Auch die Dynamiken der Leistungsgesellschaft tragen zur sprachlichen Verrohung bei. <BR /><BR /><BR /><BR />Das Phänomen „Sprachverrohung“ lässt sich aus völlig verschiedenen Perspektiven betrachten: Diskriminierungen jeglicher Art, Sexismus, Politiker, die gezielt mit Grenzüberschreitungen spielen, Medien, die auf Polarisierungen setzen, Hassparolen oder Shitstorms in den sozialen Plattformen, Alltagsrassismus. Die Liste an Beispielen für derartige Auswüchse und Ausformungen ließe sich noch lange fortsetzen. <BR /><BR />Dabei sollte aber nicht vergessen werden, was dieses permanente negative Trommelfeuer mit uns macht und wie man es unterbinden kann. „Man ist sich oft wohl nicht bewusst, dass Sprache der Schlüssel zur Welt ist und damit sowohl Gutes wie Schlechtes transportiert wird“, erläutert Markus Frei vom Netzwerk Gewaltprävention. <BR /><BR />Wer einen aggressiven Ton anschlägt, wer pöbelt oder verbal ausfällig wird, der greife nicht nur sein Zielobjekt an, sondern die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit. „Missbilligende Worte fressen sich in unsere Seelen, sie zersetzen die Fundamente unseres Zusammenlebens“, sagt Frei und betont, dass die Hemmschwellen und die Filter immer weiter abnehmen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-53594941_quote" /><BR /><BR />Die Ursachen sind vielfältiger Natur, Frei benennt eine davon: „Ich selbst beobachte, wie sehr die Dynamiken der Leistungsgesellschaft die Menschen unter Druck setzen. Das erzeugt Überforderung, Frust und im verstärkten Ausmaß verbale Rundumschläge.“ <BR /><BR />Folglich beschäftigen sich immer mehr Institutionen und Initiativen mit der komplexen Thematik. Eine davon ist die Tagung „Sprache – Diskriminierung – Gewalt“ am 30. März an der Eurac Bozen, die vom Netzwerk Gewaltprävention zusammen mit dem Forum Prävention organisiert wird. In Vorträgen und Workshops werden unterschiedliche Aspekte beleuchtet, so etwa die Ausprägungen der Hassrede von Mbaye Ndack, die Bedeutung von Sprache für die eigene Identität von Kübra Gümüsay oder der Klassismus (Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft) in der Schule von Walter Pichler. <BR /><BR />Mit dieser Tagung habe das 2016 gegründete Netzwerk Gewaltprävention die Impulse der Netzwerkpartner – etwa Träger der Bildungs-, Jugend- und Sozialarbeit – aufgegriffen, damit diese in der Folge die Ergebnisse in ihrer Arbeit weiter voranbringen. Es geht also vorrangig um die Beleuchtung der Thematik, Prävention und Bewusstseinsbildung in der Praxis vor Ort. <BR /><BR />Letztlich liegt die Verantwortung bei jedem einzelnen Sprecher, letztlich kann jeder Einzelne sein eigenes Umfeld mit bedachter Wortwahl von Abgrenzung zu Polarisierungen, Beleidigungen oder Hetze verschonen. Und letztlich fällt jede Äußerung – im Guten wie im Schlechten – auch auf den Absender zurück.