut mit dem Studium verknüpfen lasse, auch wenn er zu Beginn einige Bedenken gehabt habe. Schließlich sei der Lehrberuf mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. <BR /><BR />Vor allem die altersgerechte Vermittlung von komplexen Inhalten und die Schwierigkeit, so fair wie möglich zu bewerten, seien zu Beginn anspruchsvoll für den Berufsneuling gewesen. „Hier waren erfahrenere Lehrerkollegen sehr hilfsbereit und vor allem meine Fachgruppe hat mich in diesen Bereichen tatkräftig unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin.“<h3> Lehrermangel eine spürbare Belastung für das Bildungswesen</h3>Trotz dieser ermutigenden Beispiele bleibt der Lehrberuf ein Arbeitsfeld, das zunehmend unter Druck gerät. Der Lehrermangel stellt eine Belastung für das ganze Schulsystem dar. Wie angespannt die Lage an den Schulen tatsächlich ist, zeigt sich daran, dass vielerorts wöchentlich neue Stellen ausgeschrieben werden. <BR /><BR />Landesweit fehlen Lehrkräfte und so haben auch junge Menschen, die erst kürzlich die Matura abgeschlossen haben oder Quereinsteiger die Möglichkeit, als Supplenzlehrer in den Beruf hineinzuschnuppern. Diese Chance nutzte auch die Rittnerin Marie Gasser (20), die im vergangenen Schuljahr ihren Matura-Abschluss gemacht hat und nun an der Bozner Grundschule „Rudolf Stolz“ in Haslach unterrichtet.<BR /><BR />Auch für sie war nach einem Oberschulpraktikum klar, dass sie nach Abschluss der Matura in die Schule zurückkehren möchte. Der jungen Rittnerin macht vor allem die Arbeit mit Kindern Spaß, weshalb sie sich bewusst für eine Stelle an einer Grundschule entschieden hat.<BR /><BR /><embed id="dtext86-69447613_quote" /><BR /><BR />Doch aller Anfang ist schwer: Das musste auch die 20-Jährige feststellen, als sie sich plötzlich in einer bunt gemischten Klasse mit vielen sozialen Herausforderungen wiederfand. Zunächst ging es darum, sich Respekt in der Klasse zu verschaffen und allen Kindern die bestmögliche Ausbildung zu gewährleisten. <BR /><BR />„Ich musste einen Weg finden, alle Schülerinnen und Schüler optimal zu fördern. Das bedeutete, stark zu differenzieren, weil nicht jeder Schüler mit den gleichen Startvoraussetzungen in die Schule kam. Mein Anspruch ist es nämlich, jedem Kind gerecht zu werden und es bestmöglich zu unterstützen“, erklärt die Rittnerin.<BR /><BR />So stellte sie schon nach kurzer Zeit fest, dass die Rolle der Lehrperson mittlerweile weit über das reine Unterrichten hinausgehe. Viele zusätzliche Herausforderungen seien dazugekommen, etwa soziale und familiäre Probleme, mit denen Lehrkräfte zunehmend konfrontiert sind. <BR /><BR />„Will man als Lehrperson einen guten Job machen, dann ist nach Schulschluss noch lange nicht Feierabend. Es steckt noch viel Arbeit dahinter, die von außen häufig nicht wahrgenommen oder unterschätzt wird“, so Gasser. Dennoch sei sie mit ihrer Entscheidung, als Lehrperson in die Schule zurückzukehren, sehr glücklich und könne sich im Hinblick auf ein Familienleben keinen besseren Beruf vorstellen. <h3> Das denken die jungen Lehrpersonen über ihre Bezahlung</h3>Richtet man den Blick auf die Bezahlung von Lehrkräften, dann ist auch hier der Tenor gleich: Junge Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich in puncto Gehalt nicht angemessen bezahlt. Dieses Argument spielt bei der Berufswahl eine bedeutsame Rolle und ist laut den 3 jungen Lehrpersonen ein wesentlicher Grund für den bestehenden Lehrermangel. <BR /><BR /><embed id="dtext86-69446798_quote" /><BR /><BR />„Wenn man bedenkt, dass die Dauer der universitären Ausbildung genauso lang ist wie die eines Arztes oder Juristen, dann spiegelt sich diese Studiendauer keinesfalls im Gehalt wider“, betont Jana March. <BR /><BR />Alex Wiedenhofer sieht es ähnlich: „Im Vergleich zu anderen Berufsfeldern bietet der Lehrerberuf nur begrenzte Aufstiegschancen und das Gehalt liegt deutlich unter dem von Berufen, die eine vergleichbare Qualifikation erfordern“. Aus diesem Grund überlegt sich der 25-jährige Lehrer nach Abschluss seines Studiums in die Privatwirtschaft zu wechseln. <BR /><BR />Auch Marie Gasser, die ihre Grundschulklasse auf einen dreitägigen Ausflug nach Langtaufers begleitet hat, ist der Meinung, dass die Verantwortung auf die vielen Kinder aufzupassen, dem bezahlten Gehalt nicht gerecht wird. Sie könne verstehen, dass Lehrpersonen zunehmend davor zurückschrecken, eine ganze Klasse auf Ausflüge zu begleiten. „Gerade bei solchen Aktivitäten außerhalb des Klassenzimmers trägt man als Lehrperson eine enorme Verantwortung für die Kinder, doch die zusätzliche Entlohnung dafür ist leider sehr gering“, so die 20-Jährige.<h3> Südtirol kann bei Lehrergehältern nicht mithalten</h3>Laut den jungen Lehrpersonen müsse es darum gehen, mehr finanzielle Anreize für den Beruf zu schaffen. Dafür reicht ein Blick in Südtirols Nachbarländer, wo Lehrpersonen nördlich des Brenners um ein Vielfaches besser bezahlt werden. <BR /><BR />Während Lehrpersonen in Nordtirol mit einem Bruttoeinstiegsgehalt von etwa 3.520 Euro aufgeteilt auf 14 Monate entlohnt werden, können sich junge Lehrer in Bayern monatlich sogar über 5.247 Euro freuen. In der Schweiz kann das Einkommen je nach Schulstufe auf über 9.000 Euro klettern.<BR /><BR /> Und in Südtirol? In Südtirol hängt das Gehalt einer Lehrperson von mehreren Faktoren (u.a. Qualifikation, Zweisprachigkeitszertifikat) ab. Ein qualifizierter Berufseinsteiger kann mit etwa 2400 bis 2700 Euro brutto aufgeteilt auf 13 Monate rechnen, was ungefähr der Hälfte der bayrischen Kollegen entspricht.<BR /><BR /><BR />Umso mehr muss man in Südtirol froh sein, dass es sie dennoch gibt: Junge Lehrerinnen und Lehrer, die ihrem Beruf voller Motivation und mit Leidenschaft nachgehen.